Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
das verstehen. Du könntest sie anrufen.«
Ich blinzelte. »Warum?«
Wieder zog er eine Augenbraue hoch. »Sag ihr, dass du etwas später kommen wirst.«
»Oh …« Ich lachte. »Oh. Tja …« Ich ließ mich auf die Couch fallen. Er hatte sich in meinen Lümmelsessel gesetzt. Mistkerl. »Sie wird wahrscheinlich sowieso noch schlafen.«
Wie ein Fuchs vor einem Kaninchenbau beobachtete mich Rivera. Ich hatte das mal im Discovery Channel gesehen. Der Fuchs hatte einfach nur dagelegen, gewartet und beobachtet. Das arme kleine Häschen hatte keine Chance gehabt. Ich mag Häschen.
Im Haus war es totenstill. Denk jetzt nicht an Tote! Denk ja nicht an Tote!
»Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
Ich starrte ihn an. Ich hatte die Handflächen fest aneinander gepresst und die Hände zwischen die Beine geklemmt – um zu verhindern, dass sie zitterten. »Sorgen? Um mich?«
»Erst die ganze Sache mit Bomstad.« Er schüttelte den Kopf. Die Sehnen in seinem Hals spannten sich. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da war ich bei Kerlen total auf Hälse abgefahren. »Jetzt ist der Computerfreak verschwunden …« Er zuckte mit den Schultern. »Wie war noch mal sein Name?«
»Solberg.«
»Ach ja. Und du hast immer noch nichts von ihm gehört? «
Wieder schüttelte ich den Kopf. Lügen ist eine Todsünde. So was von verboten. Ich befand mich praktisch auf dem direkten Weg in die Hölle. Aber der Teufel war weit und breit nicht in Sicht. Also, was konnte der mir schon? »Du denn?«
»Wir suchen ihn«, erwiderte Rivera. »Aber …« Ein weiteres Schulterzucken folgte. »Wir haben nicht genügend Leute.«
»Aha.«
»Geht es dir gut?« Er kniff die Augen zusammen und sah mich skeptisch an. »Du siehst so seltsam aus.« Vielleicht wie vom Stromschlag getroffen? »Irgendwie nervös.«
»Nein.« Ich gluckste. Meine Stimme kratzte wie Schmirgelpapier. »Mir geht’s gut. Ich bin einfach nur müde. Du weißt schon … Ich habe nicht allzu viel geschlafen.«
»Ist gestern Nacht wohl spät geworden, was?«
»Nein!« Das war zu schnell. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Und war etwa fünf Dezibel zu laut. Ich räusperte mich und versuchte es erneut. Dieses Mal mit ruhiger Stimme und dem lieblichen Klang eines Singvögelchens. »Nein. Warum? Warum interessiert dich das?«
Es wurde wieder mucksmäuschenstill im Haus. Ich konnte hören, wie das Adrenalin durch meine Adern jagte.
Er lächelte mich an. »Weil du Ringe unter den Augen hast.«
Ich versuchte zu lachen. »Ach ja. Natürlich.«
»Na gut«, erwiderte er. Er ließ seinen Blick über meinen Körper gleiten. »Ansonsten siehst du aber ziemlich fit aus. Warst du laufen?«
»Ja«, nickte ich. »Ja. Die ganze Zeit. Na ja … du weißt schon. Mehrmals die Woche.«
»Das sehe ich.« Er betrachtete mich eingehend mit seinen sündig dunklen Augen und atmete dann bedächtig aus. »Die Wahrheit ist …« Er erhob sich. Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um seiner Bewegung folgen zu können. »Ich wollte vorbeikommen und mich nochmals entschuldigen.«
»Dich entschuldigen?« Ich sah ihm fest in die Augen, um zu sehen, ob er mich etwa anlog. Doch die Entschuldigung schien absolut ehrlich gemeint gewesen zu sein. Andererseits war Rivera Latino. Niemand kann so ernst aus der Wäsche gucken wie ein Latino. Die können einem das Blaue vom Himmel herunterlügen und immer noch zweimal so ehrlich aussehen wie ein irischer Priester.
»Es tut mir leid, dass ich in der besagten Nacht so abrupt wegmusste.«
»Tja …« Ich erinnerte mich, zwischendurch auch einmal Luft zu holen. »Deine Frau …«
»Exfrau«, korrigierte er mich.
Ich räusperte mich und konnte nur mit Mühe verhindern, dass mir bei seiner Wortwahl die Kinnlade herunterfiel. »Ja. Deine Exfrau. Sie brauchte dich.«
Der Anflug eines Grinsens hob die Narbe in seinem Mundwinkel. »Eigentlich war es Rockette, die mich brauchte.«
Ich sah Rivera argwöhnisch an.
»Meine Hündin war krank.« Das Grinsen verbreiterte sich. »Du erinnerst dich doch sicherlich an Rockette«, sagte er. »Ich glaube, du hast sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen verhört.«
Ich schürzte die Lippen und strich eine Falte in meiner Hose glatt. »Ich habe deinen Hund nicht verhört«, erwiderte ich.
»Dann muss es wohl meine Exfrau gewesen sein, die dich interessiert hat.«
Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Was war denn schon dabei, das Haustier eines Freundes in Beschlag zu nehmen, im gleichen Moment im Hundepark
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