Mörderbrunnen (German Edition)
Leben zurück. Das sind die, die am schwierigsten zu fassen sind. Hoffen wir, dass Ihrer nicht zu der Gruppe gehört.“
Jenny nickte. „J a, hoffentlich nicht. Das wäre entsetzlich, wenn wir den nicht schnappen würden und er weiter frei durch Frankfurt läuft. Würden Sie mich anrufen, wenn Sie noch mehr herausfinden?“
„ Aber sicher, und lassen Sie mir bitte alle neuen Unterlagen zukommen. Vor allem auch Bilder von den Tatorten.“
„ Natürlich, vielen Dank und bis bald.“
Als sie aus der Eingangstür der Universität trat, klingelte ihr Handy. Sie kam kaum dazu, ihren Namen zu nennen, als sie auch schon Logos aufgeregte Stimme hörte.
„ Jenny endlich! Wieder eine Leiche. In der Buchgasse! Kannst du hinkommen?“
„ Sicher, wo ist das?“
„ Eine Seitenstraße südlich der Hauptwache, ganz in der Nähe vom Goethehaus.“
„ Bin unterwegs.“ Sie rannte zu ihrem Auto und fuhr so schnell, wie es der Verkehr zuließ, Richtung Innenstadt. Auf einer Sperrfläche parkte sie und lief zu dem Haus Nummer achtzehn, vor dem ein Streifenbeamter postiert war. Im Erdgeschoss des Hauses befand sich das Dreisternerestaurant zur Goldenen Gans, das über die Grenzen Frankfurts hinaus berühmt war.
Der Beamte vor der Tür, den sie vom Sehen her kannte, nickte ihr zu und schickte sie die Treppe hinauf in den ersten Stock. Die Spurensicherung war bei der Arbeit, Logo stand im Flur und sprach mit einem der Beamten.
„ Da bist du ja. Wir können noch nicht rein wegen der Spusi. Das Opfer scheint der Wirt hier aus dem Erdgeschoß zu sein. Genau kann man das noch nicht sagen, weil der Mörder ihn entsetzlich zugerichtet hat. Geradezu zerlegt.“
„ Was meinst du mit zerlegt?“
„ Na eben zerlegt. In seine Einzelteile. Wie ein geschlacht etes Kalb. Und ordentlich nebeneinander angerichtet.“
„ Das ist ja…meinst du, das ist unser Mörder?“
„ Keine Ahnung. Mir fällt zumindest keine Sage ein, die hierzu passt, aber ich bin auch nicht so bewandert. Ich hab aber den Sascha losgeschickt, ein Buch über Frankfurter Sagen zu besorgen. Er soll mal in den Antiquariaten gucken. Gegoogelt hatte ich, aber da gab’s nichts Gescheites.“
„ Gute Idee, das hätten wir schon längst machen sollen. Ah, seid ihr fertig?“
Die Kollegen von der Spurensicherung kamen durch die Tür.
„ Allerdings. Sowas möchte ich nicht jeden Tag sehen. Mann, Mann! Mit wem habt ihrs da zu tun? Bin froh, dass ich hier raus komme. Wir nehmen uns jetzt die restliche Wohnung vor.“
Jenny betrat vorsichtig den Raum und prallte, obwohl sie vorbereitet war, kurz zurück. Das ganze Zimmer, es handelte sich offensichtlich um eine Küche, war blutbespritzt. Auf dem Küchentisch lag der Torso eines Mannes, längs aufgeschnitten, der Kopf passend dazu ausgerichtet auf der U-förmigen Anrichte. Arme und Beine waren entsprechend daneben arrangiert. Auf der Ceranplatte des Herdes lagen mehrere blutige Gebilde, die Jenny für Organe hielt. Der Blutgeruch betäubte sie fast. „Was ist mit dem Prof?“
„ Er war mitten in einer Obduktion , müsste aber jeden Moment hier sein. Ah, wenn man vom Teufel spricht.“
„ Teufel? Teufel? Das habe ich gehört. Wer…“ Er stockte auf der Türschwelle und blickte sich im Raum um. Stumm glitt sein Blick über den zerstückelten Körper, bis er seine Tasche abstellte, öffnete und Füßlinge und Handschuhe herauszog.
„ Nun, dann wolln wir mal. Ich brauche Platz, Vorsicht! Der hat die Leiche ja im ganzen Raum verteilt. Euch fällt auch immer was Neues ein.“
Er trat an den Küchentisch und betrachtete die einzelnen Körperteile. „So, was haben wir hier. Männlich weiß, leicht übergewichtig. Alter zwischen fünfundvierzig und fünfundfünfzig. Todeszeitpunkt, hm, das Blut ist noch nicht mal ganz durchgetrocknet. Höchstens einige Stunden her. Die Gliedmaßen wurden mit einem sehr scharfen Schneidewerkzeug akkurat abgetrennt. Der Torso komplett ausgeweidet. Mal schaun, ob alles da ist.“ Er schaute auf den Herd. „Nieren, Milz, Leber, Herz, Lunge, Magen, Darm, Blase, scheint alles da zu sein. Aber der Magen sieht aus wie ein aufgeblasener Ballon. Und wonach riecht er? Das ist Rotwein, hier. Das Zeug, in dem die Organe schwimmen, ist kein Blut. Und der Magen ist voll damit. Meine Güte, er ist zugebunden worden an beiden Enden. Sieht wie Paketschnur aus. War aber nicht dicht, ein Teil ist ausgelaufen. Sowas hab ich noch nicht gesehen. Fragt sich, ob der Wein da reingefüllt wurde bevor oder
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