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Mörderische Harzreise (German Edition)

Mörderische Harzreise (German Edition)

Titel: Mörderische Harzreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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war nach dem Vorfall mit der Urne bei Hans-Ulrich ausgezogen und hatte Frau Kuhfuß gebeten, ihr ein eigenes Zimmer zurechtzumachen. Die Nächte verbrachte sie allerdings meist bei ihrem Schwager Alfonso. Ganz ungeniert. Hans-Ulrich war es mittlerweile relativ wurscht. Er wusste noch nicht, wie alles weitergehen sollte und dachte schon darüber nach, seine Firma aufzugeben, sich von Beate zu trennen und ganz in den Harz zu ziehen.
     
    Bevor Lilly sich verabschiedete, führte Ferdinand sie noch ins Treppenhaus, um ihr die letzte Veränderung des Gemäldes zu zeigen. Die Frau in Weiß lag nicht mehr unten am Bildrand, sondern weiter oben, direkt am Haus.
    »Mein Gott, die sieht aus, als ob sie erschlagen wurde. Wahrscheinlich von dem großen Ast. Was passiert denn noch alles?«
    Dann erzählte Ferdinand seiner Freundin, was Frau Kuhfuß ihm neulich über den Maler gesagt hatte.
    »Frau Kuhfuß ist die Enkelin des Malers? Und er hat sechs Tote prophezeit? Das ist ja unheimlich. Ich bin wahrhaftig kein ängstlicher Typ. Aber man kann das Geschehene ja nicht einfach ignorieren. Also muss man auch damit rechnen, dass tatsächlich in nächster Zeit noch etwas Schreckliches passiert.«
    So froh Lilly war, dass Ferdinand nun endlich Kontakt zu seinem Sohn aufnehmen wollte, so besorgt war sie angesichts der letzten Entwicklung des Bildes. Sehr nachdenklich fuhr sie nach Hause.
     
    Ferdinand zog sich in sein Arbeitszimmer zurück und hing seinen Gedanken nach. Er erinnerte sich noch ganz genau an den Tag, als es passiert war. Er hatte dieses junge Mädchen kennengelernt und es tatsächlich geschafft, sie rumzukriegen. Irgendwie war es eine Katastrophe gewesen. Im Auto. Das war wirklich das Blödeste, was er je in Sachen Sex erlebt hatte. Hinterher hatten sie sich noch unterhalten. Und dann hatten sie ihre Adressen ausgetauscht. Natürlich hatte er gar nicht die Absicht, sich je bei ihr zu melden. Und er hatte auch gehofft, dass sie sich nie wieder melden würde. Aber ein paar Monate später prasselte dann alles auf ihn hernieder. Sie hatte angerufen. Sie war schwanger. Dann traf er sich mit ihr. Sie war verzweifelt. Hatte geheult. Und sie hatte ihm absolut glaubhaft versichert, dass er der Urheber der Schwangerschaft war. Daran gab es nichts zu rütteln.
    Er wusste sich keinen Rat. In absolut aussichtslosen Fällen musste er zu seinem Vater gehen. Der wusste immer, was zu tun war. Du dummer Schnösel, weißt du denn in deinem Alter noch nicht, was zu tun ist, um so etwas zu verhindern? Außerdem ist es langsam an der Zeit, dass du dich nach einer adäquaten Frau umsiehst. Da kannst du dann so viele Kinder zeugen wie du willst. Das war so ziemlich alles, was er an Beistand von seinem Vater bekommen hatte. Es gab nichts weiter zu besprechen oder zu diskutieren. Er wurde nicht gefragt, ob er sich der Verantwortung stellen wolle. Nichts. Der Vater nahm einfach nur die Adresse des Mädchens und regelte alles. Eine Woche später rief er ihn in sein Arbeitszimmer und sagte, dass er ihn eine Stange Geld gekostet habe. Wann das Kind geboren wurde, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, das erfuhr er nicht. Und er hatte auch nicht die geringste Lust, noch einmal selbst Kontakt zu dem Mädchen aufzunehmen. So erfuhr er auch nicht, dass sein Vater eines Tages die Zahlungen eingestellt hatte, weil das Kind adoptiert worden war. Er wollte auch gar nichts wissen. Das Problem war gelöst, wie der Vater es gesagt hatte. Wahrscheinlich hatte dieser auch seine Unterschrift gefälscht, als es um die Adoption des Kindes ging. Und nach dem Tod des Vaters hatte er auch keine Unterlagen zu dem Vorgang gefunden. Vermutlich war der Fall für ihn irgendwann erledigt, und er hat alles weggeworfen. So pragmatisch war sein Vater. Und er war im Grunde dankbar gewesen, dass alles so sauber gelaufen war.
    Aber nun hatte ihn seine Vergangenheit eingeholt. Das Problem war nicht gelöst. Denn außer um Geld ging es auch noch um ganz andere Dinge, über die er nie nachgedacht hatte. Als er angesichts der jüngsten Ereignisse ins Grübeln kam, was er mit seinem Verhalten damals angerichtet hatte, dass es ihn noch bis ins hohe Alter verfolgte, da mochte er nicht mehr in den Spiegel schauen. Wie konnte man nur so sein wie er? Aber vielleicht war noch nicht alles verloren. Johannes jedenfalls hatte das gesagt. Vielleicht würde der morgige Tag etwas Gutes bringen. Vielleicht könnte er etwas von seiner Schuld, die er jetzt ganz deutlich spürte, abtragen.

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