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Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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Gewerbebetriebe.
    Ich stellte meinen Salatteller in die Geschirrspülmaschine und ging nach draußen, um mit Woofer zu reden. Wir waren an diesem Morgen gar nicht zu unserem Spaziergang gekommen. Widerstrebend kam er aus seiner Hundehütte.
    »Du brauchst ein bißchen Sonne und frische Luft«, sagte ich ihm, gab ihm einen Hundekuchen und streichelte ihm über den grauen Kopf. »Es ist warm hier draußen. Alte Tiere brauchen Vitamin D.«
    Er nahm den Leckerbissen, ließ ihn dann aber auf den Boden fallen, was ganz ungewöhnlich für ihn war.
    »Was ist denn los, alter Junge? Bist du okay?« Ich kniete mich neben ihm nieder und blickte ihm in die Augen. Sie wirkten trübe. Er legte sich neben mich, und ich fühlte, ob seine Nase warm war. Ich weiß, daß dies keine präzise Methode ist, um bei Tieren Fieber zu messen, aber es ist ein instinktiver Handgriff. Seine Nase fühlte sich kalt und feucht an.
    »Alles in Ordnung mit dir?« fragte ich ein weiteres Mal. Er streckte sich aus, den Kopf zwischen den Vorderpfoten.
    »Nein, oder?« Ich fuhr mit meiner Hand seinen Rücken entlang, und er zitterte. Ich fühlte einen Kloß im Magen. Er war wirklich krank. Ich setzte mich nieder und zog soviel von ihm, wie ich konnte, auf meinen Schoß. Woofer ist eine Mischung, zu der jede bekannte Rasse beigetragen hat. Sein Kopf und sein Brustkorb sind groß, der Rest seines Körpers von mittlerer Größe. Seine Beine sind kurz, und er hat einen buschigen Schwanz. Wir bekamen ihn vom Tierschutzbund, als er sechs Wochen alt war; er war als Mischung aus Collie und Dackel aufgeführt. Die Vorstellung von diesem Zeugungsakt überstieg meine Vorstellungskraft.
    Während ich so dasaß und ihn hielt, hörte ich das Tor aufgehen.
    »Hallo, Schwiegermama.«
    Ich drehte mich um und sah Lisa vor mir, eine äußerst hübsche Lisa mit kurzem, lockigem, aschblondem Haar. Delta hatte das Wasser in Wein verwandelt.
    »Alles in Ordnung mit dir?« fragte sie.
    »Ich glaube, Woofer ist krank. Schau mal, was meinst du?«
    Sie kam herüber, kniete sich neben uns und fuhr mit der Hand über Woofers Kopf. »Bist du krank, Junge? Bist du krank, alter Woofer?«
    Woofer bejahte. Er schauderte neuerlich.
    »Ich fahr’ mit ihm zum Tierarzt«, sagte ich, ohne ihre Meinung abzuwarten.
    »Soll ich dir helfen?«
    »Das wäre sehr nett. Ich setze mich mit ihm auf den Rücksitz. Ich rufe nur schnell an, ob sie ihn sich jetzt gleich ansehen können.« Ich schob Woofer beiseite und stand auf. »Dein Haar sieht großartig aus.«
    »Danke.« Lisa fuhr sich durch ihre kurzen Locken. »Tante Schwesterherz mußte zu einer Verabredung.«
    »Wie immer.« Ich ging nach drinnen, um den Anruf zu tätigen.
    Unser Tierarzt geht schleichend in den Ruhestand. Er hat zwar seine Absicht nicht bekanntgegeben, aber er verbringt mehr und mehr Zeit in Destin, Florida, auf dem Golfplatz oder beim Angeln. Seine junge Kollegin, die wahrscheinlich seine Praxis übernehmen wird, ist ein Schatz. Sie hätte mit ihrer Größe, ihrem zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen glänzenden braunen Haar und ihrem ungeschminkten Teint in jede Model-Agentur spazieren können und dort einen Job bekommen. Statt dessen hievten sie und ihr Assistent Woofer behutsam auf den Tisch, und sie begann ihn, während sie ihm gut zuredete, gründlich zu untersuchen – eine Person, die offenkundig ihren Job liebte.
    Dr.   Grant maß Woofers Temperatur und nickte. »Ziemlich hoch.« Sie tastete seinen Körper ab, klopfte auf seinenBauch, fuhr mit den Händen seine Beine entlang, drehte dann sein linkes Hinterbein und untersuchte es.
    »Hat ihn was gebissen?« fragte sie.
    »Nicht daß ich wüßte. Er ist in einem eingezäunten Hof untergebracht.«
    Sie beugte sich weiter hinunter, um sich die Innenseite von Woofers Bein genauer anzuschauen, hoch oben, an dem fleischigen Teil. »Sieht wie ein Biß aus«, sagte sie. »Charlie?«
    Der junge Mann, der ihr dabei geholfen hatte, Woofer auf den Tisch zu heben, steckte den Kopf durch die Tür.
    »Ich brauche hier ein wenig Hilfe.« Dr.   Grant drehte sich zu mir. »Mrs.   Hollowell, würde es Ihnen etwas ausmachen, ein paar Minuten draußen zu warten?«
    Ich zögerte.
    Dr.   Grant grinste. »Mit Woofer ist alles in Ordnung. Ich will nur nicht, daß Sie mir zu Boden gehen.«
    »Ach, Unsinn«, sagte ich.
    »Komm, Schwiegermama. Sie hat recht. Du bist weiß wie ein Laken.«
    Lisa führte mich ins Wartezimmer, in dem eine Frau mit einem Katzenkorb saß. »Er wird

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