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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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wollen. Der soll den gesamten Nordkaukasus umfassen, also auch die Teilrepubliken Dagestan und Inguschien. Der Führer dieser Bewegung ist ein gewisser Doku Umarow. Angeblich hat er eine tausend Mann starke Guerillatruppe hinter sich. Sein Propagandachef hat verkündet, man kämpfe nicht mehr für Demokratie in Tschetschenien, sondern für die Scharia im Kaukasus. Also, um es kurz zu machen: Zu diesen Leuten würde sehr wohl ein Anschlag passen, der sich gegen Russland richtet und zugleich die verhassten westlichen Wohlstandsgesellschaften trifft.«
    »Scheiße!«, knurrte Bengtson.
    Niemand widersprach ihm.
    »Und du denkst, die haben auch die technischen und logistischen Möglichkeiten für einen maritimen Terroranschlag?«, fragte schließlich Nils Vohrmann.
    Elena zuckte mit den Schultern.
    »Warum nicht? Bei der überall herrschenden Korruption in Russland? Die Geiselnehmer von Beslan hatten auch modernste Waffen aus Armeebeständen.«
    »Okay«, begann Arne Skerning, »also nehmen wir einmal an, es ist alles genau so, wie Frau Bakarova sagt. Es gibt diese Gruppierung, es gibt den Plan, und am 11. September findet ein Angriff auf einen russischen Öltanker in der Kadetrinne statt. Wie soll man sich einen derartigen Angriff denn vorstellen?«
    »Nun«, antwortete Hartmann, »Sie werden es nicht glauben, aber es gibt eine Art Masterplan für solche Anschläge, vom Prinzen der Meere persönlich.«
    Alle Augen richteten sich auf den Mann von der Bundespolizei, der bisher geschwiegen hatte. Er war groß, athletisch gebaut und sah mit seinem kantigen Gesicht und dem Bürstenhaarschnitt aus wie der Anführer einer Spezialeinheit aus einem Hollywood-Film. Anna schien die gleiche Assoziation zu haben und schob ihren Kopf dicht an mein Ohr.
    »GSG 9«, flüsterte sie und ich konnte ihr Grinsen praktisch hören.
    »Der Prinz der Meere sitzt in Guantánamo«, sagte Maybauer mürrisch.
    »Wer zum Teufel ist das?«, fragte Regner.
    »Abd al-Rahim al-Nashiri, ein Terrorist aus Saudi-Arabien«, erklärte Hartmann, »in Islamistenkreisen ehrfurchtsvoll Prinz der Meere genannt. Ein enger Vertrauter von bin Laden. Hat sich in dessen Auftrag ein Konzept für Terroranschläge auf See ausgedacht. Von ihm war der Plan, mit einem Kleinboot voller Sprengstoff große Schiffe zu rammen. Erfolgreich praktiziert beim Angriff auf die USS Cole im Jahr 2000 und den französischen Öltanker Limburg 2002 vor der jemenitischen Küste. Er hat auch noch drei andere Vorschläge: der Einsatz von Tauchern, die Sprengladungen am Schiffsrumpf anbringen, kleine, mit Sprengstoff beladene Flugzeuge, die sich auf Schiffe herabstürzen, und schließlich das Kapern großer Schiffe, um sie als Waffe gegen andere Schiffe einzusetzen.«
    »Welche dieser Methoden könnte denn in der Kadetrinne zum Einsatz kommen?«, fragte Bengtson.
    »Mit etwas Erfindungsgeist? Alle!«, sagte Hartmann.

Sechzehn
    N
    iemand sprach. Hartmanns Schlussbemerkung stand im Raum wie eine düstere, nostradamische Prophezeiung. Schließlich gab Maybauer ein unwilliges Grunzen von sich.
    »Also, zumindest die Idee mit den kleinen, mit Sprengstoff beladenen Flugzeugen sollten wir doch wohl vereiteln können! Wir sperren an dem Tag den gesamten niedrigen Luftraum über der Mecklenburger Bucht für Sportflugzeuge aller Art, und die Sache hat sich.«
    Hartmann schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »So einfach ist das nicht. Natürlich können wir ein Flugverbot verhängen, aber warum sollte sich eine Crew von Selbstmordattentätern daran halten? Was ist, wenn sie es schaffen, irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern eine Cessna zu starten, und einfach in den Luftraum eindringen? Wie wollen Sie das Flugverbot durchsetzen? Wollen Sie eine Jagdfliegerstaffel in Bereitschaft halten, die dann eine fliegende Bombe über einem dicht befahrenen Seegebiet abschießt?«
    »Notfalls, ja«, sagte Maybauer, »und das kriege ich sogar von oben abgesegnet.«
    »Sie haben keine Ahnung, wovon Sie reden«, erwiderte Hartmann verächtlich.
    »Das reicht jetzt!« Das Gesicht von Hannes Monk hatte sich vor Ärger gerötet, und er schien Mühe zu haben, auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben. »Wenn ich eine Testosteron-Party haben will, treffe ich mich mit meinen Söhnen! Also reißen Sie sich zusammen!«
    Anna und Elena grinsten schadenfroh, und ich warf ihnen einen warnenden Blick zu. Maybauer starrte wütend auf die Tischplatte vor sich, hatte jedoch offenbar nicht die Absicht, die Autorität von Monk in dieser Runde infrage

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