Moerderische Dividende
auf und folgte ihnen.
»Laß das Licht aus«, mahnte Schwesterherz. Sie und Lisa hatten jede auf einer Seite des Vorhangs einen Spähposten eingenommen. »Sieh mal da, Lisa. Noch eins.«
»Drei?« Ich spähte durch den Vorhangspalt. Tatsächlich parkten da zwei Polizeiwagen auf der Straße, und der dritte bog gerade in die Einfahrt ein.
Schwesterherz nieste. »Mein Gott, Maus. Diese Vorhänge sind voller Staub. Wann hast du die denn zum letzten Mal reinigen lassen?«
»Ist noch gar nicht so lange her.« In Wahrheit konnte ich mich nicht mehr erinnern, so lange lag es schon zurück.
»Sie steigen aus«, sagte Lisa.
Wir sahen die Polizisten zur Tür der Phizers gehen und eintreten.
»Verdammt, da ist wirklich was im Gang.« Schwesterherz nieste erneut. »Sie schicken nicht wegen nichts und wieder nichts drei Streifenwagen.«
»Vielleicht wollen sie Mr. Phizer wegen Mordes an seiner ersten Frau festnehmen.«
»Herrgott noch mal, Lisa«, entfuhr es mir schärfer als beabsichtigt.
Aber Lisa nahm es mir nicht übel. »Oder vielleicht verhaften sie ja auch Mrs. Phizer.«
»Was geht denn da vor?« Fred stand in der Tür.
»Bei den Phizers drüben stehen drei Polizeiautos«, sagte Schwesterherz. »Komm und sieh es dir an. Stell dich aber nicht zu dicht an den Vorhang. Der ist voller Staubmilben.«
Er kam und spähte über meinen Kopf.
»Der dritte ist gerade erst vorgefahren«, verkündete Lisa fröhlich. »Ich denke, sie verhaften einen der Phizers wegen Mordes.«
»Hmmm.« Fred machte sich ein Bild von der Szene und sagte dann, was jeder verheiratete Mann angesichts dieser Umstände sagen würde. »Patricia Anne, warum rufst du Mitzi nicht an und findest heraus, was los ist?«
»Jetzt, wo die Polizei dort ist?«
»Es könnte ja irgendwas mit ihnen sein. Vielleicht brauchen sie Hilfe.«
Ich bekam ein schlechtes Gewissen, daß ich nicht daran gedacht hatte.
Lisa umklammerte den Vorhangstoff. »Vielleicht hat Mrs. Phizer Mr. Phizer umgebracht. Oder umgekehrt.«
»Es ist kein Rettungswagen da. Wenn einer der beiden einen Unfall gehabt hätte oder einen Herzanfall oder wenn sie sich gegenseitig umgebracht hätten, stünde ein Rettungswagen dort.« Mary Alice nieste wieder. »Himmel.«
»Ich ruf an«, sagte ich. Ich ging in die Küche hinüber und wählte Mitzis Nummer. Die Leitung war besetzt. Ich wartete ein paar Minuten und versuchte es dann erneut. Ohne Erfolg.
»Es ist belegt«, teilte ich den dreien im Eßzimmer mit.
»Die letzte Gruppe geht wieder«, verkündete Fred. »Die sind aber nicht lange geblieben.« Die beiden Frauen, stellte ich fest, hatten sich Eßzimmerstühle geholt und sich am Fenster niedergelassen, um nichts zu verpassen. Fred trieb es nicht ganz so weit, stand aber wie festgeklebt am Vorhangspalt.
»Ich geh rüber und schau mal nach, was los ist«, sagte ich. »Mitzi wird schon nicht denken, daß ich meine Nase in alles stecke.«
»Jetzt geht der zweite Trupp auch«, sagte Schwesterherz. »Was hat denn der Lange da in der Hand, Fred? Eine Pistole?«
»Ein Mobiltelefon.«
Ach nein. Das war also der Mann, der sich in höhnischen Bemerkungen über das Teleskop in der Glasveranda meiner Schwester ergangen hatte, der Glasveranda, von der ausman ganz zufällig ganz Birmingham beobachten kann. Was meine Schwester auch tut.
Ich machte die Küchentür auf und ging hinaus. Der gute Woofer lag schlafend in seinem Iglu und bekam von dem, was da vor sich ging, nichts mit. Die anderen Hunde in der Nachbarschaft allerdings schon. Wie die Nachbarn auch. Mehrere Verandalampen brannten, und die Tripps, die auf der anderen Seite der Straße wohnten, standen auf ihren Stufen und überlegten wahrscheinlich, ob sie irgend etwas Hilfreiches unternehmen sollten.
Ich wurde vom Scheinwerferlicht der Streifenwagen erfaßt, als die Polizisten in der Einfahrt wendeten. Okay. Jetzt wußten also alle Nachbarn, daß ich einen alten rosafarbenen Seersucker-Bademantel besaß, der bis zur Durchsichtigkeit verwaschen war. Hinter mir klopfte jemand gegen das Eßzimmerfenster, vermutlich Schwesterherz. So mitten im Scheinwerferlicht widerstand ich dem Impuls, als Antwort meinen Mittelfinger zu recken. Statt dessen zog ich den Bademantel fester um mich und rannte Mitzis Treppe hoch mit dem inbrünstigen Wunsch, daß ich mir die Zeit genommen hätte, in Jeans und T-Shirt zu schlüpfen.
Die Tür wurde von einem netten jungen Polizisten geöffnet, der mich mit »Hallo, kommen Sie rein« begrüßte. Hinter
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