Moerderische Dividende
Sawyerwissen. Das war ein Finanzmagnat. Einer von Ronald Reagans Beratern.«
»Warum schlagen Sie nicht einfach im ›Who is Who?‹ nach?«
»Weil ich nicht daran gedacht habe, Miss Neunmalklug.« Wir grinsten einander an. »Schau zu, was du herausfinden kannst, und ich mache es genauso.«
Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, was Mitzi darüber gesagt hatte, wie lange Sophie schon verwitwet war. Mit der Ausgabe von 1992 müßte ich auf der sicheren Seite sein. Ich hievte sie aus dem Regal und schaute ins Register. Es gab zwei Milton Sawyers, Milton P. und Milton R., beide auf Seite 426. Ein Blick sagte mir, daß Milton Price derjenige war, nach dem ich suchte. Als sein Geburtsjahr war 1928 angegeben. Als die vorliegende Ausgabe zum Druck gegangen war, hatte er noch gelebt.
»Es ist Milton Price Sawyer«, sagte ich zu Shatawana, die eifrig herumklickte, »geboren 1928 in Rochester, Minnesota.«
»Okay. Das hilft schon mal weiter.«
Ich machte mich wieder an meine Lektüre. Student in Yale, Abschluß als Betriebswirt in Harvard 1953. Gründung der Sawyer-and-Thorpe-Investmentgesellschaft. Sonderberater von Präsident Reagan. Saß, wie ich feststellte, auch im Aufsichtsrat von mindestens einem Dutzend Unternehmen, die ich kannte: Eisenbahngesellschaften, Kosmetikfirmen, ja sogar ein paar Unterhaltungsriesen.
»Mein Gott, es gibt über fünfhundert Einträge zu dem Mann«, verkündete Shatawna. »Was wollen Sie denn über ihn wissen?«
Ich war mir nicht sicher. »Vielleicht irgendwas über seine Familie.«
Shatawna klickte ein paarmal, und dann informierte sie mich, daß sein Vater Arzt gewesen war, ein Professor an der Mayo-Klinik. Seine Mutter, Sarah Weeks Sawyer, war eine bekannte Bildhauerin gewesen. Er hatte zwei ältere Schwestern. 1954 heiratete er Sophie Bedford Vaughn. Sie hatten drei Kinder: David (1955 – 1974), Susan (1957) und Arabella (1959).
»Er starb 1994«, fügte sie hinzu.
Ich blickte über ihre Schulter. »Ich wußte nicht, daß sie einen Sohn hatten.«
Shatawna nickte. »1974 war er neunzehn. Ich wette, er wurde in Vietnam getötet. Das ist so traurig.«
Das war es. Furchtbar traurig.
Inzwischen waren mehrere Schüler gekommen, um die Computer zu benutzen.
»Soll ich noch was anderes für Sie nachschauen, Mrs. Hollowell?«
»Sieh mal nach, ob da was über Bellemina Health steht.«
»Buchstabieren Sie es bitte?«
Nach ein paar Mausklicks informierte mich Shatawna, daß Bellemina eine eigene Website hatte, die jeden Tag aktualisiert wurde. Sollte sie die einfach für mich ausdrucken? Man mußte bei Mrs. Quick eine Gebühr für das Druckerpapier zahlen, aber nicht viel, und das sah nach einer Menge Zeug aus. Ich könnte es mit nach Hause nehmen und dort lesen.
Das hörte sich gut an. Schon vorhin war mir bei meiner Lektüre eingefallen, daß dies vielleicht ein erfolgreiches, in Birmingham ansässiges Unternehmen war, in das der Investmentclub sein Geld stecken könnte. Ich würde es eingehender studieren und in der Lage sein, einen gutfundierten Vorschlag zu machen.
Shatawna klickte auf Drucken und schob ihren Stuhl zurück. »Sie sollten sich wirklich einen Computer zulegen, Mrs. Hollowell. Die Dinger sind großartig.«
»Shatawna«, fragte ich, »was kommt heraus, wenn du minus sieben und minus fünf addierst?«
Sie grinste breit. »Wen kümmert das?«
»Jeden, der die achte Klasse bestehen will.«
Es war zwecklos. Das Grinsen blieb, wo es war.
Ich ging in die Schulcafeteria und kaufte einen Salat zum Mitnehmen. Zu Hause machte ich mir einen Eistee und setzte mich ins Wohnzimmer, um zu essen und über Bellemina Health nachzulesen. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber es war langweilig. Die heutige Großnachricht auf der Website war, daß sie in Jonesboro, Tennessee, eine neue Klinik eröffneten, die von einem Dr. Cranston Jordan geleitet würde. Es folgten Dr. Jordans Befähigungsnachweise, die sehr eindrucksvoll waren. Das einzige, was ich wirklich interessant fand, war, daß dies die zweiundvierzigste Bellemina-Health-Klinik war und die fünfte, die im laufenden Jahr eröffnet wurde. Ich stellte meinen Salat ab und holte die Zeitung vom Küchentisch. Bellemina notierte bei zweiundfünfzig Dollar, schon vier Dollar rauf in diesem Jahr. Zweiundfünfzig Dollar erschien mir eine Menge, aber was wußte ich schon? Lehrerinnen sind keine großen Investoren auf dem Aktienmarkt. Ebensowenig Ehefrauen von Inhabern kleiner
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