Mörderbrunnen (German Edition)
Die haben ihn natürlich nur ausgelacht.“
„ Kann ich mir vorstellen. Okay, also Samstag war er im oder vielmehr vor dem Cocoon, Montagmorgen hat er mit seinem Kumpel telefoniert und ihm erzählt, er hätte keine Zeit und käme bald zu Geld. Aber wie? Hat er ein größeres Ding geplant? In seiner Wohnung waren keine Hinweise auf irgendwas. Und wo und mit wem hat er Hummer gegessen am Abend?“
„ Vielleicht findet Herr Stein was über den Hummer raus.“
„ Hoffentlich. Und wo wir schon dabei sind, ich glaube er würde sich freuen, wenn du ihn Logo nennst.“
„ Wieso eigentlich Logo?“
„ Ach, das ist so lange her, dass er den Spitznamen hat, das weiß heut keiner mehr so genau. Ich glaub, er hatte mal die Angewohnheit auf jede Frage mit Logo zu antworten. Und seinen richtigen Namen hat mittlerweile jeder vergessen.“
„ Apropos vergessen, da war ein Anruf für Sie, ich meine dich. Dieser Herr Gascon wollte dich sprechen.“
„ Oh, wirklich? Hat er gesagt was er wollte?“
„ Nein, er meinte, es wäre privat. Er wäre heut nicht mehr zu erreichen, aber es würde nicht eilen und er würde sich dann morgen nochmal melden.“
„ Na, da bin ich ja gespannt. Gibt’s was Neues von dem Mädel im Brunnen?“
„ Leider nein. Die Kollegen befragen immer noch alle möglichen Leute aus ihrem Umfeld, aber bisher konnten sie nicht herausfinden, wo oder mit wem sie den Samstag verbracht hat. Es sind auch keine weiteren Spuren gefunden worden.“
„ Was hatte sie denn eigentlich im Magen? Hab ich ganz überlesen glaub ich.“
„ Moment, ich schau mal nach. Ah, hier, man konnte es wohl nicht mehr genau feststellen, weil sie etliche Stunden vorher gegessen hatte. Der Prof meint, es müsste Fisch gewesen sein und Weißwein.“
„ Hm, kommt mir nicht gerade wie das typische Essen einer jungen Studentin vor. Ob sie irgendwo eingeladen war? Verdammt, wo sollen wir da nur ansetzen? Wir können doch nicht mit ihrem Foto in jeder Frankfurter Kneipe rumlaufen. Kam da eigentlich was in der Zeitung mittlerweile?“
„ Nur ne kurze Meldung, dass im Stadtwald ne Leiche gefunden wurde. Über den Jungen stand heute natürlich mehr drin. Da sind schon Reporter aufgetaucht, als die Spurensicherung noch da war.“
Jenny seufzte. „Manchmal ist die Presse ja nützlich. Vielleicht meldet sich jemand, der etwas beisteuern kann. Ich hoffe nur, dass sie die Geschichte nicht aufbauschen.“
In diesem Moment kam Logo herein. Jenny sah sofort an seinem Gesicht, dass er etwas herausgefunden hatte.
„ Bingo! Rate mal, wo er den Hummer gegessen hat.“
„ Komm schon, mach’s nicht so spannend!“
„ Im Goucho, das ist ein kleines, exklusives Steakhaus auf der Fressgaß. Steak und Hummer, fast vierzig Euro, dazu noch Vor- und Nachspeise, Wein und Cognac hinterher.“
„ Das Schickimicki Steakhaus. Ich kann mir das nicht leisten. Der war doch bestimmt nicht alleine da?“
„ Nee, jetzt kommt’s, mit einem ausgesprochen gut gekleideten distinguierten Mann in den Vierzigern. Leider ist das Lokal stockdunkel und sie haben sich an einen Zweiertisch in die hinterste Ecke gesetzt, der Ältere mit dem Rücken zum Gastraum. Es gibt praktisch keine Personenbeschreibung. So, hat unser Kleiner also einen Big Daddy gefunden. Fragt sich nur, ob er mit dem Geschäfte gemacht hat oder ob da andere Interessen bestanden.“
„ Du meinst sexuelle ?“
„ Kann doch sein. Steht was im Bericht vom Prof? Auf jeden Fall müssen wir seinen Kumpel nochmal danach fragen, ob Kiesewetter jemals homosexuelle Neigungen gezeigt hat oder sogar auf den Strich gegangen ist. Angehört hat sich’s nicht so, aber wer weiß?“
Jenny gähnte und sortierte die Akten auf ihrem Schreibtisch. „Sascha, du wohnst doch in Bergen Enkheim, fahr doch auf dem Heimweg kurz auf der Dippemess vorbei und frag Ricky, ob er schon mal irgendwas davon mitbekommen hat, dass Kiesewetter schwule Neigungen hatte. Kannst du das machen?“
„ Sicher, ist okay, muss aber bald los. Ich will nämlich heut Abend ins Kino.“
„ Ja klar. Was läuft denn?“
„ Wir wollen uns Avatar angucken. Der soll ja nur im Kino mit 3D richtig gut rüberkommen.“
„ Na denn viel Spaß, wir sehn uns morgen früh.“
„ Tschüss, Herr Stein, äh, Logo, wenn’s recht ist.“
„ Aber klar, tschau, viel Spaß!“
„ Na siehste“, grinste Jenny, als die Tür hinter Sascha ins Schloss fiel. „Kaum hat er ein bisschen Verantwortung, geht er aus sich heraus und wird lockerer.
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