Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
Lieutenant!«, entgegnete ich.
Er sah mir fest in die Augen. »Du hast ja gar keine Vorstellung, McMullen.«
Meine Lippen trockneten aus. Ich musste sie befeuchten. Riveras Blick wanderte zu meiner Zunge.
Die Stille um uns herum knisterte. Er beugte sich zu mir vor.
»Ms. McMullen?«
Fast hätte ich beim Klang von Elaines Stimme aufgeschrien. Mit klopfendem Herzen und schwitzigen Händen schnellte ich von Rivera zurück.
»Ja!«, krächzte ich. Ich räusperte mich und bemühte mich um Beherrschung. »Ja? Was gibt es, Elaine?«
»Es ist ein Uhr. Susan Abrams ist jetzt hier«, erklärte Elaine und musterte mich mit ihrem »Ist alles in Ordnung, oder soll ich ihm mein Pfefferspray in die Augen sprühen?«-Blick.
»Danke, Elaine.« Meine Stimme war wieder zu ihrem melodiös-gelassenen Tonfall zurückgekehrt. Ich würde nur allzu gern die Fähigkeit besitzen, wie eine Südstaaten-Schönheit in Ohnmacht zu fallen, aber es wollte mir nie wirklich gelingen, und Rivera starrte in die Tiefen meiner erzitternden Seele wie der Teufel, der gekommen war, um die Verdammten zu holen. »Du kannst sie in ein paar Minuten hereinschicken. Der Lieutenant möchte jetzt gehen.«
»Okay«, nickte sie, hielt inne und gab mir eine letzte Chance, mich für das Pfefferspray zu entscheiden. Ich lehnte ab. Sie ging und schloss die Tür hinter sich.
»Also warst du letzte Nacht zu Hause?«, fragte Rivera.
»Die ganze Nacht«, wiederholte ich, und merkte, dass meine Hände unerklärlicherweise vollkommen taub geworden waren. Wenn ich Glück hatte, würde meine Zunge diesem Beispiel folgen.
»Gibts jemanden, der die Story bestätigen kann?«
Ich fletschte die Zähne. »Das ist keine Story!«
An seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Fältchen, als wäre er darüber amüsiert, dass ich das Ganze so umschifft hatte. »Wann bist du ins Bett gegangen?«
»Sorgst du dich um meine Schlafgewohnheiten, Lieutenant? «
Seine Nasenlöcher blähten sich ein wenig auf. »Um wie viel Uhr?«, hakte er nach.
Ich zuckte mit den Schultern und erhob mich. Meine Knie funktionierten wie von Zauberhand, aber dafür schien die Tür Lichtjahre entfernt zu sein. »Um zweiundzwanzig Uhr.«
»Und dann hattest du heute Morgen den ersten Termin erst um zehn? Dann hast du – wie viel? – elf Stunden geschlafen? «
Ich lächelte ihn gekünstelt an, um ihm zu zeigen, wie ach-so-witzig er war. Und dass ich nicht wie ein ohnmächtiges Opfer dramatisch zitternd zu Boden sinken würde. »Ein Mädchen braucht morgens viel Zeit, um sich die Zähne zu putzen, Lieutenant.«
»Soso. Also wann bist du aus dem Bett gefallen, McMullen? «
Ich konzentrierte mich darauf, in der Senkrechten zu bleiben, und bedachte ihn mit einem müden Blick, als hätte ich keine Zeit für solch banale Fragen. »Also bitte, Lieutenant …«
»Wann?«, fragte er, dieses Mal ohne den scherzhaften Unterton.
»Acht Uhr.« Mein eigener Tonfall war kurz vor stocksauer.
»Also hattest du wahrscheinlich etwas mehr Zeit, als dir nur die Zähne zu putzen. Vielleicht sogar so viel Zeit, um dich zu frisieren.«
O mein Gott, meine Haare! Ich konnte mich gerade noch bremsen, daran herumzunesteln. Ich hätte eine ganze Armee von Friseuren sowie jede Menge Gartengeräte und Haarlack gebraucht, um meine Frisur so aussehen zu lassen, als würden darin keine Fledermäuse hausen. »Du willst mich festnehmen, weil mein Haar heute nicht so perfekt sitzt wie sonst, Lieutenant?«
»Keineswegs«, sagte er, hob die Hand und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Finger streiften mein Ohr. Ich musste mich mit einer Hand an der Wand festhalten. Seine Mundwinkel hoben sich einen Millimeter. Seine Augen lachten. »Also …« Er lehnte sich leicht zurück. »Dann lasse ich dich jetzt mal wieder arbeiten.«
Ich nickte. Cool wie ein Eiswürfel. Kaum außer Atem.
Er wandte sich zur Tür um, griff nach der Klinke, drehte sich aber im letzten Moment noch einmal zu mir um. »Ich mag dein Haar so, McMullen. Ziemlich sexy«, sagte er. »Aber du hast da ein wenig getrocknete Erde im Gesicht. Gleich unter deinem rechten Ohr.«
Ich kann mich nicht erinnern, wie ich wieder an meinen Schreibtisch zurückgekommen war, aber einige Zeit später merkte ich, dass ich mit ausgestreckten Armen darauf hing.
»Chrissy!«
Erschrocken fuhr ich in die Höhe. »Elaine!«
»Was ist los?« Sie trat ein und schloss die Tür hinter sich.
»Nichts. Nichts ist los.«
Sie schüttelte den Kopf, hielt dann aber plötzlich
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