Mörderbrunnen (German Edition)
nachdem er gestorben ist. Mal sehen, ob in der Lunge auch Wein ist. Ist ja euer Job, aber das sieht mir nicht nach einer Tat im Affekt aus. Das verlief genau so geordnet und geplant, wie die Morde vorher.“
Jenny nickte. Der hatte aber heute gute Laune. „Das haben wir uns auch schon gedacht. Könnte gut sein, dass es sich um den gleichen Täter handelt. Es sei denn, es geht eine Epidemie um. Was wissen wir denn über das Opfer und wer hat es überhaupt gefunden?“ fragte sie an Logo gewandt.
„ Seine Putzfrau, eine Frau Waltraud Raabe, wir mussten sie ins Krankenhaus bringen lassen, sie hatte einen Schock.“
„ V erständlich.“
„ Das Opfer ist Julien Delacourt, Besitzer und Koch des Nobelrestaurants hier unten im Haus. Soll bis spät nachts noch im Restaurant gewesen sein. Wir versuchen gerade, die anderen Mitarbeiter ausfindig zu machen.“
„ Gut, habt ihr hier im Haus schon herumgefragt?“
„ Er hat hier alleine gelebt. Ich hab mich vorhin mal grob umgeschaut. Nichts Besonderes zu finden und nichts, das auf einen Mitbewohner oder Besuch hindeutet. Sein PC steht oben im Arbeitszimmer. Die Spusi soll ihn mitnehmen.“
Der Prof stand hinter ihnen. „Meine Leute packen jetzt alles ein und wir ziehen ab. Ich mache die Obduktion gleich. Über die Todesursache kann ich noch nichts sagen.“
„ Naja, die Obduktion müsste ja schnell gehen, der Täter hat Ihnen ja die halbe Arbeit abgenommen!“
„ Witzig Herr Stein, äußerst witzig.“
Der Prof rauschte ab und Jenny schüttelte den Kopf. „Dass du bei sowas noch Witze reißen kannst.“
„ Ach, ist einfach meine Art, damit umzugehen. Ich wer d den Anblick nicht so schnell vergessen.“
„ Ich auch nicht, komm, lass uns zurück fahren.“
Dreimal hatte er sich jetzt die manikürten Hände gew aschen, aber immer noch hatte er das Gefühl, Blut und billiger Wein klebte daran. Nein, diese Art der Darstellung war definitiv nicht seine Lieblingsversion. Aber ein Künstler musste nicht nur dem historischen Vorbild, sondern auch dem Typus des Opfers gerecht werden.
Schon als der gute Mann ihn beleidigt hatte, indem er erst seine Reservierung bezweifelte, ihn dann obendrein noch mit gepanschtem Wein betrügen wollte, hatte er die Vorstellung, ihn seinem Beruf entsprechend anzurichten.
So, jetzt freute er sich auf ein gepflegtes Mittagessen.
Jenny und Logo fuhren zurück auf die Dienststelle und i nformierten Sascha, der gerade mit Büchern beladen zurück kam, über den neuesten Mordfall. Logo recherchierte alles Wissenswerte über das Restaurant des Opfers, während Jenny sich im Internet auf die Suche nach einer dazu passenden Sage machte. Das gestaltete sich nicht einfach. Erst als Logo aufblickte und ihr mitteilte, dass die heutige „Goldene Gans“ schon im Mittelalter an der gleichen Stelle unter dem Namen „Ochse“ geführt wurde, stieß sie auf etwas.
„ Hier, das Muhkalb. Da geht’s um den damaligen Wirt. Sascha, schau mal, obs da irgendwas bei den Happenings gibt. Also kurz der Inhalt: Der Wirt hatte ein so schlechtes Gewissen bezüglich der Folgen des von ihm ausgeschenkten Alkohols, dass er noch nach seinem Tode Zechern als kettenrasselndes Muhkalb erschien, was immer das sein soll. Das muss unser Täter sein. Sobald wir den genauen Todeszeitpunkt haben, überprüfen wir die Alibis von allen Beteiligten. Sascha, überprüf den Hintergrund des Opfers, finanzielle Verhältnisse, Beziehungen, Freunde, Nachbarn und so weiter. Das volle Programm. Den Computer und die Telefone hat die Spusi schon zum Auswerten mitgenommen. Hoffentlich finden wir diesmal Spuren. Haben wir endlich Fotos von Grosse, Possmann und Müller?“
„ Ja, alles da.“
„ Dann nimm sie mit und frag im Restaurant, ob einer von denen dort Gast war.“
„ Gut, bin schon unterwegs.“
„ Jenny , ich fahr mit, okay? Ist doch ne Menge Arbeit und ich glaub, vor Ort find ich mehr über das Restaurant raus als hier im Internet. Da steht nur, dass es eine lange Tradition hat und seit einigen Jahren drei Sterne.“
„ Ok ay, Logo, ist eh zu viel für einen. Schaut mal, ob ihr was rauskriegt. Sobald ich irgendwas vom Prof oder von der Spusi höre, ruf ich euch an.“
„ Dann bis später.“
Jenny kochte sich eine ganze Kanne Kaffee und setzte sich seufzend an den Schreibtisch. Die vierte Leiche schon.
Vermutlich war der Wirt heute Nacht oder am frühen Morgen umgebracht worden. Für gestern Abend hatten Müller und Grosse ein Alibi, ein besseres
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