Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
mit dir über etwas sprechen. Bleib, wo du bist«, sagte er und legte auf.
Ich starrte ganze fünf Sekunden lang auf den Hörer, dann schoss ich wie eine programmierte Rakete aus dem Bett. Verdammt, verdammt, verdammt! Worüber wollte er mit mir reden? Hatte er herausgefunden, dass ich in Solbergs Haus eingebrochen war? Wusste er etwa, dass ich die CD des kleinen Computerfreaks geklaut hatte?
Aber vielleicht war es auch etwas Schlimmeres. Ich erstarrte. Jesus Christus! Vielleicht hatte ich gestern Nacht einen der Kerle umgebracht!
Keine Zeit für Vielleichts, keine Zeit für Panik. Ich musste hier raus und nachdenken, bevor ich mit Rivera sprach. Immerhin konnte er selbst aus einer Rübe ein Geständnis herausquetschen. Und ich war nicht so hart wie eine Rübe. Ich sah mich eher als Tomate.
Glücklicherweise hatte ich in meinen Klamotten geschlafen. Ich packte meine Handtasche, die noch genau dort auf der Küchentheke lag, wo ich sie fallen gelassen hatte, taumelte durch die Tür und lief Volldampf voraus Rivera genau in die Arme.
Ich kreischte wie ein Filmsternchen in einem Hitchcock-Film.
Er hielt mich an den Armen fest. »Wo willst du hin?«, fragte er mit vollkommen ausdrucksloser Stimme.
Ich klang dagegen eher wie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. »Was machst du hier?«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich vorbeikomme.«
»In einer halben Stunde! Einer halben Stunde!«
Seine Mundwinkel hoben sich einen halben Zentimeter. Ebenso wie seine linke Braue. »Spielt das eine Rolle?«
Ich atmete schwer. Ich konnte mein Spiegelbild in seiner Sonnenbrille erkennen. Oder vielleicht eher das eines Tornadoopfers. Meine Haare sahen aus, als hätte man mich an eine Autobatterie angeschlossen. Verschmierte Mascara klebte überall bis hinunter zum Schlüsselbein, und blutrote Äderchen durchzogen meine Augen wie ein ganzes Netz aus Flussmündungen.
»Ich...« Womöglich habe ich nach meinem Haar getastet. Womöglich ist es mir dabei entgegengekommen. »Nein. Natürlich nicht. Ich meine … Ich muss jetzt gehen.« Ich nickte heftig. »Ich muss weg. Elaine. Ähmmm … Elaine braucht mich.« Ich hatte diese Ausrede gestern Abend schon einmal erfolgreich an Ross Bennet getestet – meinem ersten brauchbaren Date seit ich aus den Windeln heraus war. Und? War es nicht total prima gelaufen?
Ich konnte nicht durch Riveras Sonnenbrille hindurchsehen. Mein Gott, was er wohl hinter diesen Brillengläsern denken mochte?
Auf der anderen Seite des Maschendrahtzaunes goss mein Nachbar, Mr. Al-Sadr, seinen Rasen und starrte über das Trümmerfeld meines Gartens zu uns herüber.
Rivera warf einen Blick zu ihm hinüber, bevor er mich ansah. »Vielleicht sollten wir besser kurz reingehen.«
Mir rutschte das Herz in die Hose. »Ich … Ich kann nicht … Wirklich! Ich würde ja gerne, natürlich, aber Elaine …«, stammelte ich, aber schon dirigierte er mich ins Haus hinein.
Hinter mir fiel die Tür mit einem Klick ins Schloss. Vielleicht war es eher ein Klock, als würde ein Sargdeckel geschlossen.
Er nahm die Sonnenbrille ab. Er sah nicht wirklich fröhlich aus.
»Was …?« Ich schluckte den Frosch in meinem Hals hinunter und probierte es erneut. »Was willst du hier?«
»Ich?« Er zuckte mit den Schultern. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit einem V-Ausschnitt, das glatt auf seiner Brust lag. »Ich dachte, ich komme mal kurz vorbei und bringe dich auf den neuesten Stand«, erklärte er und wanderte ins Wohnzimmer.
Ich schielte zur Haustür hinüber und dachte einen Augenblick lang darüber nach, einfach loszupreschen. Sein Blick wanderte zu mir herüber. Das könnte eine Kampfansage gewesen sein.
Ich verwarf das feige Vorhaben, mich einfach aus dem Staub zu machen, und folgte ihm in mein erdnussgroßes Wohnzimmer. »Der neueste Stand?«, fragte ich.
Er zog eine Augenbraue minimal in die Höhe. »In Bezug auf den Fall.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ach ja«, fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen. Ich kicherte. Und fühlte mich, als müsste ich mich gleich übergeben. »Solberg.«
»Hmmmm.«
Er wartete. Ich trat von einem Bein aufs andere. »Was ist mit ihm?«
»Er ist immer noch nicht aufgetaucht, oder? Du hast auch nichts von ihm gehört?«
Langsam geriet ich ins Schwitzen. Ich schüttelte den Kopf. Er wackelte unsicher hin und her.
»Warum setzt du dich nicht?«, fragte Rivera.
Ich warf einen schon fast wahnsinnigen Blick zur Tür. »Elaine …«
»Ich bin mir sicher, sie wird
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