Moerderische Dividende
eher auf letzteres.
Nachdem über den Namen entschieden war, wenngleich einige Damen grummelten, er ließe an Originalität zu wünschen übrig, stellte Joy Alcorn Jones vor. Dieser bleckte Zähne, die so weiß waren wie sein Haar. Ich machte mir eine gedankliche Notiz, es noch mal mit Bräunungslotion zu probieren. Ich hatte Jahre vorher mal einen Versuch damit gemacht und ein gestreiftes Orange erzielt. Gejuckt hatte es auch.
Schwesterherz, die, wie ich feststellte, heute ihr H. M. S. -Pinafore-Outfit trug, war schlagartig aufmerksam geworden, als Alcorn Jones erschienen war. Ich fragte mich, wie weit über den Atlantik Cedric wohl schon war. An dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab? Lebwohl, Cedric.
»Einen guten Morgen wünsche ich den Damen.« Alcorn Jones’ Stimme war tief und warm. »Und Ihnen, Joy, möchte ich danken, daß Sie mich zum Gründungstreffen des Birmingham Ladies’ Investment Club eingeladen haben. Sie machen sich auf eine Reise, die lehrreich und lukrativ zugleich sein wird.«
Bei dem Wort »lukrativ« horchten alle auf. »Ich werde Ihnen gern bei der Organisation behilflich sein.« Er machte eine Pause. »Sie sollten sich Notizen machen.«
Es wurde in den Handtaschen nach Stiften und Papier gewühlt. Mit diesem Mann ging es zur Sache.
»Zuallererst«, sagte er, »sollten Sie sich als Gesellschaft bürgerlichen Rechts organisieren. Das ist das einfachste, und auf diese Weise steht jede Person weiterhin für ihr eigenes steuerpflichtiges Einkommen gerade.«
Ich schrieb »Gesellschaft bürg. Rechts, jeder eigene Steuer« in mein kleines Spiralnotizbuch.
»Sie benötigen eine Geschäftsführerin, eine stellvertretende Geschäftsführerin, eine Schriftführerin und eine Schatzmeisterin, sowie jemanden, der dann die Aktien kauft und verkauft.«
Ich kritzelte dies nieder, wie alle anderen Frauen im Raum ebenso. Ich warf einen Blick zu Schwesterherz hinüber. Alle anderen Frauen außer Mary Alice. Sie saß nur da und wickelte in aller Ruhe die Silberfolie von einem Praliné.
»Connie«, flüsterte ich, »tauschen Sie den Platz mit mir.«
Ohne mit dem Schreiben aufzuhören, tat Connie wie geheißen.
»Wieso schreibst du nichts auf?« fragte ich Schwesterherz.
»Weil du doch schon mitschreibst. Wir müssen es ja nicht beide tun.«
Ich fühlte meinen Blutdruck steigen wie die rote Säule eines Fieberthermometers. Irgendwann, vielleicht schon bald, würde ich wegen dieser Frau einen Schlaganfall bekommen.
»Jedes Mitglied sollte verantwortlich für wenigstens eine Aktie sein und ihren Kurs regelmäßig verfolgen«, sagte Alcorn Jones.
Ich schrieb »Jeder – eine Aktie«.
»Schreib mit«, zischte ich Schwesterherz zu. »Jetzt sofort.«
Miss Schokoladenmaul lehnte sich zu mir herüber und flüsterte mir ins Ohr: »Er wiederholt nur Wort für Wort, was im ›Handbuch für Frauen-Investmentclubs‹ steht. Shirley Gibbs hat mir ein Exemplar geliehen.«
Ich blickte sie scharf an. »Das hast du nicht gelesen.«
»Okay, aber hör einfach mal hin. Er wird uns jetzt gleich was über die Anfangsinvestition und den monatlichen Beitrag erzählen.«
Was er tat. Ich schrieb es dennoch mit. Tatsächlich machte ich fast eine halbe Stunde lang Notizen.
»Und wenn ich Ihnen noch einen letzten Rat geben darf«, sagte Alcorn Jones, »ich empfehle Ihnen ein ausgewogenes Aktienportefeuille. Sie sollten in mindestens fünf Bereichen Aktien haben: neue Technologien – einschließlich Kommunikationsindustrie und Computer –, Gesundheit, Pharmaindustrie, bewährte Einzelhandelsunternehmen und Unterhaltung, wie etwa Disney.«
»Schreib das auf«, sagte Schwesterherz zu mir. »Ich erinnere mich nicht, daß das in dem Buch gestanden hätte.«
»Die Southern-Baptist-Kirche boykottiert Disney«, ließ ihn Mary Beatty wissen.
»Hey!« Bessie McCoy sprach so laut, daß wir alle hochfuhren.»In diesem Club geht es darum, Geld zu machen, und nicht um moralische Grundsätze.«
Alcorn Jones lächelte leicht in Richtung beider Frauen. »Das sind die Dinge, die die Damen miteinander werden aushandeln müssen.«
»Also, es gibt Sachen, bei denen mache ich keine Kompromisse«, sagte Mary Beatty. »Ich lege das jetzt gleich auf den Tisch.«
Ich hatte den starken Verdacht, daß Bessie McCoy etwas aus ihrer Tasche ziehen und auf den Tisch legen konnte, das Marys Meinung womöglich ändern würde.
Der Bankpräsident warf einen Blick auf seine Rolex und erklärte, daß er schon längst in einer Sitzung
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