Moerderische Familienbande
haben aber auch einen hübschen Namen“, sagte ich. „Eine Alliteration.“
„Früher hieß ich Della Jones.“
„Das ist auch ein hübscher Name.“
„Nicht so hübsch wie Della Delong.“
Ich hatte nicht das Gefühl, dass dieses Gespräch eine sinnvolle Richtung nahm, und fragte deshalb: „Kann ich nun zu Mrs. Peach?“
„Lassen Sie mich nachsehen. Das hängt davon ab, was gerade mit ihr gemacht wird.“
Sie führte das nicht näher aus, und ich war ihr dankbar. Ich setzte mich auf einen senffarbenen Vinylstuhl an der Wand und schöpfte Atem, während sie durch die Doppeltür verschwand, auf der „Keine Besucher“ zu lesen war. Sie war unverzüglich wieder zurück. „Sie dürfen reinkommen.“
Beklommen betrat ich den Intensivbereich. Sosehr ich mich auch bemühe, und trotz Haleys Gelächter, zweifele ich daran, dass Krankenhäuser Orte sind, in die man sich begibt, um gesund zu werden. Zum einen bewirkten diese Neonleuchten, dass alle aussahen, als würden sie gleich sterben. Und Gott weiß, was der Geruch von Antiseptikum überdeckt.
„Mrs. Hollowell?“ Die Schwester, die mir gegenüberstand, lächelte so strahlend, als würde sie mich in ihre gute Stube bitten. „Ms. Peach hat nach Ihnen gefragt. Sie ist ziemlich ruhig gestellt, aber ich denke, sie wird Sie erkennen.'
„Wie geht es ihr?“
„Sie hält sich wacker.“
Ich deutete die Antwort positiv. Ich fragte nicht, sondern
folgte der Schwester in den Raum, in dem auf beiden Seiten Betten mit Vorhängen standen. Ich heftete meinen Blick auf ihren Rücken und versuchte, nicht nach rechts oder links zu schauen. Wie hielt Haley das bloß jeden Tag aus?
„Hier“, sagte die Schwester und schob einen Vorhang beiseite. „Ms. Peach? Wachen Sie auf! Mrs. Hollowell ist hier.“
Georgiana sah, gelinde gesagt, aus wie eine Leiche auf Urlaub. Überall schienen Schläuche und Kabel befestigt, und ihre Haut war so grau wie ein zerkauter Kaugummi.
„Ms. Peach?“, sagte die Krankenschwester und tippte Georgiana auf die Schulter, ungeachtet der Tatsache, dass ich mich auf einem Metallstuhl neben dem Bett niedergelassen hatte. „Was?“ Georgianas Lippen waren so rissig, dass es schmerzvoll sein musste, sie zu bewegen.
„Mrs. Hollowell ist hier. Sie haben nach ihr gefragt.“
Georgianas Augen öffneten sich. „Patricia Anne?“
Ich streckte den Arm aus und ergriff ihre Finger - der einzige Teil ihres Körpers, der nicht verkabelt schien. Sie waren eiskalt. „Ich bin hier, Georgiana . Sie werden wieder auf die Beine kommen.“ In dieser Situation war Lügen angesagt.
„Ich lass Sie einen Augenblick allein. Ermüden Sie sich nicht zu sehr, Ms. Peach.“ Die Schwester schlüpfte durch die Vorhänge.
Dass sie müde wurde, war noch meine geringste Sorge.
„Heidi“, sagte Georgiana .
„Ich bin Patricia Anne, Georgiana , es wird alles wieder gut mit Ihnen.“
„Finden Sie Heidi!“
„Ich weiß nicht, wo Heidi ist, Georgiana .“ Aber dann fiel es mir ein. „Die Frau, die für Sie gearbeitet hat? Wollen Sie, dass sie kommt und Cassie hilft, solange Sie krank sind?“
„Finden Sie Heidi!“
„Das werde ich tun. Machen Sie sich wegen Ihrer Firma keine Sorgen. Konzentrieren Sie sich jetzt einfach aufs Gesundwerden!“
Tränen liefen ihr über die Wangen. „Bobby ist tot.“
„Bobby Haskins?“
„Ich habe ihn so geliebt.“
„Alle haben das.“ Unbegreiflicherweise. Was um alles in der Welt hatten so viele Frauen an Richter Haskins attraktiv gefunden?
Georgiana beantwortete meine unausgesprochene Frage: „Er liebte die Frauen. Liebte sie aufrichtig.“
In Ordnung. Ich verstand, was damit gemeint war. Ich hatte ein paar solcher Männer kennen gelernt. Nur ganz wenige, und Fred zählte, Gott sei Dank, nicht dazu. So charmant diese Kerle auch sein mochten, ich ziehe den vor, dereine gezielte Auswahl trifft.
„Er hat Meg umgebracht.“
„Richter Haskins hat Meg getötet?“
„Ich konnte nichts dafür. Ich liebte ihn.“
Ein Monitor begann zu piepen. Die Schwester steckte ihren Kopf durch den Vorhang. „Die Besuchszeit ist um!“, sagte sie fröhlich, als wäre alles in bester Ordnung.
Als ich Georgianas Finger losließ, klammerte sie sich an meiner Hand fest. „Finden Sie Heidi, Patricia Anne!“
„Ich finde sie“, versprach ich, „noch heute.“ Angesichts der Umstände hätte ich nahezu alles versprochen. Selbstverständlich hatte ich keinerlei Vorstellung, auf was ich mich da einließ.
13
Auf dem
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