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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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zu bekommen. Er würde als Rapper auftreten – oder gar nicht. Das war eigentlich überraschend intelligent argumentiert, dachte Sascha. Da merkte man doch wieder, dass der böse Getto-Boy auf einem Gymnasium gewesen war. Wahrscheinlich sogar im Musik-Leistungskurs.
    Der nächste morgendliche Krisenherd war die Mutter von Lilly gewesen. Warum Eltern überhaupt bei den Proben dabei sein durften, war Sascha ein Rätsel, aber offensichtlich war dieser Drache auch die »Managerin« ihrer kleinen Lillyfee. Sie ging schnaubend an der Rückwand des Tanzstudios hin und her, heute in einem unfassbaren Outfit aus Zebra mit Silber. Der Grund des Schnaubens war wiederum Lillys Outfit gewesen, das Mama Saurier für eine »Janet« zu viel Brust zeigte. Der Hinweis des Choreografen, dass Janet ja später im Stück ihre sexuelle Erweckung mit dem muskulösen Rocky bei »Touch-a, touch-a, touch me!« erleben würde, ließ die Mutter nicht gelten. Später war später, beim »Time Warp« war die Bluse noch zu und basta!
    Während all dieser Diskussionen versuchte sich Sascha innerlich auf seinen Song für diese Woche zu konzentrieren – »Aquarius« aus »Hair«. Nicht nur war der verdammt schwer zu singen, weil er für eine große schwarze weibliche Soulsängerin geschrieben worden war – er kam Sascha auch insgesamt lange her vor und für die jungen Zuschauer der Show nicht mehr zeitgemäß.
    Er seufzte, während Zebramutti beim Choreografen gerade die nächste Runde verlor, aber dann wurde eine andere Stimme im Saal laut.
    »Das ist doch unglaublich!«, tönte es von der Fensterfront hinüber, wo Fatima und Uwe standen. »Du bist Rassist, das ist alles!« Bei dem R-Wort war auf einmal Ruhe im Saal, und alle starrten Fatima an, die eigentlich seit Beginn der Show zu allen insgesamt nur drei Sätze gesagt hatte. »Ein beschissener Faschorassist!«
    Rocker Uwe neben ihr war käseweiß geworden. Seine ganze Körperspannung hatte sich in seine Hände verlegt, die sich nun an seinem schweren Ledergürtel festkrallten. »Ich will nur nicht neben dir singen, weil ich dich nicht leiden kann, das ist alles!«, quetschte er aus sich heraus. »Ich steh eben nicht auf dich!«
    »Du stehst nicht auf Ausländer, das ist der Punkt!« Fatimas Augen funkelten. »Seit wir hier sind, machst du einen Riesenbogen um mich. Du probst nicht neben mir, du sitzt in den Pausen nicht neben mir, und du sprichst nicht mit mir! Und das alles nur, weil ich Muslima bin! Und genau dasselbe machst du mit der Tunte!«
    Sascha war einen Moment hin und her gerissen, ob er sich über das Schimpfwort aufregen sollte, entschloss sich dann aber zur Solidarität mit anderen Minderheiten. »Stimmt auffallend, Uwe!« Er nickte Fatima zu. »Er kann mir ja nicht mal ins Gesicht sehen, wenn wir zusammen singen!«
    »Das ist doch alles eine gequirlte Grütze!« Jetzt hatten Uwes Hände den Gürtel verlassen und reckten sich bedrohlich in die Höhe. »Ihr spinnt ja total! Seht überall Rassismuskram, den es gar nicht gibt! Das ist alles nur in eurem blöden Kopf!« Er näherte sich bedrohlich Fatima, die wie angewurzelt stehen blieb. »Das würde ich nicht so sehen …« Peter de Bruyn tauchte in seiner üblichen Lichtgeschwindigkeit plötzlich in der Tür des Probensaales auf. »Schließlich sind doch wirklich nur Faschos in Vereinen wie dem › Heimatklub Rostock ‹ oder?«
    Uwes Gesicht wurde plötzlich noch weißer. Er starrte Peter mit einer Mischung aus Verzweiflung und Hass an. »Das ist nur ein Sportverein«, kam es ihm noch mühsam über die Lippen.
    »Mmh, und Goebbels war nur Fan von Ufa-Stars!«, kam es schneidend zurück. »Komm schon, Junge, wir wissen beide sehr genau, wer sich jede zweite Woche in dem idyllischen Waldgasthof bei Rostock trifft, zusäuft und dann das Horst-Wessel-Lied singt. Einer deiner Kumpane, so doof seid ihr, hat uns sogar eine Aufnahme davon geschickt, um uns zu zeigen, wie schön du singen kannst! Dieses Tape reicht alleine, dass der Verfassungsschutz dich mal genauer durchleuchtet. Also: Du tanzt da, wo es dir gesagt wird, verstanden? Sonst kannst du dein Nazigegröle morgen auf Youtube hören! Und da wäre ich mir nicht sicher, ob dir das am Samstag Punkte bringt …« Er blickte in die Runde, und plötzlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Und nun wünsche ich weiterhin eine gute Probe!«
    De Bruyn ging ab, und Sascha war sprachlos. Nicht nur darüber, was der »ehrliche Rocker und Familienvater« Uwe privat dachte

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