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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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herausbekommen?«
    »Ja. Ich weiß, wie Schuster ermordet worden ist. Ich glaube auch, ich weiß, wer es getan hat. Allerdings nicht warum. Und ich kann es noch nicht beweisen.«
    Jorinde kniff ein Auge zu. »Ich habe Hunger. Sie haben doch gekocht. Wann gibt’s was zu essen?«
    Matzbach breitete die Arme aus. »Ich fürchte, da werden Sie noch warten müssen.«
    »Man sollte Sie umbringen. Sie feistes Scheusal!« Melcher schwenkte wütend den Schal und funkelte Matzbach an.
    Sie waren hungrig und erschöpft ins Haus gestürmt, hatten den Schnee von ihren Kleidern entfernt und sich in die Küche begeben.
    »Sämtliche Vorräte!« stöhnte Adelheid Koslowski. »Ich weiß nicht, was ich mehr zum Kotzen finde – Ihre Vorstellung mit dem Auge, oben, vorhin, oder das, was Sie in der Küche angerichtet haben!«
    »Wieso Auge?« sagte Genenger. Seine Kiefer mahlten. »So, wie das in der Küche aussieht, hat er blind gearbeitet.«
    Evita ließ sich in einen Sessel fallen. Plötzlich begann sie schallend zu lachen. »Wenn Sie so weitermachen, Baltasar, duze ich Sie bald doch.«
    Melcher blickte sie mißbilligend an. »Was findest du denn daran witzig?«
    Sie winkte ab. »Wird nicht verraten.«
    Susanne Steul zündete sich eine Zigarette an. Sie warf Matzbach einen wütenden Blick zu. »Und was machen wir jetzt?« Ihre schlanken Finger zitterten.
    »Wo steckt die Hexe?« Hoff lenkte für einen Moment ab.
    »Sie ist oben und wäscht sich das Blut ab«, sagte Baltasar.
    »Wenn ich dieses Wochenende überlebe, ohne verrückt zu werden«, murmelte Adelheid Koslowski, »ist das ein gutes Zeichen. Dann überstehe ich auch den Dritten Weltkrieg.« Sie bückte sich und zupfte an den Gamaschen.
    »Wenigstens hat er den Kaffee übriggelassen«, stellte Genenger fest. »Ich schlage vor, wir trinken einen starken Kaffee, und dann versuchen wir, zu den Wagen zu kommen.«
    »Versuchen Sie’s«, sagte Matzbach. »Es wird ein paar Stunden dauern. Aber erstens ist das gut für Ihre Linie, und zweitens harrt am Schluß der Reise Erquickung.« Er wandte sich an Hoff. »Henry, du bist der nächste. Zum Interview nach oben, bitte!«
    Henry nickte. Es war klar, daß Matzbach die anderen dem Durcheinander überlassen wollte, das er angerichtet hatte. Evita, Adelheid, Susanne, Arthur und Heinrich blieben im Kaminzimmer zurück und starrten hinter den beiden her.
    »Hast du was rausgekriegt?« Baltasar setzte sich wieder neben Schusters Leiche.
    Hoff hockte sich auf den Ofen; die Lederjacke war naß und schwer, und an den Schuhen hatte der Schnee Ränder hinterlassen. »Saukalt ist es hier«, sagte er mit einem unfreundlichen Blick zum Fenster. »Kälter als draußen. – Nein, ich hab nix rausgekriegt. Alle benehmen sich eigentlich normal. Ein bißchen überdreht, klar, und Schneemänner bauen ist albern, aber es ist im Rahmen dessen, was ich von ihnen kenne.«
    Baltasar spitzte den Mund, bis er einem Hühnerpopo glich, und blies Luft hindurch, die im Engpaß quietschte. »Nun ja. Immerhin hat es mir Zeit verschafft.«
    Henry grinste. »Ich hab zwar auch Hunger, aber das hast du fein gemacht. Alles in Bewegung halten, wie?«
    Baltasar zwinkerte. »Jeder von ihnen weiß, daß der Nächstsitzende der Mörder oder die Mörderin sein könnte. Das sollte sie nervös machen. Essen, denke ich, beruhigt, aber nun gibt’s vorläufig nichts zu futtern. Bis jemand an die Wagen herankommt. Das sollte sie auch nervös machen. Die Interviews hier in diesem Gefriersalon sind interessant. Wenn man friert, redet man schneller und unaufmerksam. Nur, um so bald wie möglich wieder ins Warme zu dürfen. Nein, mir gefällt alles ganz ausgezeichnet.«
    »Und? Fortschritte?«
    Matzbach wackelte mit dem Kopf. »Wie man’s nimmt. Ich weiß, daß einige es nicht waren. Die Liste wird kürzer.«
    Hoff schaute aus dem Fenster. »Steh ich noch drauf? Auf der Liste, mein ich.«
    »Du, mein Lieber, hast nie draufgestanden. Ich kenne dich lange genug. Das, was hier in diesem Zimmer abgelaufen ist, war eine böse Sache. Ich schätze, wenn du gereizt wärst und eine Pistole hättest, könntest du vielleicht die Nerven verlieren. Aber kaltblütig eine sadistische Mordvariante durchziehen, das paßt nicht zu dir.«
    Hoff war beleidigt. »Unterschätz mich nicht.«
    Baltasar kicherte und schwieg.
    Hoff rutschte auf dem Öfchen hin und her. »Was ist denn eigentlich passiert? Von wegen sadistische Variante und kaltblütig und so?«
    Matzbach winkte ab. »Sei mir nicht böse

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