Mörderbrunnen (German Edition)
bestätigen.“
„ Hatten Sie vielleicht einen Anruf gestern Abend, hat ein Nachbar Sie gesehen? Ihre Hausdame?“
„ Sie geht abends nach Hause und Nachbarn, nein , mein Haus ist nicht einsehbar, darauf habe ich beim Kauf großen Wert gelegt. Anrufe hatte ich auch keine. Sie halten mich also für verdächtig?“
„ Reine Routine. Wir überprüfen alle, die irgendwie mit den Fällen in Verbindung stehen. Kannten Sie zufällig den Wirt der Goldenen Gans in der Buchgasse, Herrn Delacourt?“
„ Nicht persönlich, ich habe dort allerdings z wei oder dreimal gegessen. Das Essen hält, was die drei Sterne versprechen. Der Wirt ist der Ermordete? Meine Güte.“
„ Ja, noch etwas anderes. Kennen Sie sich eigentlich mit alten Sagen aus?“
„ Alten Sagen? Nein, geschichtlich bin ich nicht bewandert, wie ich zugeben muss. Über die Brüder Grimm bin ich nie hinausgekommen.“
„ Und Herr Wegener?“
„ Nicht dass ich wüsste, nein, sicher nicht.“
„ Gut danke, das wars auch schon, kannte hier noch jemand anders Herrn Wegener?“
„ Ich glaube nicht, er war immer mit mir hier. Natürlich kennen ihn die Angestellten, aber zu denen hielt er immer Distanz.“
„ Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe“, Jenny stand auf. „Ich hoffe, wir haben Ihr Büro in Rödelheim nicht so arg durcheinandergebracht.“
„ N ein, nein, aber mein Büro ist das ja im eigentlichen Sinn nicht, ich bin nur beratend tätig.“
„ Wer steht denn hinter dieser Einrichtung?“
„ Eine Stiftung, die ursprünglich von einem Frankfurter Mäzen gegründet wurde. Mittlerweile engagieren sich dort viele Prominente. Meistens als Aushängeschild bei Veranstaltungen, wo Spenden gesammelt werden. Aber es gibt auch einzelne, die zum Beispiel Jungen in ihren Betrieben beschäftigen.“
„ Interessant.“
„ Was hat es denn mit Ihrer Frage nach den Sagen auf sich?“
„ Ich kann Ihnen nur so viel erzählen, dass der Täter mit dem Thema vertraut sein muss.“
„ Internet. Da kommt man heutzutage an alle Informationen, die man braucht. Und auch an viele, die man nicht braucht. Wie oft kommen Patienten zu mir, die sich per Internetforen schon ihre eigene Diagnose gestellt haben. Ich frag mich manchmal, warum die überhaupt noch kommen. Sicher kann man sich per Internet auch schon therapieren lassen.“ Er schüttelte den Kopf.
Jenny nickte. „ Ja, das ist ein Fluch und ein Segen zugleich. Ich möchts nicht mehr missen aber es hilft natürlich auch den Tätern ungemein. So, jetzt will ich Sie nicht länger aufhalten. Sagen Sie, wissen Sie zufällig, ob weitere Jungen bei den Happenings mitmachen?“
„ Nein, keine Ahnung, mit der Vermittlung an sich habe ich wenig zu tun. Ich beurteile die angebotenen Jobs nur grundsätzlich auf ihre Eignung. Wie sich die Jungs dann machen, das kann man kaum voraussagen. Ich werde erst wieder hinzugezogen, falls es Probleme gibt. Zu mehr habe ich auch gar nicht die Zeit.“
„ Gut, dann also einen schönen Tag noch.“ Jenny stand auf und winkte dem Kellner.
„ Ach bitte, lassen Sie mich das übernehmen. Wenn Sie sich schon zu mir hierher bemühen.“
„ Danke, sehr freundlich. Allerdings wollte ich den Club schon immer mal von innen sehen. Als junges Mädchen hatte ich hier nebenan Reitstunden. Da war ich schon neugierig.“
„ Ah“, lachte er. „Sie werden selten einen Club finden, der so idyllisch in einem Waldgebiet und trotzdem fast in der Stadt liegt. Also viel Erfolg noch mit Ihren Ermittlungen.“
Jenny dankte und lief zu ihrem Auto. Irgendwie drehte sie sich auf der Stelle. Immer noch war kein Motiv in Sicht. Sie hatten zwar mehrere Verdächtige aber nur, weil diese in Verbindung mit den Opfern gestanden hatten. Keinen davon konnte man definitiv ausschließen, keinen besonders ins Auge fassen. Irgendwie mussten sie zu einem Durchbruch kommen. Sonst hatten sie womöglich bald das nächste Opfer zu beklagen. Vielleicht konnte man zumindest eingrenzen, wo der Mörder zukünftig zuschlagen würde. Ein Sachverständiger für alte Sagen musste her. Aber woher nehmen? An einer Universität? Vielleicht ein Geschichtsprofessor? Sie könnte Müller fragen, wie er an die Informationen für seine Happenings gekommen war. Die mussten ja auch irgendwie geplant worden sein.
Abwesend blickte sie auf die Uhr. Schon nach sieben . Im Wald um sie herum wurde es langsam dämmrig. Während sie sich auf dem Parkplatz umschaute, angelte sie ihr Handy aus der Hosentasche und wählte Logos Nummer.
„
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