Moerderische Dividende
Stoff beschafft hat, und dann hat ausgerechnet er überlebt.«
»Er dealte mit Drogen?«
»Er wurde mehrmals von der Polizei eingelocht. Und er kam aus einer armen Familie, ging aber auf eine schicke Privatschule und schien immer Geld zu haben.«
»Meine Güte. Das ist doch sehr spekulativ.« Aber mein Verstand raste. Wenn er die Drogen beschafft hatte, die den Tod seiner beiden Freunde verursacht hatten, und mit diesem Wissen weiterleben mußte, dann war klar, warum er Bellemina Health gegründet hatte. Er wollte nicht, daß anderen etwas ähnliches geschah. Und doch sah es so aus, als sei er bei seinem eigenen Sohn gescheitert.
»Woher weiß Alcorn Jones das alles?« fragte ich.
»Er war der Vermögensverwalter von Sophies Eltern. Sophies Mutter hat es jedermann erzählt. Er dachte, der Schlag würde sie treffen, als Sue Joseph heiratete.«
»Da wette ich drauf. Sophie und Milton waren bestimmt auch nicht gerade glücklich.«
»Nun, Sue hielt Joseph offenbar für unschuldig.«
»Und heiratete einen Mann, den ihre Familie haßte.«
»Mein Gott, Maus. So was passiert ständig. Die Capulets haßten Romeo. Oder die Montagues? Wie auch immer. Aber die Kinder liebten sich.«
»Sue ist nicht Julia.« Ich stand auf, ging in die Küche und goß uns beiden eine Cola ein. »Und von wem hatte er das Geld, um Bellemina Health zu gründen? Von Sue?« Mir kam es so vor, als ob hier womöglich mehr als Liebe im Spiel war.
Ich reichte Schwesterherz ihr Glas. Sie trank es in einem Zug aus. »Diese Meeresfrüchte machen ganz schön durstig.« Sie rülpste leicht und fügte dann hinzu: »Nein. Er bekam es von den Sawyers, von Sophie und Milton.«
»Die ihn auf den Tod nicht ausstehen konnten.«
»Na ja, es stellte sich als gute Investition heraus. Al sagt, die Bellemina-Aktien sind wahrscheinlich jetzt der wertvollste Posten in Sophies Nachlaß.«
Ich runzelte die Stirn, während ich versuchte, das zu verstehen.»Aber du baust nicht jemandem ein Geschäft auf, den du haßt. Von dem du glaubst, daß er deinen Sohn umgebracht hat.«
»Zu dem Zeitpunkt war er bereits ihr Schwiegersohn. Und in dem Geschäft ging es darum, Drogen zu bekämpfen.« Mary Alice stellte ihr leeres Glas auf den Tisch. »Und wie Al sagt, hat Milton Sawyer mit Sicherheit Joseph Batsons Geschäftssinn erkannt.«
»Von dem er eine Menge hat, hm?«
»Strotzt davon. Schau dir an, was er aus Bellemina gemacht hat.«
Ich nippte nachdenklich an meiner Cola. »Und Sophie Sawyer besaß einen Haufen Bellemina-Aktien?«
»Einen riesigen Haufen laut Al. Er ist zufälligerweise dort im Aufsichtsrat. Die Aktien werden jetzt wohl an ihre Kinder gehen. Joseph und Sue werden einen enormen Anteil an der Firma besitzen.«
»Aber Arthur Phizer hat im Moment die Kontrolle über diese Aktien, solange er Sophies Testamentsvollstrecker ist, ihr Treuhänder, was auch immer.«
»Richtig.« Schwesterherz wischte mit ihrer Papierserviette über den Couchtisch. »Wie geht es ihm?«
»Kann weder gehen noch sitzen. Ist giftig wie nur was, sagt Mitzi. Und Dickie ist gegen Kaution auf freiem Fuß.«
»Glaubst du, daß Dickie seine Großmutter umgebracht haben könnte? Al hält es für möglich.«
»Gott allein weiß es. Die Polizei ist anscheinend nicht dieser Auffassung. Sie lasten es immer noch Arthur an. Und Joseph und Sue Batson schwören, daß Dickie nicht auf Arthur geschossen hat. Er sagt, er sei in seiner Wohnung gewesen und habe geschlafen, und sie glauben ihm.«
»Man will seinen Kindern eben glauben, Maus. Wir allehaben Ray geglaubt, als er uns versicherte, kein Marijuana im Bankhead National Forest zu züchten.«
Diese Eskapade, die einzige ernsthafte Schwierigkeit, in der eines unserer Kinder je gesteckt hatte, hatte letztendlich dazu geführt, daß Mary Alices Sohn eine neue Existenz auf einem Tauchboot in Bora Bora begonnen hatte.
»Stimmt«, mußte ich zugeben. Ich rührte das Eis in meinem Glas mit dem Finger um. Es paßten dennoch so viele Dinge an dieser Sawyer-Batson-Story, die Mary Alice da erzählte, nicht zusammen. Die Sawyers gaben ihrem Schwiegersohn das Startkapital für sein Geschäft, obwohl sie ihn für den Tod ihres geliebten Sohnes verantwortlich machten. Ihn verabscheuten. Sue heiratete den Mann, den ihre Eltern haßten, aber warum hatte sie nicht die gleichen Gefühle gehabt wie sie? Sie hatte ihren Bruder doch ebenfalls vergöttert. Ich dachte an ihren Ausbruch im Gerichtsgebäude. »Noch am selben Tag beerdigt.« Und dann war da die
Weitere Kostenlose Bücher