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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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Hause?«, fragte Tiffany. Ein paar von den Autos verließen bereits das Baumwollfeld.
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.« Fred sah sich um. »Wohin ist Mary Alice denn gegangen?«
    »Wahrscheinlich versteckt sie sich vor Pawpaw.« Ich sah auf meine Uhr. Es war kurz nach sieben. Mein Gott! Ich hätte gedacht,
     es sei mindestens Mittag.
    Meemaw kam aus ihrem Wohnwagen und hielt einen großen Krug und einen Stapel Styroporbecher in der Hand. »Hawaii-Punsch!« Die
     Menge preschte nach vorn.
    Es lag ein derartiges Gefühl der Erleichterung in der Luft, dass es fast mit Händen zu greifen war. Angesichts der Umstände
     von Sunshines Verschwinden hatten alle Angst davor gehabt, was sie bei ihrem nächsten Schritt im Wald finden könnten.
    »Ich hole was von dem Punsch«, sagte Tiffany. »Möchten Sie auch welchen?«
    »Na klar. Ich komme mit.« Fred drehte sich zu mir um. »Und du, Schatz?«
    »Bring mir welchen mit.« Ich setzte mich auf einen alten, umgedrehten Schubkarren und blickte mich um. Die Suchaktion war
     dabei, sich in eine Party zu verwandeln, auf der gelacht und gescherzt und die Tatsache gefeiert wurde, dass Sunshine wohlauf
     war. Aber – eine plötzliche Müdigkeit überfiel mich – gestern war irgendetwas Schreckliches passiert, und Sunshines Verschwinden
     war ein Teil davon. Ihre Leiche mochte zwar nicht im Wald liegen, aber irgendwas war mit ihr definitiv nicht in Ordnung.
    Kerrigan setzte sich neben mich auf den Boden. »Möchten Sie was von dem Punsch?« Sie hielt mir einen Styroporbecher entgegen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Danke, Fred bringt mir welchen mit.«
    Wir saßen einen Moment lang schweigend da. Dann sprach Kerrigan aus, was ich die ganze Zeit dachte: »Meine Kleine steckt in
     schrecklichen Schwierigkeiten, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe keine Ahnung, was los ist.«
    »Würden Sie mir von gestern erzählen? Ich habe Mamas Version schon ein Dutzend Mal gehört, aber sie ergab nie irgendeinen
     Sinn. Wir kannten diesen Mann nicht mal, der umgebracht wurde. Er lag einfach ermordetin Mamas Wohnwagen, Sunshine war verschwunden und mein Wohnwagen vollkommen auf den Kopf gestellt.«
    »Ich erzähl Ihnen, was ich weiß.« Ich ging die Folge der Ereignisse durch, indem ich damit begann, wie wir Meemaw im Restaurant
     getroffen hatten (weshalb wir uns dort aufhielten, erzählte ich ihr nicht), und damit endete, dass uns auf der Highwayauffahrt
     fast jemand über den Haufen gefahren hätte.
    Kerrigan hörte mir ruhig zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen, und nippte von Zeit zu Zeit an ihrem Hawaii-Punsch.
    »Und das war’s«, schloss ich meine Erzählung.
    Sie nickte. »Das ist im Großen und Ganzen Mamas Geschichte. Die ist doch aber völlig verrückt.«
    Was sollte ich dazu sagen? Die Umstände ergaben keinen Sinn, die Gewalt war geradezu obszön.
    »Mrs Hollowell, ich weiß, dass er Ihr Neffe ist, aber ich muss Sie einfach fragen, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, dass
     Ray in die Sache verwickelt ist. Ich meine, ich weiß, dass er weit weg ist, aber könnte hier irgendwas vorgehen, womit er
     etwas zu tun hat? Irgendwas, in das Sunshine verstrickt ist?«
    Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. »Ray hat hiermit nichts zu tun. Er ist das sanfteste und netteste von all unseren
     Kindern.« Er war darüber hinaus allerdings auch der Einzige, der jemals festgenommen worden war, aber ich war der Ansicht,
     dass die Geschichte mit dem Marihuana im Bankhead National Forest hiermit nichts zu tun hatte. Er war mit einer Geldstrafe
     und hundert Stunden gemeinnütziger Arbeit davongekommen. Die Hauptstrafe war von seiner Mutter gekommen, die die ganze Familie
     dazu genötigt hatte, den Kopf trotz RaysVergehen hoch zu tragen. »Nein«, sagte ich erneut. »Das alles hat mit Ray nichts zu tun. Sunshine kann sich außerordentlich
     glücklich schätzen, ihn zu haben.«
    »Das ist schön zu hören.« Kerrigan lächelte mich an. Ihre Zähne waren perfekt, ihre Haut schimmerte, und diese violetten Augen...
     Ich dachte an Meemaw und Pawpaw. Mein Gott, Gene sind unberechenbar.
    Sheriff Reuse stieß zu uns, rot im Gesicht. »Kerrigan, ich muss mit dir reden.« Er deutete auf ihren Wohnwagen und marschierte
     auch schon in dessen Richtung.
    »Scheiße.« Kerrigan kam in einer graziösen Bewegung auf die Beine. »Dieser Mann macht mich verrückt. Er hält sich für Sunshines
     Vater.«
    »Und ist er das?«, rutschte es mir heraus.
    »Ich hoffe nicht.«
    Fred und Tiffany

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