Mörderbrunnen (German Edition)
Kollegin schnell einen Kaffee ein. Die guckt so missmutig aus der Wäsche.“
„ Witzig“, grummelte Jenny. „Hab so ein Zeug geträumt und dann klingelt mitten in der Nacht der Wecker. Stau war auch schon wieder. Warum fahren die alle wie die Deppen?“
„ Vielleicht sind’s ja welche. Setzt dich erst mal und trink in Ruhe einen Kaffee, dann sieht die Welt schon ganz anders aus.“
„ Wer´s glaubt. Sascha, hast du den Geisterbahntypen gefunden?“
„ Ja, ganz einfach. Er hatte nie den Eindruck, dass Herr Kiesewetter homosexuell war oder auf den Strich ging. Können wir öfter mal Zeugen auf der Dippemess vernehmen? Die machen da echt leckeren Döner.“
„ Oh Mann, Sascha, dafür isses jetzt echt zu früh. Was habt ihr zwei Hübschen denn heut vor?“
„ Ich mach erst mal Papierkram.“ Sagte Logo, „Da liegt ein Haufen Zeugs auf meinem Schreibtisch, das ich noch nicht mal angeschaut habe. Und den Bericht von gestern muss ich auch noch schreiben.“
„ Dann folge ich deinem Beispiel. Bringt ja nichts, es noch länger aufzuschieben“, schloss sich Jenny an.
„ Ah, Jenny, hier, ich hab deinen Professor mal überprüfen lassen, nur für alle Fälle.“
„ Den Gascon? Warum?“
„ Naja, immerhin stand er mit dem Opfer in näherer Verbindung. Vielleicht war ja doch was zwischen ihnen.“
„ Hm, es deutet zwar nichts darauf hin, aber … was steht denn drin?“
„ Also geboren isser in Frankreich, hört man ja schon am Namen, aufgewachsen in Saarbrücken. Kunst hat er studiert in Frankfurt und ist dann hier geblieben. Guck mal, er ist achtundvierzig, zwei Jahre älter als du, passt ja.“
„ Was soll das denn wieder heißen?“
„ Nix, ich will dich nurn bisschen aufziehen. Wird Zeit, dass du mal wieder einen Freund hast.“
„ Ach, und du findest, ein Beteiligter an einem Mordfall wär genau der Richtige?“
„ Naja, zwei Fliegen mit einer Klappe. Da kannst du Arbeit und Vergnügen verbinden. Du gehst mit ihm aus und verhörst ihn gleichzeitig.“
„ Mann, du musst ja heute nen Clown gefrühstückt haben. Sascha, hör auf zu lachen.“
„ Tschuldigung“, prustete er und verteilte dabei Brötchenkrümel auf dem Tisch.
„ Ach, ihr nervt. Wir sollten uns mal die anderen Modelle vom Herrn Gascon vornehmen. Vielleicht kannten die Manuela Wagner?“
„ Kann ich machen“, erbot sich Sascha.
„ Gut“, seufzte Jenny, „dann fahr ich, wenn ich mit dem Papierkram durch bin, nach Kiedrich auf die Beerdigung. Die ist schon heute, obwohl die Leiche gestern erst freigegeben wurde. Ganz schön fix.“
„ Ich glaube verstanden zu haben, dass der Onkel des Mädchens eine Schreinerei mit Beerdigungsinstitut hat.“
„ Ach so.“
„ Nimmst du einen Fotografen mit?“
„ Ich glaub kaum, dass der Mörder nach Kiedrich fährt. Aber ich nehm für alle Fälle meine Digicam mit und mach bei Bedarf selbst ein paar Fotos. Ein Fotograf lohnt nicht.“
Sascha trabte ab und Jenny und Logo widmeten sich mit wenig Begeisterung der Schreibarbeit, die mittlerweile einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch nahm.
Gegen zehn Uhr klappte Jenny die Ordner zu und packte ihre Tasche.
„ Ich mach mich auf den Weg. Wer weiß, wie lange ich für die Strecke brauche bei dem Verkehr Richtung Rheingau Wenn du den Schreibkram fertig hast, versuch bitte ein bisschen mehr über die „Geschäfte“ von Herrn Kiesewetter heraus zubekommen. Bis dann.“
Jenny holte ihr Auto vom Parkplatz des Polizeipräsidiums und fuhr auf die A 66 Richtung Westen am Taunus entlang in den Rheingau. Noch vor Rüdesheim bog sie rechts ab nach Kiedrich. Die Kirche und der Friedhof waren leicht zu finden. Alles in allem hatte der Ort wohl nicht mehr als zehntausend Einwohner. Kurz vor elf betrat sie die Kirche, die nur mäßig gefüllt war, und setzte sich in die letzte Reihe. In der ersten Reihe saßen zwei ältere Ehepaare. Wohl die Eltern und Onkel und Tante, vermutete Jenny. Die zweite Reihe war frei, was darauf schließen ließ, dass keiner ihrer Verwandten oder näheren Freunde anwesend waren. In den anderen Reihen saßen vereinzelte Männer und Frauen, die neugierig oder unsicher in die Runde schauten. Der Pfarrer, ein älterer Mann mit weißen Haaren, begann mit seiner Rede, die kurz und unpersönlich gehaltenen war. Jenny hatte nicht den Eindruck, dass der Pfarrer das Mädchen gut gekannt hatte.
Das Ganze dauerte nicht länger als eine Viertelstunde und Jenny erhob sich gemeinsam mit den anderen, um den Sarg zum Grab zu
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