Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
aufzutauchen wie seine Exfrau, ihr einen fiktionalen Namen zu nennen und sie über ihren Exmann auszuquetschen? Eine Menge Leute hätten genau das Gleiche getan.
»Jedenfalls hätte ich dich anrufen sollen«, erklärte er. »Später … als ich unser Date absagen musste. Es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe. Besonders nachdem ich dich im Polizeirevier gesehen habe.« Schwang da etwa Anerkennung in seiner Stimme mit?
Ich stand auf. Im Polizeirevier hatte ich verdammt gut ausgesehen. Ich glättete mein Hosenbein, doch es blieb so faltig und zerknittert wie der Liebesbrief eines Viertklässlers.
Aber der Blick, den er mir zuwarf, gab deutlich zu erkennen, dass es ihm vollkommen egal war, wie es um den Zustand meiner Hose bestellt war. Ich konnte nicht anders: Ich musste an die Nacht denken, in der wir wie die Piraten in meinem Vestibül übereinander hergefallen waren.
Meine Hormone kamen wieder in Schwung. Sie waren entflammt, als mir Bennet am Abend zuvor die Hand gestreichelt hatte, und hatten seitdem vor sich hin gebrodelt. Na ja … vielleicht ist »brodeln« nicht ganz das richtige Wort. Denn immerhin hatten mich ein paar Gangster entführt. Deswegen war mein System wahrscheinlich mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, aber die blöden Chemikalien ließen sich nur schwer auf Sparflamme halten. Echte Kämpfernaturen eben.
»Das mit Solberg tut mir auch leid«, fuhr er fort. »Ich meine, ihm selbst geht es wahrscheinlich gut. Es tut mir nur leid, dass du dir seinetwegen Sorgen machst. Ich habe mich bei den Fluglinien erkundigt. Er sollte eigentlich am dreißigsten nach Hause fliegen.«
Ich nickte. Ich hatte mich auch erkundigt.
Er grinste leicht. »Vielleicht hatte ich Unrecht.«
»Vielleicht«, sagte ich und schluckte. Er hatte keinesfalls das erotischste Lächeln des ganzen Universums. Wahrscheinlich war das einfach nur die Enthaltsamkeit, die da aus mir sprach. »Womit?«
»Mit meinem Urteil darüber, dass du in die Gerichtsmedizin möchtest. Du wärst eine tolle Ermittlerin. Ich nehme mal an, du hast auch sein Hotel in Vegas angerufen?«
Hatte ich. »Sie haben gesagt, er habe nicht ausgecheckt, aber das muss nichts heißen.« Ich starrte ihn finster an. »Er kann schon vor Tagen abgereist sein. Das müssen die ja nicht unbedingt mitbekommen haben.«
»Oder dir mitteilen«, fügte er hinzu. Stille breitete sich aus.
Ich wurde hellhörig. »Was weißt du?«
Er zuckte mit den Schultern und machte einen gleichgültigen Eindruck. »Nicht viel mehr als du. Hast du eine Nachricht für ihn im Hotel hinterlassen?«
Ich nickte.
»Ich auch. Bisher habe ich aber keine Neuigkeiten.«
»Ich …« Ich starrte ihn an und war überrascht, dass ich das Folgende tatsächlich sagte. »Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen, Rivera.«
»Ich denke mal, ich bin dir was schuldig. Nachdem ich …« Er zuckte die Achseln. Die Bewegung war weich und fließend. »Na ja …« Jetzt strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Gott sei Dank wurde ich dabei nicht ohnmächtig. »Andere Leute wären stinksauer, wenn ich sie verdächtigen würde, den Kerl ermordet zu haben, der versucht hat, sie zu vergewaltigen.«
Jetzt war ich an der Reihe, die Achseln zu zucken. »Ich mag es, anders zu sein.«
»Das gelingt dir. Aber jetzt lasse ich dich wohl besser in Ruhe«, erklärte er und ging auf die Haustür zu.
»Ähm … ja«, antwortete ich und trat das Östrogen aus, das wie ein Waldbrand schwelte. »Vielen Dank für die Informationen …«
»Oh, das hätte ich fast vergessen!« Er hielt inne, drehte sich um, griff nach hinten und zog etwas aus seiner Gesäßtasche. Ich starrte seine Hand an. Er hielt meine Geldbörse in der Hand.
Es dauerte volle drei Sekunden, bis die Erkenntnis in meinem Kopf leise anklopfte. Ich riss mich von dem Anblick los und sah ihn an. Das Herz klopfte mir bis zum Hals – wahrscheinlich, um mein Hirn wachzurütteln.
»Was ist das?« Keine Ahnung, warum ich ausgerechnet das gesagt habe. Aber es waren die ersten Worte, die mir in den Sinn kamen.
Seine Augen glühten tiefschwarz. Kein Muskel bewegte sich. »Das weißt du nicht?«
Du lieber Himmel, was machte er mit meiner Geldbörse?
»McMullen?«, hakte er nach, als hätte er mich am Ende eines tiefen Schachtes gefunden und würde sich fragen, ob ich noch bei klarem Verstand war. »Geht’s dir gut?«
»Ja, ich …. ich … sicher«, erwiderte ich stockend. »Mir geht es gut. Warum auch nicht?«
13
Es ist weitaus besser, die
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