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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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fummle den schon leicht ramponierten Zettel aus meiner Manteltasche, ›ich habe das Kennzeichen. Von dem Auto, in dem diese verdammten Mörder unterwegs sind!‹
    Grygoriew nimmt mir den Zettel aus der Hand und wirft einen Blick darauf.
    ›Belgien?‹, fragt er.
    Ich zucke mit den Achseln.
    ›Ich weiß auch nicht, warum. Viele arabische Organisationen haben gute Kontakte in Brüssel. Vielleicht hatten die Tschetschenen Hilfe von arabischer Seite. Wenn sie Wahhabiten waren, wäre das möglich‹.
    Grygoriews lauernder und misstrauischer Blick wandert von dem Zettel zu meinem Gesicht und zurück.
    ›Es war ein Van‹, sage ich, ›ein schwarzer Toyota. Ziemlich neu!‹
    ›Warum kommen Sie damit zu mir? Das sind Informationen für die deutschen Behörden!‹
    ›Nein‹, sage ich und weiß, dass dies der entscheidende Augenblick ist, ›die deutschen Behörden hatten alle Informationen, und was haben sie daraus gemacht? Gar nichts! Ich bin von Ventspils hierher gekommen, habe mein Leben riskiert, und es war alles umsonst. Haben Sie die Bilder in den Nachrichten gesehen? Die Ölpest, das brennende Meer und die verkohlten Leichen? Was meinen Sie, was passiert, wenn diese Wahnsinnigen das Gleiche in Wyssozk oder Primorsk versuchen. Sie wollen von mir wissen, warum ich zu Ihnen gekommen bin? Weil ich Russin bin! Ich scheiße auf die deutschen Behörden. Ich will, dass Sie etwas unternehmen.‹
    Grygoriew schweigt. Schließlich geht er rückwärts zu der Anrichte und gießt sich noch etwas Cognac ein.
    ›Wollen Sie auch was?‹
    ›Nein‹, sage ich und freue mich über den selbstsicheren und kalten Klang in meiner Stimme, ›ich will, das Sie Ihre Pflicht tun!‹
    Das war der Augenblick, in dem er mir geglaubt hat. Mein Mann Leonid war ein sehr guter Pokerspieler. Er hat mir erzählt, dass man manchmal den winzigen Moment sehen kann, in dem der Gegner den Köder schluckt und der Bluff funktioniert. Genau das habe ich in Grygoriews Augen gesehen. Er hat mich rausgeschickt und angefangen zu telefonieren.«
    Elena schwieg erschöpft. Sie hatte meine Hand genommen und angefangen, meine Finger zu massieren. Mein Hals war trocken, und die Narben in meinem Gesicht brannten.
    »Warum hat er dir geglaubt?«
    »Er hätte es auch genauso gut nicht tun können. Grygoriew war ungeheuer wütend, und plötzlich war ich da und bot ihm eine Möglichkeit, diese Wut auf ein konkretes Ziel zu richten. Er wollte etwas tun. Natürlich war er misstrauisch. Sehr sogar. Aber vor allem war er völlig skrupellos. Wenn meine Informationen falsch waren, starben ein paar Unschuldige. Sollte er sich jedoch deshalb die Chance entgegen lassen, eventuell die Richtigen zu erwischen? Was war, wenn ich die Wahrheit sagte? Ich denke, er wollte es glauben. Das Wunschdenken spielt bei Geheimdiensten eine große Rolle. Schau dir die CIA an. Als die Amerikaner die Propaganda für den Irakkrieg vorbereiteten, gab es auf einmal Berichte über Saddams fahrbare Laboratorien für biologische Waffen. Sie wurden in die Welt gesetzt von einem alkoholkranken irakischen Überläufer, den der BND als Agent führte. Ein notorischer Lügner mit dem Decknamen Curveball. Es war einfach so, dass man ihm glaubte, weil es so wunderbar passte.«
    »Ich hätte niemals gedacht, dass sie so weit gehen würden«, sagte ich nach einer Weile.
    Elena runzelte erstaunt die Stirn.
    »Warum nicht? Liest du keine Zeitungen? Sie haben Anna Politkowskaja in Moskau erschossen und im gleichen Jahr Alexander Litwinenko in London mit Polonium vergiftet. Der frühere bulgarische Geheimdienst war berüchtigt für Attentate auf Regimegegner im Ausland, und der französische hat in den achtziger Jahren ein Schiff von Greenpeace in die Luft gesprengt. Schon vergessen? Die CIA unternahm nachweislich eine Reihe von fantasievollen Versuchen, Fidel Castro umzubringen, und der Mossad schnappt sich die Feinde Israels, wo immer er sie ausmacht. Also, warum nicht in Belgien ein paar Terroristen erledigen?«
    »Wie stellst du dir das mit den Granaten vor?«
    »Ich habe dir doch erzählt, dass mein Vater ein Waffennarr ist. Er könnte dir wahrscheinlich gleich mehrere Möglichkeiten und Fabrikate nennen. Wenn du willst, rufen wir ihn an. Ich weiß aber, was er empfehlen würde: Nehmen Sie ein MGL Mk-1!«
    »Was ist das?«
    »Ein sehr leichter, halb automatischer, schultergestützter Granatwerfer für den Abschuss von 40-Millimeter-Granaten. Ideale Reichweite 250 bis 400 Meter. Passt zusammengeklappt in einen

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