Mörderbrunnen (German Edition)
schon. Es ist nur so ein Schock. Ermordet sagten Sie?“
Jenny nickte.
„ Gut, dann, ach, die Kollegen fahren gerade vor.“
Sie öffnete die Tür und wartete, während Frau Wegener einige Dinge in eine kleine Handtasche packte.
„ Na, Ihr seid ja schnell. Ich fahre jetzt mit Frau Wegener zur Identifizierung, da könnt Ihr euch in der Zwischenzeit gründlich umschauen. Bis nachher. Kommen Sie Frau Wegener.“
Während sie durch die Nacht Richtung Niederrad ins Gerichtsmedizinische Institut fuhren, stellte Jenny vorsichtig einige Fragen. Frau Wegener hatte ihren Mann am Morgen zuvor das letzte Mal gesehen, als er zur Arbeit fuhr. Ihm gehörte ein Autohaus auf der Hanauer Landstraße. Nein, abends hatte sie ihn nicht vermisst, weil er oft lange arbeitete oder sich mit Geschäftskunden traf. Und normalerweise hörte sie ihn nicht heimkommen, weil sie fast immer ein Schlafmittel nahm. Außerdem hatten sie seit langem getrennte Schlafzimmer, er schnarchte. Erst als sie ihn zum Frühstück wecken wollte, stellte sie fest, dass sein Bett leer war. Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, wer ihrem Mann etwas antun sollte und hatte keine Ahnung von seinen Geschäften. Jenny ließ sich sein Auto beschreiben und die Sachen, die er gewöhnlich bei sich trug, und dann waren sie am Institut angelangt.
Der Mitarbeiter, der Nachtdienst hatte, brachte sie zu der Bahre, auf der Lothar Wegener lag und deckte sein Gesicht auf.
„ Ja“, Frau Wegener wandte ihr Gesicht ab, „das ist mein Mann!“ Gut, dachte Jenny, jetzt konnte sie weitere Schritte planen. Als erstes würde sie eine Fahndung nach seinem Wagen herausgeben, ein schokobrauner Jaguar sollte zu finden sein.
„ Frau Wegener, die Spurensicherung wird in Ihrem Haus noch einige Stunden zu tun haben. Kann ich Sie zu jemandem bringen, wo Sie übernachten können? Auch, damit Sie nicht alleine sind?“
„ Das wäre sehr nett“, sie nahm ein Taschentuch und wischte sich die Tränen ab, „zu meiner Freundin, Inge Wilfert, wohnt auch im Westend. Moment, ich ruf sie kurz an.“
Sie zog ihr Handy aus der Handtasche, wählte und wartete. „Inge? Entschuldige, dass ich dich wecke, kann ich vorbeikommen und bei dir schlafen? Was passiert ist? Lothar ist tot.“ Sie schnäuzte sich. „Ja, ermordet. Ich kann das noch gar nicht fassen. Eine Polizistin bringt mich gleich zu dir. Ja, danke. Ja, bis gleich.“
Sie packte das Handy ein und schluchzte leise vor sich hin. Beide setzten sich in Jennys Wagen. Es herrschte kaum Verkehr auf Frankfurts Straßen. Während der Fahrt gab Jenny ihr einen Zettel.
„ Frau Wegener, bitte schreiben Sie mir hier die Handynummer ihres Mannes drauf. Hatte er einen Laptop?“
„ Schon, aber meistens hatte er nur so ein kleines Ding dabei, wie heißen die noch?“
„ Ein I-Pod?“
„ Ja, und er hat mir mal erklärt, dass man ihn damit überall finden könnte.“
„ Mit GPS also, das ist gut. So, da sind wir.“ Jenny parkte am Straßenrand. „Gute Nacht Frau Wegener. Bitte kommen Sie doch morgen gegen zehn Uhr aufs Revier im Polizeipräsidium an der Miquelallee, Zimmer fünf, erster Stock.“
Frau Wegener nickte nur und ging auf die Haustür zu, die sich bereits für sie öffnete.
Jenny fuhr zurück ins Büro und gab die Fahndung nach dem Jaguar heraus. Und dann begann die übliche Warterei auf das Obduktionsergebnis und die Ergebnisse der Spurensicherung. Ohne sie gab es nichts zu tun. Müde legte sie sich daher auf das Sofa, das für solche Zwecke bereit stand. Drei oder vier Stunden schlafen, dachte sie, dann konnte sie morgen normal Dienst machen. Zu Hause bleiben kam nicht in Frage, angesichts dreier Morde in nicht mal einer Woche. Sie gähnte und war kurz darauf eingeschlafen.
Er saß in seinem Wohnzimmer und hörte sich eine Symphonie von Brahms an. Mittlerweile müssten sie sein neuestes Kunstwerk entdeckt haben. Würden sie nun dahinter kommen, worum es hier eigentlich ging? Wahrscheinlich nicht.
Welch ungeahntes Glück, diesem Wegener bei der Führung zu begegnen. Er hatte ihn sofort erkannt.
Es war ein Genuss, ihn zu töten und außerdem noch lehrreich. Wer hätte gedacht, dass ein Mensch sieben Kugeln abbekommen könnte, bevor er das Bewusstsein verlor. Naja, die Kugel in seine Hoden war sicher auch unangenehm.
Er grinste genüsslich. Das kam davon, wenn man in fremden Revieren wilderte.
Tag 6, Freitag
Morgens wurde Jenny von einer jungen Frau geweckt, die den Kopf zur Tür hereinsteckte.
„ Frau
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