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Mörderische Harzreise (German Edition)

Mörderische Harzreise (German Edition)

Titel: Mörderische Harzreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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den Knast. Dafür sorge ich.«
    Stefan war die Ruhe selbst. Er fing an, die Melodie zu pfeifen, die ihm angesichts seines Vorhabens in den Sinn kam und drückte den Alten in die Tür hinein, um dann selbst das Haus zu betreten. Der Mann starrte Stefan an wie einen Geist und war nicht mehr im Stande, irgendetwas zu sagen. Stefan bugsierte ihn ins Wohnzimmer, drückte ihn auf einen Sessel und fing ganz leise an zu singen Wer nur den lieben langen Tag ohne Plag, ohne Arbeit vertändelt… Dann holte er eines der Messer aus seinem Jutebeutel.
    Erst drei Wochen später wurde die Leiche gefunden. Die Kriminalpolizei stand vor einer echten Herausforderung. Es gab einfach zu viele Menschen, die Grund gehabt hätten, ihn umzubringen. Auch bei Stefan kreuzte die Kripo auf, um ihn und seine Familie zu befragen. Da der genaue Zeitpunkt des Mordes nicht geklärt werden konnte, war es auch sinnlos, nach Alibis zu fragen. Der Mord wurde nicht aufgeklärt. Michael und seine Kumpels kamen vor dem Jugendgericht wegen der Entwendung des Autos und Fahrens ohne Führerschein noch einmal mit einem blauen Auge davon. Das wären sie wahrscheinlich auch, wenn der Alte noch gelebt hätte. Aber Stefan kam überhaupt nicht in den Sinn, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Für ihn war es so in Ordnung. Menschen von der Art, zu der der alte Mann gehört hatte, verdienten es nicht zu leben. Er war froh, dass es ihn nicht mehr gab.
    Allerdings nahm Stefan seinen Sohn nach der Verhandlung vor dem Jugendgericht so ins Gebet, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Er machte ihm deutlich, dass er es nicht ertragen könne, wenn ihm etwas zustieße, dass es ihm seelische und körperliche Schmerzen verursachte, wenn er auf die schiefe Bahn geriet.
    »Michael, du bist für mich das Wichtigste auf der Welt. Wenn es dir schlecht geht, geht es mir doppelt schlecht. Wenn du eine Straftat begehst, fühlt es sich so an, als hätte ich sie begangen. Und wenn es dir gut geht, fühle ich mich wie im siebten Himmel. Ich flehe dich an, tu nie wieder etwas, was deinem Charakter nicht entspricht. Du bist ein guter Mensch.«
    So hatte er seinen Vater noch nie erlebt. Seine Worte versetzten ihm einen Stich ins Herz. Er schämte sich. Und er nahm sich fest vor, seinen Vater nie wieder zu enttäuschen.

Braunlage

     
    Hans-Ulrich kam vom Einkaufen zurück und brachte Frau Kuhfuß alles in die Küche. Ferdinand war nach seiner Unterhaltung mit der Haushälterin einigermaßen erschüttert und wollte sich bis zum Mittagessen die Beine vertreten und etwas Abstand bekommen. Also ging er in den Kurpark.
    »Was kochen Sie denn heute?«, wollte Hans-Ulrich wissen.
    Frau Kuhfuß sah ihn leicht bedrohlich an und er fügte schnell hinzu: »Sagen Sie jetzt nicht nackten Arsch mit Schneegestöber .«
    Ferdinands Haushälterin grinste und entgegnete dann: »Sie haben doch eingekauft. Können Sie es sich nicht denken?«
    »Ah, Sie machen diese tollen Thüringer Bratwürste?«
    »Richtig. Aber bis die Herrschaften aus dem Wald und Ihr Onkel aus dem Kurpark zurückkommen, wird es wohl noch etwas dauern. Dann kann ich vorher noch das Wohnzimmer saugen. Ich dachte eigentlich, dass die Chipsfresserei sich mittlerweile erledigt hätte. Der ganze Fußboden ist eine einzige Krümelei.«
    »Naja, Elvira hatte so viele Vorräte gekauft. Das Zeug muss jetzt weg.«
    »Na gut. Dann sauge ich mal. Eigentlich wollte ich heute mal diesen monströsen Kronleuchter putzen, der bestimmt seine fünf Zentner wiegt. Aber das schaffe ich nicht mehr vor dem Essen. Wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, dann stellen Sie doch mal diese Blumenvase auf den Kaminsims.«, sagte Frau Kuhfuß und überreichte Hans-Ulrich das Kristallgefäß, in dem sie einen schönen Strauß Blumen arrangiert hatte.
    »Wird gemacht.«
    Ein paar Sekunden später hörte Frau Kuhfuß ein Klirren und dann einen fürchterlichen Fluch. Sie dachte natürlich, Hans-Ulrich hätte die Vase fallen lassen und eilte ins Wohnzimmer. Der arme Mann stand da wie ein begossener Pudel. Es war die Urne, die heruntergefallen war. Die Asche lag überall verstreut.
    »Mein Gott, Elvira. Musst du mir eigentlich auch noch über den Tod hinaus derart auf die Nerven gehen?«, fragte Hans-Ulrich, während die Haushälterin leise in sich hinein lachte.
    »Sagen Sie jetzt bitte nichts, Frau Kuhfuß.«
    »Das hatte ich gar nicht vor. Vielleicht nur dies: Warum, um Himmels Willen, stellen Sie Ihre Schwiegermutter ins Wohnzimmer, statt sie zu begraben?«
    »Ach, Sie

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