Moerderische Dividende
Eßzimmer und knipste die Lampe wieder aus. Nein, doch nicht. Da war noch immer ein Leuchten. Der Eindringling war jetzt wieder im Hausflur.
Ich öffnete leise die Küchentür und trat auf die hintere Veranda hinaus. Woofer kam zu den Stufen getrottet, um mich zu begrüßen.
»Wer ist das, Junge?« flüsterte ich. »Machst du deshalb soviel Lärm?«
Das Licht der Taschenlampe nebenan glitt durch das Innere der verbrannten Küche.
»Komm, mein Süßer.« Ich zog Woofer ins Haus hinein, griff zum Telefon und wählte den Notruf.
»Mrs. Hollowell«, sagte die Dame am anderen Ende der Leitung. »Sind Sie das schon wieder? Was gibt es denn heute nacht?«
Ich erzählte es ihr.
Soviel zur ruhigen, schlafenden Nachbarschaft und der mondbeschienenen Spätsommernacht. Drei Minuten später hielten zwei Polizeiautos mit kreischenden Sirenen vor dem Haus der Phizers. Sämtliche Lichter in sämtlichen Häusern gingen an, inklusive dem unseren. Fred, Lisa, Mitzi und Arthur kamen aus ihren Betten geschwankt, und Woofer beschloß neuerlich zu heulen.
»Was ist los?« Arthur, stellte ich fest, schlief in seinen Boxershorts.
»Jemand schleicht durch euer Haus.«
»Unser Haus?«
»Ich habe den Notruf gewählt.«
»Die Polizei ist in unserem Haus?« Mitzi klang verwirrt. »Brennt es wieder?«
»Nein, da war jemand mit einer Taschenlampe. Ich habe das Licht gesehen.«
Woofer legte den Kopf zurück und heulte.
»Pst, Woofer.« Lisa tätschelte seinen Kopf.
»Du hast die Polizei angerufen?« Fred ging ans Fenster und blickte hinaus. »Mach das Licht aus. Ich kann nicht sehen, was da vorgeht.«
»Ich finde es heraus.« Arthur öffnete die Hintertür und strebte nach draußen.
»Nicht ohne deine Hosen, Arthur.« Mitzi hielt ihn fest. »Geh, zieh dir was an.«
Fred bemerkte, daß er nur seinen Schlafanzug anhatte, und rannte Arthur hinterher den Flur hinunter.
»Woofer hat geheult«, erklärte ich Mitzi und Lisa, »und ich bin aufgestanden, um nach ihm zu schauen, und da sah ich jemanden mit einer Taschenlampe durch euer Haus gehen.«
»Ein Einbrecher«, sagte Lisa. »Ich habe davon gehört, daß Einbrecher in der Zeitung nach Brandberichten suchen, um herauszufinden, welche Häuser unbewohnt sind. Sie machen das auch, wenn Leute auf Beerdigungen sind. Deshalb sollte man nie die Adresse der verstorbenen Person in der Zeitung angeben.«
»O mein Gott.« Mitzi zog den Bademantel enger. »Was sie wohl gestohlen haben?«
»Bestimmt gar nichts«, sagte ich beschwichtigend.
»Das Silber und meine guten Perlen sind noch in dem Feuersafe im Flurschrank. Ich hätte sie wohl gestern rausholen sollen, oder?«
»Vielleicht«, meinte Lisa. »Professionelle Einbrecher öffnen einen kleinen Safe innerhalb von einer Minute.«
Sie war meine Schwiegertochter. Ich konnte sie nicht wie meine Schwester mit dem Ellbogen in die Rippen stoßen oder vors Schienbein treten. Ich schlug daher vor, in den Garten hinauszugehen und von dort das Geschehen zu beobachten.
Als wir nach draußen traten, kam Joanie Salk, Bo Mitchells Partnerin, die Treppe hoch.
»Mrs. Hollowell, haben Sie wieder die Polizei angerufen?«
Ich nickte. Die Königin des Notrufsystems. »Nebenan ging jemand mit einer Taschenlampe durchs Haus.«
Arthur und Fred kamen aus dem Haus gelaufen und hätten Joanie um ein Haar umgerannt.
»Halt, warten Sie«, rief sie. Aber sie stürzten bereits durchs Gartentor. Sie seufzte. »Sie sollten wirklich nicht da rüber.«
»Ich glaube, sie haben nicht mitbekommen, daß Sie von der Polizei sind«, sagte ich.
»Ist nicht weiter schlimm.« Sie zog einen kleinen Spiralblock aus der Tasche. »Kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Selbstverständlich. Aber ich weiß überhaupt nichts. Nur daß jemand da drüben war.«
»Das wissen wir. Sie ist noch immer dort. Sagt, ihr Name sei Arabella Hardt und Sie würden sie kennen. Sie würde dort wohnen.«
»Arabella?« Ich glaube, wir sagten es alle drei wie aus einem Munde.
»Sie kennen sie?«
»Natürlich.«
»Sind Sie Mrs. Phizer?« fragte Joanie.
Mitzi nickte. »Und sie hat ein paar Nächte bei uns gewohnt. Aber ich habe keine Ahnung, was sie heute nacht dort will.«
»Sie sagt, sie wollte ein paar von ihren Sachen holen.«
Ich sah durch das Fenster auf die Küchenuhr. »Morgens um halb drei?«
Joanie Salk zuckte die Achseln. »Warten Sie hier einen Moment. Ich geh mal rüber, bin gleich wieder da.«
»Verdammt noch mal«, sagte Mitzi. »Arabella.«
Die Septembernacht
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