Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
vor sich zu gehen. Ich richtete mich auf, schnappte mir mein Fernglas und stellte es schärfer. Ganz sicher schleppte sich da jemand über den Rasen.
Die Gedanken plätscherten wie Treibholz durch mein benebeltes Hirn. Diese kleine Wendung der Ereignisse hatte wahrscheinlich nichts zu bedeuten. Während ich jedoch den Vorgang beobachtete, wurde meine Gewissheit immer größer, dass die Person da unten Tiffany war und dass sie etwas hinter sich herzog, das aussah wie ein aufgerollter Teppich.
Mein Hirn kam auf Touren und nahm mehr und mehr Schwung auf. Ich hatte das Handy aus der Handtasche gezogen, bevor ich mir dessen überhaupt bewusste war.
»Büro des Sheriffs – 911.«
Ich schluckte schwer und fand meine Stimme wieder. »Ich möchte einen Mord melden.«
»Einen Mord, Ma’am?« Ruhiger und gelangweilter hätte die Stimme nicht klingen können.
»In der 13440 Amsonia Lane in La Canada. Sie hat ihn in ihrem Garten vergraben«, sagte ich und klappte das Handy zu.
Mir schlug das Herz bis zum Hals, als ich die kurvenreiche Straße hinunterfuhr und ein Stück vom Haus der Georges entfernt parkte.
Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, bis ein Polizeiauto kam. Es saßen nur zwei Polizisten darin, die so gemütlich vorfuhren, als würden sie gerade einen Latte macchiato schlürfen und Mensch ärgere dich nicht spielen.
Auf ihrem Armaturenbrett blinkten zwar Lichter, aber sie hatten kein Blaulicht eingeschaltet.
Sie stiegen aus dem Wagen und gingen über den Gehweg. Der eine war groß und sah aus wie ein Basset. Der andere war eher gedrungen und bekam eine Glatze. Sie sprachen einen kurzen Moment miteinander, dann trennten sie sich. Während der eine hinten ums Haus herumging, machte sich der andere auf den Weg zur Haustür.
Ich hockte in meinem Saturn und beobachtete alles. Meine Nerven fühlten sich an wie Unterwäsche im Schleudergang.
Nachdem ich einen Blick sowohl die Straße hinauf als auch hinunter geworfen hatte, stieg ich aus dem Auto und gab mir alle Mühe, mich vollkommen unauffällig zu verhalten. Wie eine besorgte Nachbarin, die sich wunderte, was in der Nachbarschaft los war.
Der glatzköpfige Polizist auf der Veranda verlagerte sein beträchtliches Gewicht und ging vom Klingeln dazu über, mit der Faust gegen die Tür zu hämmern. Er war gerade dabei, die Treppenstufen wieder hinunterzugehen, als sich die Tür öffnete. Von strahlendem Licht umrahmt, stand Tiffany Georges in einem lilafarbenen Bademantel vor ihm.
Selbst von meinem Standpunkt vom Gehweg aus konnte ich ihre großen Augen erkennen.
»Mrs. Georges?«
»Ja?« Ihre Antwort klang wie eine Frage.
»Ich bin Officer Crevans. Darf ich hereinkommen?«
Ich nahm an, dass sie seine Frage bejaht hatte, da die beiden eine Minute später im Inneren des Hauses verschwunden waren.
Ich schlenderte Richtung Westen, aber als ich an dem Zaun vorbeikam, der den Garten der Georges von Solbergs trennte, drehte ich nach rechts ab und flitzte auf Solbergs Grundstück. Einen Augenblick später kroch ich am Zaun entlang. Das Fernglas stieß unter meiner Windjacke gegen meine Brüste, sodass ich wie ein läufiges Schoßhündchen nach Luft japsen musste. Eine Minute später hatte ich mich zwischen einer dickblättrigen Sukkulente und einem Oleander versteckt. Ich kroch dicht an den Zaun heran und stierte durch die unbehandelten Holzbretter.
Etwa zehn Meter vor der Terrasse der Georges befanden sich die zwei Gräber, die jetzt vollständig aufgefüllt waren. Warum? Was befand sich darin? Es sah so aus, als würde sich der Officer, der dort gebückt stand, gerade das Gleiche fragen. Er ging einmal um die Gräber herum und stiefelte dann auf die Terrasse zu. Genau in diesem Moment wurde die Tür dort geöffnet.
»Ich habe es Ihnen doch gesagt«, hörte ich Tiffanys Stimme. »Ich habe gerade ein paar Zwiebeln gepflanzt und … Wer ist das?«, fragte sie. Der zweite Polizist kam die Stufen hinauf.
»Das ist Officer Stillman.«
»Was macht er hier?«
»Wie ich schon sagte ... Wir haben einen anonymen Anruf erhalten.« Crevans sprach zwar leise, aber das meiste konnte ich schon verstehen. »Ich bin sicher, dass das nur ein übler Scherz war, Ma’am, aber wir sind vom Gesetz her dazu verpflichtet, der Sache nachzugehen. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn wir uns das Ganze mal kurz ansehen, oder?«
»Meine Zwiebeln?« Sie sprach laut, und ihr Ton klang ziemlich patzig. Entweder war sie schuldig, oder sie hatte schon einmal Bekanntschaft mit der
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