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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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mit den Armen gerudert und um sein Gleichgewicht gekämpft hatte.
    »Was macht ihr denn da?«, fragte Schwesterherz.
    »Komm bloß nicht raus, Mama.« Ray berührte meine Schulter. »Bist du okay, Tante Pat?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Ich bewegte meine Arme und Beine. Sie funktionierten. Ich hatte weder einen stechenden Schmerz
     in den Hüften, noch sah ich Schwesterherz und Ray doppelt, und ich wusste, wer Präsident war. Vorsichtig drehte ich mich auf
     die Seite und fühlte irgendetwas Matschiges unter meinem Bauch. Ich griff nach unten und berührte es. »Vielleicht ruft ihr
     doch besser den Notarzt. Ich glaube, meine Eingeweide liegen blank.« Ich erinnere mich nicht, Angst gehabt zu haben, ich war
     nur erstaunt, dass meine Innereien plötzlich hervorquollen.
    »Igitt!«, sagte Ray. »Das ist ein toter Truthahn.«
    »Du hast einen Truthahn umgebracht, Maus. Bist du okay?« Schwesterherz kniete sich ächzend nieder. »Guter Gott, ich gerate
     allmählich aus der Form.«
    Ich rutschte ein Stück zur Seite und setzte mich vorsichtig auf. An mir schien noch alles dran zu sein. Meine Stirn brannte
     jedoch höllisch an einer Stelle. Ich betastete sie und fühlte eine wachsende Beule. Ray und Mary Alice inspizierten den Truthahn,
     der, soweit ich das sagen konnte, in der Mitte aufgeschlitzt war und dem die Eingeweide heraushingen. Ich schloss die Augen,
     um eine plötzliche Übelkeit abzuwehren, und hielt mich an einem Topf Geranien fest.
    »Ich habe diesen Truthahn nicht umgebracht«, bekam ich mit Mühe heraus.
    »Was zum Teufel läuft hier?« Ray stand auf und klopfte sich den Staub von seinen Sachen.
    Schwesterherz stupste den Truthahn an. »Der lag einfach so da, als ihr aus der Tür seid?«
    »Natürlich, Mama. Was glaubst du wohl, warum Tante Pat und ich uns langgelegt haben?« Ray schien sich plötzlich der Situation
     wieder bewusst zu werden. Er kam zu mir und half mir vorsichtig auf die Füße. Um mich herum drehte sich alles.
    Ich hielt mich verzweifelt an ihm fest. »Lass mich nicht los.«
    »Mein Gott, schau dir dieses Ei an«, sagte Ray.
    Schwesterherz blickte sich um. »Eier gibt es hier auch?«
    »An Tante Pats Kopf, Mama.« Er hob mich ohne Zögern hoch und trug mich hinein aufs Sofa. »Wir müssen da ein wenig Eis drauflegen.«
    Schwesterherz kam uns mit besorgtem Blick hinterher.
    »Mir fehlt nichts«, sagte ich ihr.
    »Nein, das stimmt nicht. Du wirst furchtbar aussehen auf Haleys Hochzeit.«
    Die Hochzeit. Ich befühlte meine Stirn. Sie hatte recht. Ich würde die Beule des Jahrhunderts haben. Und mein Auge hatte auch
     was abbekommen.
    Ray war wenig später mit in Küchenpapier gewickelten Eiswürfeln zurück. »Vielleicht sollten wir mit dir besser in die Ambulanz
     fahren«, meinte er. »Das ist wirklich eine dicke Beule.«
    »Hol die Taschenlampe aus der Krimskramsschublade und lass sehen, ob ihre Pupillen erweitert sind«, forderte ihn Schwesterherz
     auf. Ray trottete davon und war im nächsten Moment schon wieder da, um mir mit einem großen gelben Lichtstrahl in die Augen
     zu leuchten.
    »Was denkst du?« Er schaltete das Licht an und aus, während Schwesterherz und er beobachteten, was in meinen Augen passierte.
    »Ich denke, ihr seid verrückt.« Ich riss die Taschenlampean mich und setzte mich auf. Um mich herum blieb alles einigermaßen ruhig. »Ich werde nach Hause gehen, eine ausgiebige Dusche
     nehmen und diese Truthahnklamotten wegwerfen. Pfui Teufel. Und dann nehme ich eine ganze Schachtel Aspirin, lege mir einen
     Eisbeutel auf die Stirn und gehe ins Bett. Verstanden?«
    »Ich fahr dich«, sagte Mary Alice.
     
    Fred lag schlafend in seinem Ruhesessel, als ich das Haus betrat. Ich war erleichtert, denn ich wollte erst die schmierigen
     Klamotten loswerden, bevor er mich sah. Die Beule an meinem Kopf würde schlimm genug sein. Ich wollte nicht, dass er die Spuren
     des toten Truthahns an der Vorderseite meiner guten beigen Leinenhose bemerkte, die, ungeachtet dessen, was Mary Alice sagte,
     garantiert keine Reinigung mehr herausbekommen würde.
    Ich schlich ins Schlafzimmer, schloss leise die Tür, um Fred nicht zu wecken, und schälte mich aus der blutigen Truthahn-Kleidung,
     die wahrscheinlich die reinste Brutstätte für Streptokokken und Staphylokokken war. Ich nahm den leeren Plastiksack aus dem
     Badezimmermülleimer und warf die Sachen hinein. Dann ging ich unter die Dusche und fing zum zweiten Mal an diesem Tag an zu
     weinen. Mein Kopf schmerzte entsetzlich,

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