Mörderbrunnen (German Edition)
Soll ich Sie später noch einmal anrufen? Dann können Sie sich das in Ruhe überlegen.“
„ Das wäre nett. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber das sind nun wirklich besondere Umstände.“
„ Ich verstehe Sie voll und ganz. Trotzdem würde ich mich sehr freuen, wenn es klappen würde. Darf ich Sie vielleicht heute Abend anrufen? Dann bräuchte ich allerdings Ihre private Telefonnummer.“
„ Natürlich, gerne.“ Sie diktierte ihm ihre Telefonnummer und er verabschiedete sich höflich. Jenny legte das Telefon hin und fluchte leise. Da traf sie schon einmal einen überaus attraktiven, noch dazu gebildeten, charmanten und höflichen Mann und dann musste er in einen ihrer Fälle verwickelt sein. Wollte sie mit ihm essen gehen? Ja, allerdings das wollte sie. Es war schon lange her, dass sie jemand, der kein Kumpel und keine Freundin war, zum Essen ausgeführt hatte. Sie würde einfach ja sagen. Den Gedanken, sich mit Logo zu beraten oder sogar mit ihrem Chef darüber zu sprechen, verwarf sie gleich wieder. Nicht nur, dass sie ihr wahrscheinlich abraten würden, nee, zumindest Logo tratschte auch viel zu gerne. Das würde ihr noch fehlen, dass die halbe Polizeistation über ihren „neuen Freund“ sprach. Halt, bremste sie sich selbst. Er hat dich nur um ein Abendessen gebeten, nicht mehr. Vielleicht will er dich aushorchen, Informationen aus erster Hand haben. So ein Mordfall übte auf viele Menschen eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.
Naja, der Abend war noch lange hin, zunächst würde sie sich um den Fall kümmern und dann weitersehen.
In diesem Moment kam die willkommene Ablenkung in Form eines zaghaften Klopfens an der Tür. Jenny stand auf.
„ Frau Wegener, bitte kommen Sie doch herein. Danke, dass Sie hergekommen sind. Wie geht’s Ihnen? Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Kaffee vielleicht oder ein Glas Wasser?“
„ Danke, es geht. Ein Kaffee wäre nett. Ich bin nicht viel zum Schlafen gekommen. Der Schock über den Tod meines Mannes… Haben Sie etwas in unserem Haus gefunden?“
„ Das meiste muss erst ausgewertet werden, deshalb kann ich jetzt noch nicht viel sagen. Ich muss Ihnen aber noch einige Routinefragen stellen, die Ihnen zum Teil vielleicht unangenehm sind. Muss aber leider sein.“
Frau Wegener nickte ergeben.
„ Bitte, erzählen Sie mir zuerst etwas über Ihren Mann. Wie war er so, wie lange sind Sie verheiratet und so weiter?“
„ Ja, wo soll ich anfangen? Lothar und ich, wir kennen uns schon seit der Schule. Er war zwei Jahre älter als ich und unsere Eltern waren befreundet. Wir haben bald nach der Schule geheiratet, weil ich schwanger war. Tja, das ist jetzt fast vierzig Jahre her. Unser Sohn ist schon erwachsen und lebt im Ausland. Was möchten Sie noch wissen?“
„ Ich muss das leider fragen, war Ihre Ehe glücklich?“
„ Ach naja, so glücklich wie eine Ehe halt so ist nach so langer Zeit.“
„ Was hatte Ihr Mann denn für Hobbies?“
„ Er hat Golf gespielt, eigentlich jedes Wochenende, in Frankfurt Niederrad, aber nicht auf der Rennbahn, die war ihm nicht exklusiv genug, sondern im Frankfurter Golfclub.“
Soviel Jenny wusste, kam man da nur mit Empfehlung rein und schon der Aufnahmebeitrag betrug mehr, als sie im Jahr verdiente.
„ Hatte er einen festen Partner? Und spielen sie auch?“
„ Oh nein, ich nicht, das hätte Lothar auch gar nicht gewollt. Männersachen wissen Sie? Er spielte meistens mit seinem Freund, Dr. Possmann, ein bekannter Psychologe, vielleicht kennen Sie ihn?“
Jenny verneinte und fragte weiter. „Haben Sie eine Idee, wo ihr Mann vorgestern Abend von seinem Geschäft aus hingegangen sein könnte? Kam er öfter abends spät heim?“
Zum ersten Mal flackerte Frau Wegeners Blick. „Ach, er hatte sehr oft abends Termine mit Kunden, Geschäftsessen und so. Genaueres weiß ich nicht. Meistens hab ich gar nicht mitbekommen, wann er nach Hause kam, ich gehe sehr früh schlafen.“
„ Entschuldigen Sie Frau Wegener, aber hatte Ihr Mann vielleicht eine Geliebte?“
„ Natürlich nicht!“ Empört stand sie auf. „Was unterstellen Sie hier. Wollen Sie unseren guten Ruf in den Schmutz ziehen?“
„ Nein Frau Wegener, aber ich muss einen Mörder finden und dazu gehört es, Fragen in jede Richtung zu stellen. Nur eins noch, ich nehme an, Sie und Ihr Sohn sind die Erben?“
„ Davon gehe ich aus.“
„ Gut, vielen Dank, dann wars das vorerst. Es kann natürlich sein, dass ich Ihnen später noch
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