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Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Mörderisch verliebt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greiman
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schmerzhafte
Wahrheit zu kennen, als
mit einer gutgemeinten Lüge zu leben.
    Vater Pat
     
    R ivera starrte mich an. Die Welt schien still zu stehen. Kein Mucks war zu hören, nichts rührte sich.
    »Also gehört sie dir nicht?«, fragte er.
    »Mir? Mir?« In diesem Augenblick wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass der große, haarige Jed um die Ecke gerannt kommen und mich erschießen würde.
    »Hier ist aber dein Führerschein drin«, beharrte Rivera.
    »Mein Führerschein?« Ich lachte gekünstelt. Ich fand, ich klang dabei wie Fran Drescher aus Die Nanny auf Speed. »Das ist … absolut lächerlich!« Ich schüttelte den Kopf wie ein Hund, der gerade aus dem Teich geklettert war. »Nein. Ich … Meine Geldbörse ist in meiner Handtasche. «
    »Dann hol sie mal«, befahl er.
    »Bitte?«
    »Hol mal deine Handtasche.«
    Verkrampft ging ich zur Couch hinüber, wo ich die Tasche nur einige Minuten zuvor liegen gelassen hatte. »Es ist …« Ich wedelte wild mit der Hand umher. Dabei fiel mein Blick auf die Armbanduhr, und ich riss den Arm hoch, als wäre er vom Rest des Körpers losgelöst. »Oh, Wahnsinn! Sieh mal, wie spät es schon ist! Ich muss jetzt los.« Ich eilte auf die Tür zu, aber er hatte mich schon hinten am T-Shirt gepackt, bevor ich überhaupt den ersten Schritt gemacht hatte.
    »Hol deine Handtasche!«, befahl er.
    Ich schluckte schwer. Es gab nichts mehr, was ich noch tun konnte. Mir war klar, dass er meine Geldbörse in der Hand hielt. Und ich wusste, wo er sie gefunden hatte.
    Würdevoll reckte ich mein Kinn ein paar Zentimeter in die Höhe, riss mich von ihm los und ging in einer fließenden, möglicherweise leicht taumelnden Bewegung auf das Sofa zu.
    Langsam hob ich meine Handtasche auf. Tausend Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum. Vielleicht könnte ich ihm die Tasche um die Ohren hauen. Oder einen Anfall vortäuschen. Vielleicht könnte ich Rivera aber auch anbieten, mit ihm zu schlafen – für das Privileg, weiterhin meine Freiheit genießen zu dürfen. Vielleicht …
    Moment mal. Rivera zu verführen wäre natürlich eine abscheuliche Sache. Aber um der süßen Freiheit willen würde ich das auch noch hinbekommen.
    Ich warf einen Blick auf Rivera. Er war immer noch da. Keine eingehenden Notrufe, keine Schießerei am OK Corral. Mist. Jetzt käme mir sogar ein Anruf seiner Exfrau ziemlich gelegen.
    »Wolltest du nicht nachsehen, ob sie da ist?«, fragte er.
    Just in dem Moment merkte ich, dass ich ihn seit gut sieben Sekunden anstarrte. Zwar starrte er genauso zurück, aber er sabberte nicht dabei. Daher hob ich das Kinn mit hochmütiger Lässigkeit und setzte meine Tasche auf die Armlehne der Couch, um sie besser durchwühlen zu können.
    Er sah mir schweigend dabei zu. Ich warf ihm einen bösen Blick zu und beugte mich eifrig über die Handtasche. Nichts. Stell sich einer das mal vor. Ich ging drei Schritte bis zu meiner Treppe, ließ mich steif auf die dritte Stufe fallen, stellte die Tasche auf meinen Schoß und gab alles.
    In dem Bestreben, meine Gewissheit zu unterstreichen, dass ich die Geldbörse nicht in einem Cadillac verloren hatte, während mir zwei Gangster zusetzten, kroch ich praktisch in die Tasche hinein.
    Die Stille wurde immer lauter. Mit einem ohrenbetäubenden Klack stieß mein Lippenstift an den Kompaktpuder.
    »Möchtest du mir irgendetwas sagen, McMullen?«, fragte Rivera.
    Ich sah auf. Die volle Beichte lag mir schon auf der Zunge, aber er sah so verdammt selbstgefällig aus, dass mir die Worte einfach nicht über die Lippen kommen wollten.
    Außerdem traute ich Solberg trotz seines verdammten Versteckspiels, ich glaubte ihm, dass es um Leben und Tod ging und Geheimhaltung daher oberste Priorität hatte.
    »Ich kann es nicht fassen«, erklärte ich. »Ich habe nicht einmal bemerkt, dass sie weg ist.«
    Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Gestern Nacht …« Ich schüttelte den Kopf und gab ein genervtes »Tz« von mir. »Ich … bin ausgegangen, aber ich habe meine Handtasche nur ein paar Sekunden lang unbeaufsichtigt gelassen!« Ich schüttelte den Kopf so heftig, dass ich inständig hoffte, er würde nicht abfallen. »Wo soll das bloß hinführen?«
    »Du willst damit also andeuten, dass deine Geldbörse gestohlen wurde?«
    Ich schüttelte immer noch den Kopf. Keine Ahnung, warum. »So muss es gewesen sein. Wo hast du sie denn gefunden?«
    »Komische Sache«, erklärte er. Aber seine Miene verriet, dass er die Sache alles andere als ha-ha-lustig fand –

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