Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
inne. »Es hat was mit Jeen zu tun, oder?«
»Was?«
»Was ist passiert?«
Gute Frage. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was passiert war. Mal abgesehen davon, dass Rivera meinen Hintern grillen wollte. Und abgesehen davon, dass jemand mit einer Pistole in Solbergs Haus herumgeschlichen war, die gut und gerne die Größe eines Föhns gehabt hatte.
Aber ich hatte so meine Vermutungen, bei denen es mir eiskalt den Rücken hinunterlief. Solberg hatte irgendetwas Dummes angestellt. Vielleicht etwas illegales Dummes, vielleicht aber auch nicht. Aber Tatsache war, dass er tief in der Tinte saß und dass er, wenn ich nicht aufpasste, auch noch Elaine da mit hineinziehen würde.
Ich unterdrückte ein Schaudern. »Hör mal, Elaine …« Ich hielt inne, weil ich keine Ahnung hatte, was ich ihr erzählen sollte. Die Wahrheit konnte ich ihr jedenfalls nicht sagen. Die würde sie mir sowieso nicht abkaufen. Und falls sie doch glauben sollte, dass der kleine Computerfreak in der Patsche saß, dann … Bei der Vorstellung gefror mir das Blut in den Adern. Wenn Elaine Butterfield einen Fehler hatte, dann war es der, dass sie sich ohne Wenn und Aber loyal denen gegenüber verhielt, die sie liebte.
Das hatte ich schon am eigenen Leibe erfahren, als sie mich nach meinem ersten und letzten Date mit einem Typen namens Frankie Gallager abgeholt hatte. Er stand in dem Ruf, schnell zur Sache zu kommen. Ich wiederum war bekannt dafür, dass mich das nicht abhalten würde, mich mit ihm zu treffen. Elaine hatte mich angefleht, nicht mit ihm auszugehen, doch Vernunft war in jüngeren Jahren nicht gerade meine Stärke gewesen.
Drei Stunden nachdem ich mein Haus verlassen hatte, musste ich Mr. Gallager mein Knie zwischen die Beine rammen, um ihn zur Vernunft zu bringen. Er setzte mich daraufhin in einem Stadtteil aus, den meine Mutter nicht einmal im Auto durchquerte.
Elaine war die Einzige, die anzurufen ich mich traute. Sie stibitzte ihrem Vater die Schlüssel für den Chevy und schlich sich hinaus. Für die einzige Tochter eines Methodistenpfarrers kam das einem Massenmord gleich.
»Was ist passiert?«, wiederholte sie mit blassem Gesicht.
Ich schüttelte den Kopf. Keine Ahnung, warum. »Du kannst nicht nach Vegas fliegen.«
»Warum nicht? Was ist los?«
Mein Blick schnellte zur Tür, während mein Hirn auf Hochtouren arbeitete. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.« Oder was ich ihr sagen sollte.
Sie riss die Augen weit auf. »Ist er verletzt? Sag’s mir, wenn er verletzt ist, Chrissy! Ich könnte es nicht …«
»Nein, nein. Er ist nicht verletzt, Elaine …«
»Er ist tot!« Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Selbst ihre Lippen waren blutleer.
»Nein, nein!« Ich lehnte mich über den Schreibtisch und nahm ihre Hand. »Er ist nur … Er ist … Du kannst nicht nach Vegas fliegen!«
Sie starrte mich an.
»Weil … weil er mit einer anderen zusammen ist.« In einem Anflug von Wahnsinn sprudelten die Worte aus mir heraus.
Sie blinzelte ungläubig.
»Eigentlich wollte ich es dir gar nicht sagen.« Ah, immerhin ein Hauch von Wahrheit.
Sie trat einen Schritt zurück und setzte sich auf einen Stuhl. Ein Tupfer Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt. »Woher weißt du das?«
»Ich …« – würde dafür in die Hölle gehen. Auf direktem Wege. Und wofür? Weil ich eine Freundin schützen wollte. Die Ironie schmerzte ein wenig. »Ich habe mit ihm gesprochen.«
»Du hast ihn angerufen?«
»Er hat mich angerufen.« Ich nickte und hasste mich immer mehr für meine Lügen. »Er sagte, es täte ihm leid. Das soll ich dir ausrichten.«
Einen Augenblick lang saß sie still und unbewegt da, dann atmete sie langsam ein. »Das war sehr nett von ihm.«
»Wie bitte?« Ich neigte meinen Kopf in ihre Richtung, weil ich mir ziemlich sicher war, mich verhört zu haben.
»Er will, dass ich mir keine Sorgen mache«, antwortete sie. »Obwohl er mit …« Ihre Stimme verlor sich. Sie erhob sich.
»Elaine?«
»Nein. Alles okay. Ich werde nur … Ich glaube, ich gehe jetzt nach Hause, wenn es dir nichts ausmacht«, sagte sie, drehte sich um und verließ die Praxis.
Ich ließ meinen Kopf auf den Schreibtisch fallen. Ich war eine Lügnerin, eine Diebin und ein Arschloch. Was ich nicht alles für eine Freundin auf mich nahm.
8
Die Liebe verdreht einem den Kopf.
Aber das schaffen auch eine Gallone Wodka
und eine Kiste kubanischer Zigarren.
Pete McMullen kurz
nach seiner zweiten Scheidung
M ir war absolut klar, dass
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