Mörderische Harzreise (German Edition)
erweisen Elvira die letzte Ehre. Frau Kuhfuß sage ich Bescheid, dass sie etwas Besonders kocht. Das kann ja auch abends sein. Nachmittags ruht ihr Euch dann aus, und ich empfange meinen Besuch. Und im Anschluss daran setzen wir uns alle an den Tisch, um Elviras Abschiedsmahl einzunehmen. Bei dieser Gelegenheit könnt ihr dann auch Stefan kennenlernen.«
Jetzt war es raus, und Ferdinand fühlte sich wohler. Dann fiel ihm noch etwas ein: »Übrigens, Alfonso, da hat vorhin jemand angerufen und gefragt, ob du da bist.«
»Was! Das ist doch nicht möglich. Niemand weiß, wo ich bin. Wer war es denn? Und was hast du gesagt?«
»Er hat seinen Namen nicht genannt. Und ich habe geantwortet, dass du nicht da bist. Er soll es später nochmal versuchen. Der Typ hörte sich irgendwie ausländisch an.«
Jetzt war Alfonso alarmiert. Er musste weg. Und zwar schnell. Wahrscheinlich versuchten die Schergen des Jorge Barreta von Mexiko aus herauszufinden, wo er war. Und vermutlich war jemand auf die Idee gekommen, dass es den Namen Dunbiera nicht in Deutschland gab. Dafür aber die deutsche Entsprechung Dünnbier. Und so viele Dünnbiers standen nun mal nicht im deutschen Telefonbuch, um ihn nicht aufzuspüren. Jedenfalls, wenn er dumm genug war, sich bei Verwandten aufzuhalten. Am besten, er würde gleich morgen nach dem Leichenschmaus abreisen. So schnell konnte man ja nun auch nicht von Mexiko nach Braunlage im Harz gelangen. Er musste auf jeden Fall Rücksicht auf Beate nehmen und ihr morgen beistehen. Aber dann nichts wie weg.
Frankfurt am Main
Alejandro saß zufrieden in seinem Hotelzimmer in Frankfurt. Die Menschen waren doch dumm und durchschaubar. Alfonso hatte in Mexiko mit einem deutschen Pass eingecheckt. Und nun hielt er sich tatsächlich bei einem Verwandten ähnlichen Namens auf. Er musste sich also morgen früh nur ein Auto mieten und hinfahren. Dann würde er ihn in die Mangel nehmen, um herauszukriegen, wo er den Rest der hundertfünfzigtausend Dollar hatte. Anschließend würde er ihn einen Kopf kürzer machen und ihn in diesem kopflosen Zustand fotografieren. Das würde ihm dann noch einmal fünfzigtausend Dollar bringen. Heute stand aber erst mal eine Shopping-Tour auf dem Programm. Da er seine „Arbeitsgeräte“ unmöglich hatte mitbringen können, musste er sich in Frankfurt noch eine nette Schusswaffe besorgen und eine Machete.
Das Leben konnte schön sein. In Mexiko musste er für so viel Geld erheblich mehr und härter arbeiten. In Deutschland war ein Menschenleben offenbar viel mehr wert. Das wusste auch Jorge Barreta, der ihm den Auftrag erteilt hatte. Wenn das hier so einfach lief, wie es den Anschein hatte, sollte er vielleicht mal darüber nachdenken, sich hier niederzulassen. Dann hätte er in ein paar Jahren ausgesorgt. Aber eines nach dem anderen. Morgen musste er erst mal den Auftrag ausführen.
Duderstadt / Hamburg
Stefan hatte ein ungutes Gefühl. Er kannte das. Es kam selten vor, dass dieses Gefühl sich seiner bemächtigte, das im Bauch anfing und dann übers Herz bis in die Halsschlagader zog. Es war eine Mischung aus Hass, Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Und es gab nur eine Möglichkeit, es wieder loszuwerden. Er musste die Verzweiflung und Hilflosigkeit besiegen, um Hass und Wut voll herauszulassen. Dann war er bereit für den großen Befreiungsschlag. Danach würde es ihm besser gehen.
Er holte aus der verschlossenen Schreibtischschublade den Beutel mit den zwei Messern, die dort schon seit Jahren unberührt herumlagen. Dann ging er unter die Dusche und zog sich anschließend sportlich an: Jeans, Polohemd, Turnschuhe. So würde er dem Alten gegenübertreten. Summend ging er zu seinem Auto. Es war wieder dieses Lied. Dieses beschissene Lied, das er seit seiner Kindheit kannte. Das Lied, das er hasste wie die Pest.
Michael versuchte, seinen Vater telefonisch zu erreichen. In der Schlachterei hatte man ihm gesagt, dass er sich den Nachmittag freigenommen habe. Und sein Handy war ausgestellt. Er machte sich Sorgen. Wo war Stefan? Er war doch wohl nicht auf die Idee gekommen, seinem Erzeuger noch einmal einen Besuch abzustatten? Das durfte auf gar keinen Fall passieren. Ihm wurde bei dem Gedanken daran angst und bange. Er musste sich zusammenreißen, um nicht in Panik zu verfallen. Einem inneren Impuls folgend setzte er sich in seinen Wagen. Auf der Autobahn fuhr er wie der Teufel. Er musste schnellstens nach Duderstadt.
Während der Fahrt spukte ihm immer wieder
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