Mörderbrunnen (German Edition)
gerade richtig. Kann ich ein Foto sehen von dem vermissten Autoverkäufer? Wegener heißt er.“
„ Bin grad dabei, das einzuscannen. Hier.“
„ Das ist er. Die Leiche, die wir eben aus dem Eschenheimer Turm geholt haben. Ruf bitte in der Gerichtsmedizin an. Die sollen das mal vergleichen, bevor ich mit der Frau spreche.“
Der Kollege nickte und wählte die Nummer.
„ Hi, Schmidt hier, Vermisstenstelle, hab gerad ein Foto hochgeladen von Lothar Wegener. Ist das die neue Leiche? Ja, ich warte.“
Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, während der Mitarbeiter der Gerichtsmedizin der Bitte nachkam.
„ Ja? Also definitiv? Okay, vielen Dank. Wir schicken jemanden zum identifizieren, so schnell wie möglich. Wann ist die Obduktion angesetzt? Um acht, in Ordnung. Eine ruhige Nacht wünsche ich.“
Er legte auf und nickte Jenny zu. „Absolut sicher. Fährst du zu der Frau?“
Jenny seufzte. „Muss wohl. Ich hasse sowas, aber wer nicht? Vielen Dank auch!“
Missmutig ging sie zurück in ihr Büro, stellte das Telefon auf ihr Handy um und packte ihre Tasche. Beethovenstraße, äußerst noble Wohngegend. Aber das Ganze sah weder nach Raub, noch nach Entführung und Erpressung aus. Eher nach einer Hinrichtung. Vielleicht ein Racheakt? Naja, bisher wusste sie viel zu wenig über die Persönlichkeit des Opfers und etwaige Hintergründe. Deshalb ließ sie das Spekulieren.
Mittlerweile war es fast ein Uhr nachts, doch sie bezweifelte, dass Frau Wegener schlief, wenn der Ehemann vermisst wurde.
Sie brauchte nur zehn Minuten ins Westend und fand direkt vor dem herrschaftlichen Einfamilienhaus der Wegeners einen Parkplatz.
Kaum hatte sie geklingelt, wurde die Eingangstür auch schon aufgerissen. Der hoffnungsvolle Gesichtsausdruck der etwa fünfzigjährigen, verlebt wirkenden Frau, die in der Tür stand, schlug rasch in Enttäuschung und Angst um.
„ Wer sind Sie? Ich dachte, es wäre mein Mann!“
„ Becker, Kripo Frankfurt. Frau Wegener, kann ich einen Moment reinkommen?“
„ Oh, nein, nein, ist was passiert mit ihm? Natürlich, kommen Sie rein!“
Sie standen in einer weiß gefliesten Diele, die mit einer Designergarderobe eingerichtet war. Weiter als bis hier reichte Frau Wegeners Geduld anscheinend nicht.
„ Ich bitte Sie, sagen Sie es mir!“
„ Frau Wegener, es tut mir leid. Wir haben heute die Leiche eines Mannes im Eschenheimer Turm gefunden. Nach dem Foto konnten wir ihn mit ziemlicher Sicherheit als Ihren Mann identifizieren.“
Frau Wegener erbleichte. „Mein Mann? Im Eschenheimer Turm? Das kann nicht sein, das muss ein Irrtum sein.“
„ Ich fürchte nicht, möchten Sie sich vielleicht einen Moment setzen?“
„ Setzen?“ Frau Wegener starrte sie verwirrt an.
„ Kann ich vielleicht jemanden anrufen, der Ihnen beisteht? Haben Sie Kinder?“
„ Kinder?“ echote sie verständnislos.
„ Ja, Kinder oder andere Verwandte oder vielleicht eine Freundin, die sich um Sie kümmern können?“
„ Wir haben einen Sohn, aber der lebt im Ausland. Lothar…er ist…er hat…ist er wirklich tot?“
„ Leider sieht es so aus. Ich weiß, es wird schwierig für Sie, aber ich muss Sie bitten, mitzukommen und ihn zu identifizieren.“
Das war der Moment, in dem der Tod ihres Mannes endgültig zu Frau Wegener durchdrang. Entsetzt starrte sie Jenny an und sackte in sich zusammen. Jenny griff schnell nach ihrem Ellbogen und führte sie zu einer kleinen Garderobenbank.
„ Hier, setzten Sie sich. Brauchen Sie einen Arzt?“
Frau Wegener starrte sie an und fasste sich dann. „Nein, entschuldigen Sie, es geht schon wieder. Es war nur so ein Schock.“
„ Das ist verständlich. Soll ich ein Glas Wasser holen?“
„ Nein, nein, geht schon. Sollen wir … müssen wir, also muss ich ihn gleich identifizieren?“
„ Wenn möglich ja. Ihr Mann ist ermordet worden und er muss, ähm, Sie verstehen sicher, dass er untersucht werden muss.“
„ Ermordet? Aber wer..? Sie wollen ihn aufschneiden?"
„ Ja, das muss sein. Die Spurensicherung kommt auch gleich und sieht sich Ihr Haus an. Und ich befürchte, ich muss Sie auch noch einiges fragen. Ich weiß, das ist jetzt sehr viel für Sie, aber je schneller wir mehr herausfinden, desto schneller fassen wir den Mörder Ihres Mannes.“
„ Ja, ja, sicher. Dann…wie geht es jetzt weiter?“
„ Die Spurensicherung müsste jeden Moment da sein. Und wir fahren zwischenzeitlich ins Gerichtsmedizinische Institut. Schaffen Sie das?“
„ Ja, es geht
Weitere Kostenlose Bücher