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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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...«
    »Als ob dich das stören würde!«
    »... aber mir fehlen ein paar Steinchen. Ich mag noch nicht darüber reden.«
    Hoff legte den Kopf auf die Seite und belauerte Baltasar. »Und wenn der Mörder oder die Mörderin das Gefühl hat, es wird eng, und deine Pistole auf dich richtet?«
    »Das«, sagte Matzbach heiter, »wäre ein Fehler.«
    »Wieso? Grundsätzlich wäre es eine gute Tat.«
    »Schon möglich. Aber es würde die Anzahl der Lebenden so sehr vermindern, daß hinterher die Polizei kaum Probleme mit der Restauswertung hätte.«
    »Ach ja. Die Polizei gibt’s auch noch. Man vergißt das, wenn man eingeschneit ist. Die Welt ist furchtbar weit weg.«
    Matzbach nickte. Er spielte wieder mit klackenden Gegenständen in seiner Jackentasche. »Ich glaube«, sagte er schließlich »wir haben genug geredet, um den Anschein eines Verhörs zu erwecken. Blöder Satz – wieso erweckt man einen Anschein? Haben Anscheine etwas Dornröschenhaftes? Egal. Du bist in Gnaden entlassen, teurer Freund.«
    Hoff stand auf, kam zu Matzbach, wobei er vorsichtig um die verstreuten Objekte auf dem Boden herumging. Er klopfte dem Dicken auf die Schulter. »Weiter so, nicht verzagen. Wenn du in eine Klemme kommst, ruf um Hilfe. Wen soll ich dir jetzt schicken?«
    »Susanne Steul.« Baltasar grinste. »Die war gerade so schön wütend.«
    Hoff verließ das Zimmer. Matzbach erhob sich und blickte aus dem Fenster. Der Schnee war zerwühlt; zyklopische Figuren standen im Karree Posten im Garten, umgeben von riesigen Bruchstücken, die keine Verwendung mehr beim Schneemannbau gefunden hatten. Jemand schien versucht zu haben, einen Weg zum Werkzeugschuppen zu bahnen, war aber nicht weit gekommen.
    Hoff trat wieder ein. Er grinste besonders schäbig. »Madame Susanne lassen grüßen. Nach den Schneeveranstaltungen war sie naß und kalt und hat sich in die Badewanne gelegt. Wenn du darauf bestehst, kannst du sie dort befragen. Sie läßt ausrichten, sie hätte nicht abgeschlossen.«
    »Na bravo, mal was Neues. Herr, wie ist dein Tierreich groß – lauter Affen und Studenten. Ehemalige.«
    Er ging aus dem Zimmer, gefolgt von Hoff. Henry stieg die Treppe hinab; Baltasar begab sich gemächlich zum Badezimmer, kratzte an der Tür und trat ohne abzuwarten ein.
    Susanne Steul lag malerisch im Schaum. Sie nickte freundlich. »Willkommen, mein Herr.«
    Baltasar zog einen Schemel an die Wanne und setzte sich. »Nett haben Sie’s hier«, sagte er. »Und so gemütlich.«
    Susanne führte eine Handvoll Schaum zum Mund und blies ihn in Richtung Matzbach. »Ich hab kein Alibi. Ich hab nämlich geschlafen. Ich bin nicht aufgestanden und hab nichts gehört. Ich weiß auch nichts. Schuster war ein Schwein, von mir aus soll sein Mörder lange in Freiheit herumlaufen. Er hat ein gutes Werk getan.«
    Baltasar kratzte sich am Kopf. »Soso. Aha. Hm. Was macht Ihr Hunger?«
    »Geht so. Kaffee und Zigaretten und warmes Wasser, äußerlich, das hilft ein bißchen.«
    »Sie sind mir ja gar nicht mehr böse.«
    Sie betrachtete ihn forschend. »Wissen Sie, Evitas muntere Reaktion hat mir zu denken gegeben.«
    Baltasar rümpfte die Nase. »Hat sie Ihnen was anvertraut?«
    »O nein. Sie hat nichts gesagt. Aber sie scheint Verständnis für Ihre Aktionen aufzubringen. Verhöre in einem eiskalten Zimmer mit Leiche. Rattenopferung auf der Veranda. Vernichtung aller Nahrungsmittel. Und so weiter. Haben Sie ihr was gesagt, was wir noch nicht wissen?«
    Baltasar verneinte durch heftige Kopfbewegungen.
    »Ich glaube, Sie veranstalten den Zirkus nur, um uns in Bewegung zu halten, zu ärgern, zu verunsichern. Mit uns den Mörder. Damit er einen Fehler macht und sich verrät. Das kann ich verstehen, und deshalb bin ich Ihnen nicht mehr böse. Im Gegenteil.« Letzteres sagte sie langsam; dazu feuerte sie einen schmachtenden Blick auf Matzbach ab.
    »Häh?«
    Sie lachte laut auf. »Jetzt sehen Sie nicht sehr intelligent aus. Aber süß. Ich würde Sie gern näher kennenlernen. Wollen wir nicht das dämliche Siezen endlich lassen?«
    Matzbach hatte sich vom jähen Stimmungswechsel erholt und grinste. »Bedaure, Madame. Wenn Sie es nicht weitersagen – ich duze mich nicht mal selbst. Ich und ich« – er klopfte sich auf den Wanst –, »wir verkehren per Sie miteinander. Oder gar per Ihr.«
    Susanne Steul erhob sich. Hübsch, schlank und schaumbedeckt stand sie in der Wanne und langte nach einem Waschlappen, den sie auf den Boiler gelegt hatte statt auf den Wannenrand. Wie

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