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Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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anzugehen und hoffentlich zu lösen.
    »Natürlich. Ich habe sogar ein Haiku darüber geschrieben. Wir alle haben das gemacht. Möchtest du es hören?«
    »Klar.«
    Sie griff in ihre Handtasche, zog ein Notizbuch heraus und las vor:
     
    »Wir heulen zum Mond,
    die Sonne kreuzt den Äquator
    und kehrt dann zurück.«
     
    »Das ist wunderhübsch«, sagte ich. Das war es wirklich. Ich wollte ihr nicht gleich sagen, daß jeder Lehrer auf der Welt automatisch die Silben zählt, wenn jemand Haikus vorliest, und daß sie eine zuviel in der zweiten Zeile hatte.
    »Ich habe noch eins.«
    »Okay.«
     
    »Tau fällt auf das Gras – wo
    bin ich nur reingetreten?
    Auf der Kuhweide.«
     
    Sie blickte kichernd auf. »Das hat allen gefallen.«
    »Kann ich verstehen. Die Party fand also auf einer Kuhweide statt?«
    »Meine Güte, ja. Wir saßen alle auf dem Boden. Mein Hintern tut derartig weh, du glaubst es nicht. Und ich hatte total vergessen, daß wir irgend so ein Zurück-zur-Natur-Essen mitbringen sollten, weshalb ich bei Hardee’s vorbeifuhr und eine große Packung fritiertes Hühnchen holte. Da haben sich alle draufgestürzt. Die Kudzu-Quiche, die jemand mitgebracht hatte, war aber auch ganz gut.« Sie biß in ihr Sandwich.
    »Kudzu-Quiche?«
    »Schmeckte so ähnlich wie Spinat. Jetzt erzähl mir aber von Mitzis und Arthurs Wohnung.«
    Ich erzählte ihr nicht nur, was ich über die Wohnung wußte, sondern auch von Arabellas nächtlichem Besuchund daß ich nie wieder den Notruf wählen würde, weil die Frau dort bereits meine Stimme erkannte.
    »Wie geht es Arthur?«
    »Offenbar recht gut. Weißt du, wie es jetzt, wo er auf Kaution raus ist, weitergeht? Hat dir Debbie etwas erzählt?«
    »In ein paar Wochen wird die Anklageverlesung sein.«
    »Wie sieht das aus?«
    »Debbie sagt, Peyton und Arthur gehen vor den Richter, und der sagt Arthur dann, wessen man ihn bezichtigt, und fragt ihn, ob er einen Anwalt hat.«
    »Aber das weiß er doch schon.«
    »So funktioniert das nun mal.«
    Darüber ließ sich nicht diskutieren.
    Während wir aßen, fuhr ein Auto in die Auffahrt der Phizers. Zwei Männer in Anzügen stiegen aus und gingen zur Rückseite des Hauses. Woofer bellte glücklich. Es ging ihm besser.
    »Hat dich Joy McWain angerufen?« fragte Mary Alice.
    Ich nickte. »Ich habe ihr gesagt, ich würde es mir überlegen. Ich mache es, wenn du mir dabei hilfst.«
    Schwesterherz legte ihr Sandwich nieder und blickte mir gerade ins Gesicht. »Ich glaube nicht, daß ich das kann, Maus.«
    »Warum?«
    »Weil sie Alcorn Jones als Berater ausgesucht haben und seine Bank die Investitionen für den Club tätigen soll.«
    »Was ist daran so schlimm?«
    »Erinnerst du dich nicht mehr an den dürren Al Jones, mit dem ich auf die Highschool gegangen bin?«
    »Nein. Sollte ich?«
    »Wahrscheinlich nicht; ich habe ihn nach dem Unfall nichtmehr erwähnt.« Mary Alice hielt ihr Sandwich hoch und musterte es, als suche sie nach etwas.
    Meine Neugier war geweckt. Wenn ich Schwesterherz nicht besser gekannt hätte, hätte ich geschworen, daß sie errötete. »Was für ein Unfall?«
    »Ich glaube, ich habe meine Unschuld an ihn verloren.«
    »Durch einen Unfall?«
    »Ja, Miss Tugendsam, durch einen Unfall. Wir parkten oben auf dem Ruffner Mountain und waren auf dem Rücksitz seines 48er Ford. Er hatte die Bremsen nicht ordentlich angezogen, vermute ich. Jedenfalls rollte das Auto ein paar Meter und stieß gegen einen Baum. Nur ganz leicht. Dem Wagen ist nichts passiert.«
    »Aber du hast dabei deine Jungfräulichkeit verloren.« Ich nahm einen großen Schluck Tee und versuchte es mir vorzustellen.
    »Ich sagte, ich
glaube
, daß es so war.«
    Ich prustete Tee über mein ganzes Sandwich.
    »Mein Gott, Maus, das ist wirklich nicht witzig.« Schwesterherz stand auf und riß ein paar Blätter von der Küchenrolle ab. »Außerdem hat er es in der Schule überall herumerzählt.« Sie gab mir das Küchenpapier, in das ich hineinlachte. »Das habe ich ihm nie verziehen, kann ich dir garantieren.«
    Ich wischte meine Tränen mit dem Papierhandtuch ab. »Armer Alcorn«, brachte ich mit Mühe heraus.
    »Armer Alcorn, Blödsinn. Wegen ihm bin ich nicht zur Ballkönigin gewählt worden. Da bin ich mir sicher. Wegen seiner Prahlerei. Hat meinen ganzen Ruf zerstört.«
    »O Gott.« Ich prustete wieder los.
    Wenig später hörte ich Mary Alice kichern. »Na ja, ein bißchen komisch ist es schon.«
    Ich nickte grinsend.
    »Jedenfalls weißt du jetzt, warum ich

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