Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
Vom Netzwerk:
Farmer aus Georgia, der im Dienste der Konföderierten verwundet wurde, konnte Camille dann einfach die revidierte Ahnentafel in die Hand nehmen und sagen: „Schwerer Fehler, die Weste ist weiß“ und würde zugelassen? Würde sie nicht Beweise brauchen?
    Und da war noch die Kehrseite der Medaille. Wenn ein paar faule Äpfel vom Baum gepflückt werden konnten, war es auch möglich, welche dazuzuhängen. Und wie viel würde jemand, der auf seine Abstammung großen Wert legte, bezahlen, um einen Verbrecher von seiner Ahnentafel zu tilgen? Und würde er dauerhaft zahlen? Dies könnte ein Gebiet sein, auf dem Erpressung gut gedieh.
    Ich schüttete Shampoo in meine Hand. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Meg Bryan jemanden erpresst hatte. Oder doch? Sie hatte Camille Atchison den Stammbaum mit General Shermans Namen gegeben. Camille hatte gesagt, sie habe die Sache korrigiert, offenkundig durch die Version mit dem „Farmer in Georgia“. Ich schäumte mein Haar mit einem Spezialshampoo für lockiges Haar ein. Irgendein Vorfahr hatte seine Gene für rotblondes Haar (das nun zum größten Teil grau war) zusammen mit einer Million Sommersprossen an mich weitergegeben. Ein anderer hatte sein glattes, brünettes Haar (das mittlerweile lockig und rotblond war) und die olivfarbene Haut an Mary
     
    Alice weitervererbt. Na und? Ich stand unter dem herabprasselnden warmen Wasser, und mir wurde bewusst, dass ich der Erforschung dieser Ahnen nie mit derselben Leidenschaft nachgehen würde wie die Leute in Megs Computer.
    Und dann dachte ich an den Jungen, der von dem Felsvorsprung gefallen und mit seinen Haaren hängen geblieben war. Diese Art von Geschichten. Also bei denen könnte ich immer schwach werden. Sämtliche Geschichten der Welt finden sich in jeder Familie wieder. Ein Spaziergang durch einen Friedhof ist stets ein Spaziergang durch die Welt.
    „Mount-Olive-Aktenr“, fragte die Bibliothekarin in der Abteilung Südstaaten der Birminghamer Bibliothek. „Ja, wir haben da welche. Aber am besten gehen Sie rüber ins Gerichtsgebäude.“
    „Dieser Mann war ein Baptistenpfarrer“, sagte ich, „im späten 19. Jahrhundert.“
    „Der Verband baptistischer Gemeinden in Alabama hat auch ein vollständiges Archiv“, sagte sie. „Ich denke, es ist in der Universitätsbibliothek zu finden.“ Sie stand von demselben Schreibtisch auf, an dem ich vierzig Jahre zuvor gesessen und Zeitungsartikel für Miss Boxx ausgeschnitten hatte, die immer noch gelegentlich in meinen Angstträumen auftauchte. „Unsere Akten sind da hinten.“
    Ich folgte ihr in den hinteren Teil des Raums. Ihr Rock, stellte ich fest, war etwa ein Fünftel so lang wie der meine damals vor vierzig Jahren.
    „Was suchen Sie denn genau?“
    „Ich versuche alles über einen Mann namens Clovis Reed Johnson und seine Frau Elizabeth herauszufinden.“
    „Wurden sie beide im Jefferson County geboren?“
    „Ich weißes nicht“, bekannte ich. „Er vielleicht. Bei ihr habe ich meine Zweifel.“
     
    „Nun ja, wie ich bereits sagte, die meisten Unterlagen zum Jefferson County liegen drüben im Gerichtsgebäude. Falls Sie hier nichts finden, sollten Sie dort nachschauen.“
    „Danke.“ Ich legte meine Handtasche und mein Notizbuch auf einen Tisch, und die Frau ging wieder an ihren Platz zurück. In ihrem grünen Minirock mit den passenden Strumpfhosen hätte sie in den Sherwood Forest gepasst. Miss Boxx, die ultimative Bibliothekarin und Begründerin der Abteilung für die Geschichte der Südstaaten, blickte mit mürrischer Miene von ihrem Porträt an der Wand.
    Ich brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass die junge Frau recht hatte, was die Unterlagen betraf. Ich fand ein Bevölkerungsregister von 1900, in dem Clovis R.Johnson und Mary C. Johnson mit vier Kindern im Alter zwischen sechs und achtzehn verzeichnet waren. War Elizabeth gestorben? Wahrscheinlich. Damals ließ man sich mit Sicherheit nicht scheiden.
    „Sterberegister?“, sagte die Waldnymphe, als ich sie fragte. „Die sind drüben im Gerichtsgebäude. Wir werden all diese Sachen irgendwann einmal digitalisiert haben, so dass Sie sie einfach hier am Computer abrufen können.“ Sie deutete vage auf ein paar Rechner, die unbenutzt auf einem Tisch standen. „Aber im Moment müssen Sie noch rüber ins Gerichtsgebäude, hoch in den zehnten Stock in die Archivabteilung.“
    Ich durchquerte den Park in Richtung Gerichtsgebäude und dachte daran, dass beim letzten Mal, als ich in diesem Park

Weitere Kostenlose Bücher