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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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gestellt, was Tanya nicht unnett fand. Auf diesen Bauchmuskeln könnte man eindeutig Parmesan reiben. Und dieser Hintern in diesen Shorts zeigte nicht nur, wie viel Gesundheit man mit viel Training hinbekommen könnte, sondern sicher auch, wie viel richtig leckeren Sex man …
    Hier bremste Tanya ihren Gedankenstrom, aber gleichzeitig musste sie seufzen – guter Sex war wirklich zu lange her. Mit ihrem Ex, dem charmanten Drehbuchautor vor drei Jahren und dann mit ein paar doofen One-NightStands außerhalb von Deutschland in den letzten zwei Jahren – das war’s. Denn das war auch wieder ein Preis, den sie für ihre Arbeit bezahlen musste: Sex in Deutschland war quasi unmöglich. Wie sollte sie herausfinden, ob der flirtende Kerl ihr gegenüber wirklich mit ihr schlafen wollte oder nur mit »Deutschlands immer noch schärfsten Blondine«? Und selbst wenn ihr das mal egal wäre, wie konnte sie sich sicher sein, dass er nicht heimlich dabei, davor oder danach Fotos machen würde von ihr, ihrer Wohnung oder was ihm sonst noch einfiel und sie dann gewinnbringend weiterverscherbeln würde? Seit jedes Telefon auch eine Linse hatte, lag eine Kamera ja quasi immer in Griffweite. Deshalb vergnügte sich Tanya seit dem Ende ihrer letzten Beziehung ausschließlich in Ländern, wo man deutsches Fernsehen nicht empfangen konnte und nur globale Stars wie Penelope Cruz oder Salma Hayek diese Art von Stress hatten, nicht aber ein kleines nationales Licht wie sie. Sie beneidete die internationalen Kolleginnen wirklich nicht um ihren weltweiten Erfolg. Da musste man ja dann entweder wirklich einem Einzelnen für immer treu sein oder ein Fitness-Video herausbringen. Irgendwohin musste die Libido ja umgelenkt werden.
    Sie ertappte sich, wie ihr Blick doch wieder zu dem süßen Hintern des Lichtdoubles auf dem Bildschirm wanderte und dachte an das alte Showbiz-Mantra »Never fuck the Company«.
    Wie wahr. Aber auch wie schade …

KAPITEL 10
    »Five, six, seven, eight …« – dieses Mal nervte die Opening-Choreografie Sascha. Nicht, weil er sie nicht tanzen konnte, sondern weil alle Dramen und Probleme dieser kleinen Psycho-Pseudo-Popstar-Truppe anscheinend am ehesten in den Nummern explodierten, in denen sie zusammen agieren mussten. Während sich bei den Soloproben die meisten eher zurückhielten, fuhr ein jeder bei den Gruppennummern ein Ego auf wie die gesamte Frontreihe von »We are the World«.
    Beim Thema »Musical« war nun der »Time Warp« aus der Rocky Horror Show dran. Dabei war es nicht gerade hilfreich, dass auch Leute den Zeitsprung tanzen mussten, die keinen einzelnen Schritt tanzen konnten, noch dazu in transsexuellen campen Kostümen samt Plateauschuhen und Perücken, die zwar zum Teil noch unfertig waren, aber trotzdem zur Probe angezogen werden mussten.
    Natürlich war Sascha die Obertranse Frank’N’Furter, etwas anderes hätte er auch nicht akzeptiert. Einen kurzen Moment lang hatte der Choreograf gezögert, das hatte er genau gesehen, ob er die flamboyante Überfummeltrine doch an den schlichten Uwe aus Meck-Pomm geben sollte, um »gegen das Klischee« zu besetzen und Uwe zu Schreikrämpfen und nächtlichen Schweißausbrüchen zu treiben, aber eine rein zufällige Bewegung von Sascha mit der zwei Meter langen Federboa hatte klar gezeigt, was jedem Showopening überall auf der Welt immer auf die Sprünge half – eine Powertunte in einer Powertunten-Rolle. Oder – wie Sascha es innerlich vermerkte – einfach pure Authentizität, eine Art Meryl Streep auf Plateauschuhen.
    Dass Xena sich auf die gruselige Magenta gestürzt hatte wie die sprichwörtliche Teufelin auf die arme Seele war auch klar gewesen. Uwe wurde typgerecht der Normalo Brad, Lilly die brave Janet, Chantal gab sich mit der schillernden Columbia zufrieden (»Aber ohne den Stepptanz!«, wie sie betonte), Mephisto und Fatima waren Partygast und Vampirbäuerin (nur so konnte das Kopftuch in Transsylvanien integriert werden) und Mike D war Riff Raff. Und genau damit war der Ärger heute Morgen losgegangen.
    Nicht nur war Mike stinksauer über die Presse des Sonntags gewesen, er hatte sich jetzt als neue Argumentation zurechtgelegt, dass er, wenn er nun schon ein echter Gangster Rapper war, bestimmt nicht im Fernsehen in so alberner grauer Langhaarperücke und mit einem falschen Buckel auftreten würde. Er verfluchte Peter de Bruyn für seine PR -geilen Indiskretionen lautstark, nutzte sie aber gleich wieder aus, um ab jetzt Sonderwürste in der Show

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