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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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zu stellen.
    »Lassen Sie uns noch einmal zusammenfassen, was die Terroristen erreichen wollen«, sagte Meiners, »vielleicht ergibt sich daraus ein Hinweis auf die Methode. Also, die Sprengung und Versenkung eines russischen Öltankers in internationalen Gewässern ist ein Schlag von hoher Symbolkraft gegen Russland. Er verkündet die Botschaft aller Terroristen, die da heißt: Ihr werdet niemals sicher sein! Auch die Wahl des Zeitpunktes ist ein Symbol. Das Datum steht für die maximale Demütigung einer Großmacht, und der Gedanke, eine solche Demütigung an genau diesem Tag den Russen zuzufügen, hat ihnen ganz offensichtlich gefallen. Zweitens richtet sich das Attentat mit der einkalkulierten ökologischen Katastrophe gegen Dänemark und Deutschland, zwei aus unterschiedlichen Gründen verhasste Länder. Aber beide Aspekte sind im Grunde von geringer Bedeutung im Vergleich zu dem Schlag, der die westlichen Wohlstandsgesellschaften insgesamt trifft. Wenn sie es schaffen, eine Wasserstraße wie die Kadetrinne zu blockieren, würde das die internationale Wirtschaft bis ins Mark treffen.«
    »Inwiefern?«, fragte Bengtson.
    »Nun, fünfundneunzig Prozent des weltweiten Handels werden schon jetzt über die Meere abgewickelt. Würde das Vertrauen der Weltwirtschaft in den Seeverkehr massiv gestört, hätte das für die globalen Wirtschaftsbeziehungen katastrophale Folgen – und für ein exportorientiertes Land wie Deutschland erst recht.«
    »Meinen Sie wirklich, die denken so?«, fragte Maybauer.
    »Warum nicht?«, konterte Meiners, »wenn ich diesen Gedanken hinkriege … besonders schwer ist er ja nicht.«
    Es war unüberhörbar, dass die allgemeine Stimmung sich langsam gegen Maybauer drehte.
    »Meiners hat recht«, mischte sich jetzt Nils Vohrmann ein, »und die Frage, ob die Terroristen wirklich so denken, ist dabei völlig unerheblich. Die Verstopfung einer internationalen Fahrrinne würde gigantische Kosten verursachen, von den psychologischen Auswirkungen auf den globalen Warenverkehr ganz zu schweigen.«
    »Von der Kadetrinne einmal abgesehen, um welche Fahrrinnen geht es denn noch?«, fragte Anna. Alle Augen richteten sich erneut auf Vohrmann, der darüber nachzudenken schien, wie weit er ausholen sollte.
    »Na ja«, sagte er schließlich, »es gibt eine ganze Reihe wichtiger Seewege, die derart eng sind, dass man dort mit einer Blockade die Weltwirtschaft aus den Angeln heben könnte. Der Suezkanal gehört dazu, der Panamakanal, der Bosporus, die Straße von Malakka, die Straße von Hormus … tja, und natürlich die Kadetrinne. Häufig sind diese Flaschenhälse so schmal, dass die eigentliche Fahrrinne nur einen oder zwei Kilometer misst. Einen großen Tanker quer gelegt und versenkt, und sie haben ihren Super-Stau.
    Nehmen Sie als Beispiel die Straße von Malakka im Westen Malaysias: achthundert Kilometer lang und an ihrer engsten Stelle bloß etwas mehr als zwei Kilometer breit. Fünfzigtausend geschätzte Durchfahrten pro Jahr. Durch diese Fahrrinne werden täglich rund zehn Millionen Barrel Rohöl transportiert. Wenn sie hier eine Blockade platzieren, würde es für die Eigner und Handelsunternehmen extrem teuer, denn die Frachtschiffe hätten nun einen Umweg von weit mehr als tausend Kilometern zu bewältigen. Für die energiehungrigen Volkswirtschaften Asiens eine Katastrophe.«
    »Also ich weiß nicht«, sagte Anna, »ist das nicht ein ziemlich aufgebauschtes Horrorszenario? Meine Güte, was für ein Aufwand. Wenn sie schon ein Schiff angreifen wollen, warum dann auf dem Meer? Warum nicht in einem Hafen? Ist einfacher und richtet jede Menge Schaden an!«
    »Nein«, sagte Vohrmann geduldig, »das ist überhaupt kein aufgebauschtes Horrorszenario. Gerade in der Straße von Malakka hat es bereits mehrere Überfälle gegeben, bei denen die Täter nicht auf Beute aus waren, sondern das Schiff unter ihre Kontrolle brachten, um dann in aller Ruhe das Navigieren bei verschiedenen Geschwindigkeiten zu trainieren. Danach sind sie einfach wieder abgehauen. Was glaubst du wohl, was die vorhaben?«
    »Was Anna über die Häfen gesagt hat, stimmt – aber eben auch nur zum Teil«, sagte Meiners und sah sie direkt an. »Sie eignen sich ausgezeichnet für einen Terroranschlag, weil die Schäden gewaltig sind. Nach amerikanischen Berechnungen würde schon eine zehntägige Schließung der Häfen von Los Angeles und Long Beach infolge eines Terroranschlages die US-Volkswirtschaft mehr als eine halbe Milliarde Dollar

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