Mörderbrunnen (German Edition)

besonderes in seinem Schreibtisch. Hab trotzdem alles mitgenommen. Da setz ich mich gleich dran. Wo ist denn Sascha?“
    „ Ach, den hab ich stöbern geschickt. Soll mal ein bisschen im Leben der Mordopfer herumstochern. Solange wir keine konkreten Spuren haben.“
    „ Wegener hatte wenigstens Familie, Freunde und Geschäftskollegen. Was meinst du zum Motiv? Vielleicht eine Eifersuchtsgeschichte?“
    „ Keine Ahnung. Auch dieser Mord wurde geschickt geplant. Irgendwie musste er in den Turm gelangen. Der dritte mysteriöse Tod diese Woche. Das ginge doch mit dem Teufel zu, wenn die nicht zusammenhingen.“
    „ Ja, aber die Unterschiede. Ich glaub, das ist alles ein riesiger Zufall. So, ich setz mich mal an die Sachen, die in Wegeners Schreibtisch waren. Eine Schublade war abgeschlossen. Vielleicht ist da ja was Interessantes drin.“
    Jenny gähnte. „Ich besorge Kaffee, dann helf ich dir. Willst du auch einen?“
    „ Nee, lass mal, und helfen brauchst du mir auch nicht. Ich sortier hier alles schön, das machst du nur durcheinander.“
    „ Pfft“, grummelte Jenny und ging zum Kaffeeautomaten. Gar kein Problem, sie konnte auch in Ruhe ihren Kaffee trinken und Logo zuschauen. Das war mal eine angenehme Abwechslung.
    Bequem lümmelte sie sich an die andere Seite des Schreibtisches und sah zu, wie Logo mit gerunzelter Stirn Belege und Kalenderseiten sortierte.
    „ Das glaubst du nicht. Jede Woche Barbesuche, Motels oder einer dieser Clubs. Aber immer nur die billigsten.“
    „ Mehr Taschengeld wird er nicht bekommen haben von seiner Frau.“
    „ Sieht wirklich so aus. Das Golfspielen hat sie ihm aber offensichtlich bezahlt.“
    „ Fürs Prestige, denke ich. Haben sie auch irgendwas gemeinsam gemacht?“
    „ Hm, ich find nichts, aber die Belege hat er ja vielleicht zu Hause.“
    „ War denn was in seinem PC?“
    „ Auf den ersten Blick nicht, es schien auch nichts mit Passwort gesichert zu sein. Aber beide PCs, der von der Arbeit und der private, sind noch in die IT-Abteilung. So, essen war er auch oft aber nie in den wirklich teuren Restaurants.“
    „ Seit wann kennst du dich damit aus?“
    „ Witzig, wusstest wohl noch nicht, dass ich ein Gourmet bin?“
    „ Ich wusste nicht mal, dass du das Wort überhaupt kennst.“
    „ Hahaha. Oh, was ist das denn? Grusel-Happening. Zwei Eintrittskarten.“
    „ Irgendwas klingelt da bei mir, wart mal, ich guck im Internet.“ Sie setzte sich vor ihren Rechner. „Oha, da gibt’s hunderte Einträge. Bezieht sich das auf Frankfurt?“
    „ Keine Ahnung, aber das ist ja am Wahrscheinlichsten, oder?“
    „ Hm, da hab ich was, Frankfurt Happenings, wird von einer Frankfurter Zeitschrift organisiert. Die machen Führungen zu verschiedenen Themen. Hier, berühmte Frankfurter Frauen, wär mal interessant. Was gibt’s noch? Das Kriminalmuseum der Polizei hier im Haus kann man auch besichtigen. Das wusste ich gar nicht.“
    „ Schau mal nach, am vierten dieses Monats, einem Dienstag, was war da?“
    „ Grusel- und Sagenevent. Also das hätt ich nicht gedacht, dass der Wegener mit seinem ausschweifenden Sexualleben sich für sowas interessiert.“
    „ Naja, Grusel hatte er ja später reichlich.“
    „ Der war jetzt nicht gut. Ah, hier ist die Beschreibung. Eine Führung durch die dunkle Geschichte Frankfurts. Ich les mal vor: Wir führen Sie durch die Geschichte und zeigen Ihnen, wo der Türkenschuss stattfand, wo das Muhkalb und der Kettenesel umgehen, wo der Goldene Brückenhahn eine Seele rettete … das ist doch der Hahn auf der Alten Brücke, wo die zweite Leiche hing, oder?“
    „ Ich weiß nicht, ich bin ja nicht aus Frankfurt, mit den alten Geschichten kenn ich mich nicht aus.“
    „ Hör dir das an: wie die Wetterfahne im Eschenheimer Turm zu ihren neun Löchern kam. Das ist auch eine Sage? Jetzt fehlt nur noch das Mörderbrünnchen, dann sind die Stellen, an denen unsere Mordopfer gefunden wurden, komplett.“
    „ Ich werd verrückt. Das ist vielleicht der Zusammenhang.“
    „ Möglich wär’s. Wir müssen auf jeden Fall herausfinden, ob die zwei anderen Opfer auch in Verbindung mit diesen Führungen stehen. Der Wegener hat an einer teilgenommen. Hier steht eine Telefonnummer, ich ruf da jetzt an und erkundige mich. Versuch du Manuelas Freundin zu erreichen und frag sie, ob sie bei so einer Tour war. Und wenn der Sascha zurückkommt, schicken wir ihn wieder auf die Dippemess, der wird sich freuen.“
    „ Der platzt noch, wenn er wieder Döner