Mörderbrunnen (German Edition)
Morgen krieg ich raus, ob er ne Freundin hat!“
„ Frauen!“
Gerade als Jenny ihre Tasche packen wollte, wurde die Tür mit Schwung wieder aufgerissen.
„ Guten Abend, werte Kollegen.“
„ Na, da schau an, der Herr Staatsanwalt, nabend.“
„ Fein, dass ich Sie beide noch antreffe. Vielleicht könnten Sie mich kurz auf den aktuellen Stand bringen über die Mordfälle Brünnchen und Alte Brücke?“
Der junge Staatsanwalt Biederkopf, der erst vor einigen Monaten zu der Frankfurter Staatsanwaltschaft gestoßen war, war dafür bekannt, die Verbrechensfälle nach ihren Tatorten zu bezeichnen. Jenny war sich noch nicht sicher, ob sie ihn mochte. Mit seinem geschniegelten Äußeren war er ihr immer ein bisschen suspekt, andererseits hatte er sich ihnen gegenüber niemals negativ Verhalten und auch dienstlich hatte es bisher keine Probleme gegeben.
Die Kommissare informierten ihn über den Stand der Dinge.
„ Mehr haben wir leider noch nicht. Beide Fälle zeichnen sich durch einen eklatanten Mangel an Spuren aus und das soziale Umfeld gibt bislang ungewöhnlich wenig her.“
„ Sollen wir vielleicht an die Öffentlichkeit gehen?“, fragte der Staatsanwalt.
„ Im Moment lieber noch nicht. Wir haben zu wenig Konkretes. Da melden sich wieder hunderte, die nur glauben, das Mädchen gesehen zu haben.“
„ Gut, dann erst mal nicht. Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, die Morde sind ja sehr ungewöhnlich.“
„ Machen wir, schönen Abend noch.“
„ So, jetzt mach ich mich aber endgültig auf den Heimweg. Vielleicht kann ich noch ein bisschen Rasen mähen, es hat ja seit Sonntag nicht mehr geregnet, ein Wunder.“
„ Ich werd gar nichts mehr machen, außer mich mit meinem Schatz auf die Terrasse setzen und Wein trinken. Naja, vielleicht auch noch was Essen.“
„ Sonst gar nichts? Na, wenn ich das mal glauben kann, also tschüss denn.“
Grinsend machte sich Jenny auf den Heimweg und kaufte unterwegs noch ein paar Zutaten für einen griechischen Salat ein. Beim Rasenmähen ließ sie den Tag noch einmal Revue passieren. Viel war ja nicht bei den Befragungen herausgekommen. Sie sollten unbedingt die Kontaktpersonen der beiden Opfer nochmal vernehmen. Viel zu wenig wussten sie über deren Gewohnheiten. Und was wollte Paul Gascon von ihr? Privat hatte er gesagt, das konnte vieles bedeuten. Wahrscheinlich wollte er sie nur persönlich sprechen, weil sie ihn das letzte Mal vernommen hatte. Privat hörte sich trotzdem nett an. Er war zwar in einen Mordfall, den sie bearbeitete, verstrickt und es wäre gegen jede Dienstvorschrift, privaten Kontakt mit ihm zu haben, aber nett wäre es trotzdem. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst und ging hinein, um sich den Salat zum Abendessen zu machen.
„ Du bist wirklich schon zu lange Single“, warf sie sich selbst vor.
Nach ihrer letzten Beziehung mit einem Kollegen, die damit geendet hatte, dass sie ihn im Umkleideraum seines Sportvereins mit ihrer besten Freundin beim Sex erwischt hatte, war ihr die Lust auf Männer gründlich vergangen. Zum Glück arbeitete er beim Zivilkommando und Begegnungen zwischen ihnen waren selten. Aber immerhin war das schon über ein Jahr her. Es hatte zwar weh getan, aber schließlich waren nicht alle Männer gleich. Der Verlust der Freundin hatte fast mehr geschmerzt. Ihr konnte sie einfach nicht verzeihen.
Dafür hatte er ihr ein unerwartetes Vermächtnis hinterlassen, seine Vogelspinne. Trotz mehrmaliger Aufforderung hatte er sie nicht abgeholt und Jenny wusste nicht, wo sie sie hätte loswerden sollen. Nun, zumindest musste sie ihr die Socken nicht hinterher räumen. In Memoriam an ihre ehemals beste Freundin hatte sie die Spinne Wilma getauft.
So ein Singleleben hatte unbestritten Vorteile, aber ab und zu vermisste sie doch jemanden, der zu Hause auf sie wartete und dem sie ihre Erlebnisse vom Tag erzählen konnte. Wilma war nicht wirklich kommunikativ.
So aß sie am Küchentisch zu Abend und setzte sich dann noch an den PC, um zu spielen, ein Hobby, dass sie aus Zeitgründen sehr eingeschränkt hatte.
Gegen dreiundzwanzig Uhr ging sie zu Bett und schlief schnell ein, wachte aber um sieben Uhr, als ihr Wecker klingelte, wie gerädert auf, weil sie irgendeinen Mist geträumt hatte. Das kannte sie schon. Der Fall ließ sie einfach nicht los.
Tag 5, Donnerstag
Um kurz nach acht traf sie auf der Dienststelle ein, wo Sascha und Logo schon beim ersten Kaffee saßen.
„ Oh, oh! Sascha, schenk der Frau
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