Moerderische Dividende
sein müßte, wir sollten ihn aber bitte anrufen, wann immer wir wollten, und daß seine Bank unsere Aktien zu einem Discountpreis verwalten werde. Mit diesen Worten war er so schnell durch die Tür verschwunden, daß ich nicht überrascht gewesen wäre, wenn er eine Rauchwolke zurückgelassen hätte.
»Hey«, wandte sich Schwesterherz an Connie und mich. »Dieser Club fängt an, Spaß zu machen.«
»Es ist jetzt fast Mittagessenszeit«, sagte die muntere Joy. »Wie wär’s, wenn wir uns zur selben Zeit nächste Woche wiedertreffen? Bis dahin können wir über das nachdenken, was uns Mr. Jones gesagt hat, und dann treffen wir eine endgültige Entscheidung. In Ordnung?«
In Ordnung.
»Maus, ich denke, du solltest das Finanzressort übernehmen. Du hättest ihnen sagen sollen, daß du Nachhilfestunden in Mathe gibst.«
»Wasch dir mal dein Mundwerk.« Der Schlafmangel derletzten Nacht holte mich ein. Mir fielen immer wieder die Augen zu, als wir durch Homewood fuhren.
»Ich habe Hunger. Hier«, Schwesterherz reichte mir das Telefon, »ruf an und frag, wie viele Leute bei dir zu Hause sind, dann machen wir halt und holen für alle Mittagessen.«
Ich wählte verschlafen und hatte Debbie am Telefon.
»Hallo, meine Liebe«, sagte ich. »Was machst du denn da?«
»Ich hab’ dir eine E-Mail von Haley gebracht. Lisa setzt mich gerade ins Bild. Ich kann es gar nicht glauben.«
»Das geht uns allen so.«
»Ist das Debbie?« fragte Schwesterherz.
Ich nickte.
»Frag, ob meinem Enkelsohn heute nach chinesischem Essen ist.«
»Deine Mama und ich sind auf dem Heimweg. Wir wollen was zum Mittagessen mitbringen, und sie will wissen, ob du chinesisch magst. Wer ist denn alles da?«
»Lisa, Mrs. Phizer und ich. Und mir geht’s heute prima.«
»Frag die anderen, ob es ihnen recht ist.«
»Wie wär’s mit chinesisch?« hörte ich Debbie fragen. Gleich darauf sagte sie: »Gern.«
»Bis gleich dann.« Ich legte auf. »Sie sagen, gern. Sind nur zu dritt.«
»Wir können beim Hunan Hut halten und was vom Büfett mitnehmen.«
Genau das taten wir. Es war jedoch ein Fehler. Die ganze Zeit, während ich Essen auf Styroporteller lud, hatte ich das unheimliche Gefühl, wenn ich mich nur schnell genug umdrehte, würde ich Sophie und Arthur in der Nische sitzen und ihn ihre Hand streicheln sehen.Oder ich würde sie über den Parkplatz gehen sehen, wie sie sich an ihn lehnte und er ihr ins Auto half. Verdammt, verdammt.
»Ich bin froh, hier wieder rauszukommen«, sagte ich, als wir mit unseren Tüten in der Hand zum Auto gingen. »Konntest du nicht auch Sophie und Arthur da drinnen sehen?«
»Nein, aber ich habe Alcorn Jones gesehen mit einem jungen Mädchen, das seine Enkelin sein könnte.«
»Wirklich?«
»Ja.« Sie klang ärgerlich. »Der mit seiner falschen Bräune und seinen überkronten Zähnen.«
Das klang so gar nicht nach Mary Alice, daß es mir hätte auffallen müssen, aber ich war noch immer mit den Arthur-Sophie-Erinnerungen beschäftigt. Und ich freute mich auf die E-Mail von Haley. Ich weiß, ich mache mir ihretwegen zu viele Gedanken, aber, meine Güte, sie ist auch weit weg von zu Hause.
Als wir durchs Gartentor traten, sahen wir, daß Arabella Hardt inzwischen auch gekommen war. Sie saß auf den Treppenstufen, streichelte Woofer und rückte beiseite, um uns vorbeizulassen. Die anderen saßen am Tisch auf der Veranda. Mitzi, stellte ich fest, sah besser aus; ihre Wangen waren nicht mehr so bleich, und in ihre Augen war das Leben zurückgekehrt. Heute war es Arabella, die krank wirkte. Sie sah aus, als hätte sie die ganze Nacht geweint. Eine dunkle Brille konnte nicht ganz verdecken, wie verschwollen ihre Augen waren. Sie hatte ein paar alte Jeans-Shorts an und ein fleckiges T-Shirt , das die Wohlfahrt zurückgewiesen hätte.
»Hallo, Schwiegermama, hallo, Tante Schwesterherz.« Lisa sprang auf, umarmte mich und nahm mir die Essenstüteab, die ich in der Hand hielt. »Mmmm, das riecht wundervoll.«
Debbie nahm Mary Alices Tüte. »Komm, wir stellen alles auf den Küchentisch«, sagte sie.
Ich setzte mich auf den Stuhl, den Lisa freigemacht hatte. »Na?«
»Ich fühle mich besser«, sagte Mitzi. »Wie war das Treffen?«
»Interessant.«
Mary Alice setzte sich. »Kennst du eine Frau namens Bessie McCoy, Mitzi?«
»Hatte sie einen gehäkelten Hut auf?«
»Ja.«
»Den trägt sie immer. Sie wurde als Kind skalpiert.«
»Skalpiert? So wie mit dem Tomahawk?«
Mitzi zuckte die Achseln. »Ich
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