Moerderische Dividende
schöne Arabella, die sich um ihre kranke Mutter kümmern sollte, aber nicht bei ihr wohnte. Arabella und Sue, die nicht miteinander auskamen. Und Dickie. War er so unzurechnungsfähig oder so in Geldnot, daß er versucht hatte, Arthur Phizer umzubringen?
»Worüber denkst du nach?« fragte Mary Alice.
»Ich denke darüber nach, daß es interessant sein dürfte, Sophie Sawyers Testament zu lesen.«
»Können wir das denn?«
»Debbie sagt, daß jeder dazu Zugang hat, wenn es einmal gerichtlich eröffnet ist. Das Nachlaßgericht ist im ersten Stock des Gerichtsgebäudes.«
»Das wird nur ein Haufen Anwaltsgeschwätz sein. Was, glaubst du, finden wir darin?«
»Ich weiß es nicht. Fürs erste würde ich gern wissen, wieviele Aktien von Bellemina Health Sophie besaß und was sie damit gemacht hat. Sie wird im Jahresbericht nicht unter den Hauptaktionären aufgeführt, aber Mitzi sagt, daß sie das war.«
»Al sagt das auch.« Schwesterherz blickte auf ihre Uhr. »Denkst du, daß du das tun kannst und trotzdem das Abendessen von Wie-heißt-er-doch-gleich pünktlich auf den Tisch stellen?«
Diesmal warf ich das Buch. Traf daneben, aber ich warf es.
Das Nachlaßgericht, in dem die Akten aufbewahrt wurden, erinnerte mich an ein McDonald’s. Man gab seine Bestellung an einem Tresen auf, trat beiseite und wartete, und wenn man dann das Bestellte ausgehändigt bekam, trug man es an einen freien Tisch. Mit dem schnellen Service hatten sie es allerdings nicht so. Es waren außer uns nur zwei Leute im Raum, aber wir mußten eine Viertelstunde warten, bis Sophies Testament herausgebracht wurde.
»Ganz schön schwer«, sagte die Beamtin und knallte es auf den Tresen. »Was hat sie denn alles hinterlassen? Halb Alabama?«
»Einen Haufen glückliche Anwälte«, sagte Schwesterherz.
»Wohl wahr.« Die Frau kicherte.
Schwesterherz trug das Testament zu einem Tisch, und wir setzten uns auf schwere Holzstühle, die überraschend bequem waren, von der Sorte, die Einbuchtungen fürs Hinterteil hatten. Arthur könnte so einen Stuhl gebrauchen.
»Wonach suchen wir?« fragte Schwesterherz und schlug den dicken Hefter auf.
»Ich bin mir nicht sicher. Ich würde gern wissen, wieviele Bellemina-Health-Aktien sie besaß und wem sie sie hinterlassen hat.«
Schwesterherz warf einen Blick auf die erste Seite und schob dann den Hefter in meine Richtung. »Bedien dich. Es wimmelt nur so von ›allfällig‹ und ›Erblasser‹ und ›Vorversterben‹, da würde einem Pferd schlecht werden.«
Ich sah, was sie meinte.
»Ich weiß sowieso nicht, wozu das gut sein soll. Angenommen, wir finden heraus, daß sie ihre Aktien Arabella hinterlassen hat. Oder beiden Mädchen. Was soll’s? Das geht uns nichts an, Maus.«
Ich blickte überrascht auf. »Sagtest du eben, daß dich etwas nichts angeht? Du? Das neugierigste Wesen auf zwei Beinen in den gesamten Südstaaten?«
»Also, das hier ist mir nicht geheuer. Es ist, als würden wir in der Unterwäscheschublade von jemandem herumschnüffeln.«
»Damit solltest du dich doch auskennen. Ich weiß nie, ob meine Schals in meiner Kommode sind oder um deinen Hals.«
»Schals zählen nicht. Aber du brauchst ein Behältnis dafür in deinem Schrank, damit sie nicht so zerknittern.«
Ich nahm einen Teil des Testaments aus dem Ordner und reichte ihn ihr. »Halte nach Bellemina Health Ausschau.«
»Nichts als ›allfällig‹«, brummte sie. Aber sie begann zu lesen.
Ich ebenfalls. In dem Abschnitt, den ich las, ging es um Grundbesitz, der verkauft und zu gleichen Teilen zwischen Sue und Arabella aufgeteilt werden sollte. Ein Haus in Chicago, eine Wohnung in New York, eine Farm in Kentucky, ein Stadthaus in London. Es war unglaublich. Es gab mehrere Vermächtnisse an Leute, die ich nicht kannte, plusjeweils eine Million Dollar für die Ausbildung von Dickie und Zoe.
»Verglichen mit dieser Frau bist du nur einen Schritt vom Armenhaus entfernt«, sagte ich Schwesterherz.
»Aber einen großen Schritt.«
Wenige Minuten später stupste sie mich an. »Hier steht es. Bellemina. Sie hat alles der Gesundheitsstiftung der Universität von Alabama vermacht.«
»Du machst Witze. Wieviel besaß sie?«
»Über acht Millionen Aktien.«
Mir kippte die Kinnlade herunter. »Du lügst.«
»Es steht direkt hier.« Sie reichte mir die Seite, und ich las, daß die acht Millionen zweihundertfünfzigtausend einhundertachtundvierzig Aktienanteile am Unternehmen Bellemina Health, die sich in mehreren Depots bei
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