Moerderische Dividende
ist. Arthur wickelt einige Versicherungsangelegenheiten der Firma ab. Schade, daß Arabella mit ihren Ehemännern nicht so viel Glück gehabt hat wie Sue. Ihr letzter landete im Gefängnis. Ich glaube, er war ein Mafiakiller oder irgend so was.«
»Was?«
riefen Lisa und ich wie aus einem Munde.
»Irgendwas in der Art.« Mitzi trank den letzten Schluck Kaffee und schob ihren Stuhl zurück. »Ich muß nach Hause. Sie brauchen die Milch für die Cornflakes.«
Ich holte die Milch aus dem Kühlschrank. »Brauchst du nicht mehr? Ich habe reichlich.«
»Nein, ein Glas reicht völlig. Ich denke, ich muß heute sowieso einen Großeinkauf machen. Ich weiß nicht, wie lange Arabella bei uns bleibt.«
»Sie wohnte bei ihrer Mutter?«
Mitzi nickte. »Es war eine vorübergehende Lösung, eine gemietete Wohnung, damit Sophie in der Nähe des Krankenhauses war. Ich denke, sobald es Sophie besser gegangen wäre, hätte sie wahrscheinlich eine Eigentumswohnung oder ein Stadthaus gekauft und Arabella wäre wieder nach Chicago zurückgegangen. Jedenfalls sagt Arabella, sie halte es in der Wohnung nicht aus, es sei dort zu einsam, und ich muß sagen, ich kann ihr da keinen Vorwurf machen.«
»Und ihr letzter Ehemann sitzt im Gefängnis, weil er ein Mafiakiller ist?« Lisa kam nicht los von dieser Information.
»Einer von denen war so was. Ich glaube, der letzte.«
»Wie viele hatte sie denn?«
»Ich bin mir nicht sicher. Eine ganze Reihe.« Mitzi nahm das Glas Milch. »Danke. Bis später.«
»Mannomann«, sagte Lisa, als die Tür sich schloß. »Ein richtiger Killer.«
Ich nahm mir noch eine Handvoll Frosties, erklärte, daß ich jetzt losmüsse, und ging hinaus, während sie wieder nach der Zeitung griff. Sollte sie anfangen, sich Telefonnummern und Preise von Killern zu notieren, würde ich einschreiten.
An diesem Morgen hatte ich drei Schüler im Förderunterricht. Einzelunterricht ist zwar bei weitem am besten, aber das läßt sich nicht immer machen. So saßen also in einem kleinen Hinterzimmer der Bibliothek Sharon Moore, Shatawna Bishop, Shawn Crawford und ich und versuchten mit den negativen Zahlen klarzukommen. Es war der erste Monat des Schuljahres, aber ich hatte die drei schon im Vorjahr im Förderunterricht gehabt und wußte, was mich erwartete. Die drei S sind nicht meine einfachste Gruppe. Sharon könnte nicht desinteressierter sein. Sie kann eigentlich die Plus- und Minuszeichen kaum sehen vor lauter Mascara auf ihren Wimpern, mit denen sie den armen Shawn anklimpert. Der wiederum versucht sich auf Mathematik zu konzentrieren, ist jedoch mit vierzehn Jahren seinen Hormonen hilflos ausgeliefert. Über Shatawna bin ich mir noch nicht ganz im klaren. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß sie den ganzen Stoff bereits kann und tödlich gelangweilt ist, aber alles dafür tut, um aus dem regulären Unterricht herauszukommen, wo sie sich noch mehrlangweilt. So etwas gibt es, wie jeder Lehrer weiß; das sind die Kinder, die einen verrückt machen. Aber selbst da gibt man die Hoffnung nicht auf, an sie heranzukommen.
Nach ziemlich unproduktiven vierzig Minuten Wimperngeklimper von Sharon, Gezappel von Shawn und Gähnen von Shatawna sagte ich ihnen, daß sie jetzt in ihr Klassenzimmer zurückgehen könnten. Ich sah ihnen nach, wie sie die Bibliothek durchquerten, und registrierte, daß Shatawna im Vorbeigehen zärtlich einen der Computer tätschelte.
Hmmm.
Ich bekam sie zu fassen, als sie gerade den Flur hinuntergehen wollte.
O ja, Ma’am. Computer seien das Tollste auf der Welt.
Könnte sie, wenn ich ihr einen Zettel für ihren Lehrer mitgeben würde, zurückkommen und etwas für mich nachschauen?
O ja, Ma’am.
Es sprach unmißverständlich Entzücken aus ihren Augen, die sich von ihrer afroamerikanischen Haut in einem erstaunlichen Grün abhoben.
Ich ging zurück in die Bibliothek und ließ mir einen Computerpaß geben. Schade, daß Bill Gates den Ausdruck in Shatawnas Gesicht nicht hatte sehen können. Die Schulen in Alabama waren die ersten Nutznießer seiner Stiftung gewesen, deren Ziel es ist, Computer zur Verfügung zu stellen, damit auch unterprivilegierte Kinder Zugang zum Internet haben. Sie waren natürlich für Lehrzwecke gedacht, aber ich fand, daß es für Shatawna durchaus lehrreich sein konnte, für mich durchs Internet zu surfen.
Sie war schon nach wenigen Minuten zurück. »Was soll ich denn für Sie nachschauen, Mrs. Hollowell?«
»Ich will etwas über einen Mann namens Milton
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