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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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stehen, das zugeschneit und unleserlich war.
    »Das stimmt«, sagte Hoff vergnügt. »Fahr da rein.«
    »Woher weißt du das? Man kann es doch füglich nimmer lesen.«
    »Ich weiß, wie schief der Pfahl mit dem Schild steht. Ich habe ihn selbst schiefgefahren.«
    »Ach so. Das überzeugt mich.«

Baltasar fuhr im zweiten Gang an und lenkte den Kombi in die Seitenstraße. Auch sie war früh am Tag geräumt worden, inzwischen aber weitaus höher zugeschneit als die Bundesstraße. »Meiner Treu«, sagte Matzbach sanft. Er erriet die Nähe von Bäumen, die unter ihrer weißen Last bald zusammenbrechen mußten; zu sehen war jedoch nichts.
    Hoff tastete nach den Zigaretten in seiner Brusttasche. Er zündete eine an, hustete und räusperte sich. »Also Heinrich. Dann haben wir den kleinen dicken Gaspard Schuster, geboren im Elsaß. Er hat einen Tierverleih aufgemacht, irgendwo im östlichen Sauerland oder hinterm Rothaargebirge.«
    »Zu welchem Zweck verleiht man Tiere? Und wer leiht sich solche aus?« Matzbach machte verwunderte Augen.
    »Also, da gibt es Nutztiere wie Schafe. Du weißt ja nicht, wie viele vornehme Menschen sich lieber ein Rudel Schafe leihen als selbst ihren Rasen zu mähen. Schafe nehmen ihnen die Arbeit ab, düngen den Boden und sehen gut aus. Selbstverständlich will der Nachbar das dann auch haben.«
    Baltasar pfiff durch die Zähne. »Ich ahne etwas. Dieser Schuster verleiht Schafe gegen Geld. Sie fressen sich rund, dadurch spart er Futter, und am Ende kann er sie scheren und schlachten, hat also dreimal verdient, ohne sich selbst um die Tiere kümmern zu müssen.«
    »Genau. Gut, nicht? Außerdem hat er noch viele andere Tiere. Es gibt Irre, die für alles zahlen, Hauptsache, es ist ausgefallen und teuer genug.«
    »Zum Bleistift?«
    »Hmmm. Frau Generaldirektor will ihre Damen vom Kaffeekränzchen schocken. Dann bestellt sie sich bei Gaspard einen Python. Teuer, aber er liefert. Hinterher holt er ihn wieder ab.«
    Matzbach seufzte. »Du willst mich schon wieder an der Nase herumzerren. Wo nimmt dieser Elsässer einen Python her?«
    Hoff kniff ein Auge zu. »Wann bist du zuletzt in einem Zoo gewesen?«
    »Oh, ah, hm. Das ist lange her. Nein, warte mal, vor drei oder vier Tagen, in deinem Büro. Aber sonst?«
    »Pff. Ist dir schon mal aufgefallen, daß manche Tiere, die du unbedingt sehen willst, gerade nicht da sind?«
    Matzbach öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
    »Ja, genau. Tierhaltung ist ein teures Vergnügen, und besonders kleine private Zoos verleihen ihre Tiere manchmal. Natürlich nur die robusten.«
    Baltasar kicherte. »Ach ja? Die empfindsamen Seelchen der Nilpferde würden es nicht überstehen?«
    »Hm-hm. Außerdem hat Gaspard inzwischen eigenes Getier – Pferde, Hunde, Hirsche, Marder, was du willst.«
    »Aber wer leiht sich einen Marder?«
    »Ich weiß es nicht. Immerhin hat er mir neulich am Telefon etwas über Leasing und Wisente erzählt.«
    Matzbach verschluckte sich an seinem Speichel. Der Wagen schlingerte bedrohlich. »Wisent-Leasing?«
    Hoff nickte ungerührt. »Ja, und Wieselverleih.«
    Matzbach prustete los. Nach einer Weile, als er wieder zu Atem gekommen war, erkundigte er sich: »Wer leiht wozu und um welchen Betrag ein Wiesel? Ein Leihwiesel?«
    Hoff zuckte mit den Achseln. »Du kennst doch diesen eskalierenden Blödsinn – Frau Müller hat einen Kanarienvogel, Frau Meier einen Goldfisch, Frau Schmitz einen Pinscher, Frau Schulz einen Pudel. Dann geht es wie bei Autos – immer eine Nummer besser als der Nachbar. Also schafft Frau Müller-Lüdenscheid sich einen Bernhardiner an, Frau Meier-Gotthold ein Pony, und Frau Schmitz-Barmbek eben ein Wisent. Anders als die Nachbarinnen weiß sie aber, daß sie das Tier jederzeit loswerden kann, wenn sie es satt hat. Oder sie tauscht es gegen das neueste größere Modell ein. Und was Wiesel angeht – lieber Mann, weißt du, welches Image du bekommst, wenn alle Nachbarn Köter und Kater haben, du aber führst einen Hermelin an der Leine?«
    Baltasar hob die Hände. Bei dem langsamen Tempo und der zufällig ebenen Straße war es nicht riskant. »Genug, genug. Ein Philosoph, ein Privatbestatter, ein Tierverleiher ...«
    »Arthur Melcher«, sagte Henry fröhlich. »Er hat, wie alle anderen, Philosophie studiert, brotlose Unkunst. Jetzt dichtet er.«
    »Ist das brotvoller als Philosophie?«
    »Wenn man es so macht wie er, ja. Er hat sich in die klassischen Disziplinen eingearbeitet und bietet gegen Bezahlung festliche,

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