Moerderische Idylle
auch begegnet«, fragte Löfgren.
»Einmal«, sagte Löfgren und lächelte. »Ich habe sie in der Stadt gesehen, als Linda und ein Haufen Leute von der Schule was unternehmen wollten. Das war im Frühling. Als wir noch nicht zusammen waren. Aber ich habe nur kurz guten Tag gesagt. Ihrer Mutter, meine ich.«
»Was hattest du denn für einen Eindruck von ihr«, fragte Lewin.
»Sie wirkte eigentlich verdammt sympathisch. Ich glaube, sie ist Lehrerin«, Löfgren nickte.
»Ist dir sonst noch etwas aufgefallen«, fragte Lewin. Du verschweigst etwas, dachte er.
»Ja, na gut«, sagte der junge Löfgren und grinste. »Sie war verdammt attraktiv. Ich meine, sie muss doch mindestens vierzig sein, aber ich kann dir sagen!«
»Erklär das einem alten Mann«, sagte Lewin.
»Bei der war der zündende Funke wirklich da«, sagte Löfgren. »Wenn du mich fragst, dann kriegt Lindas Mama einwandfrei zehn Punkte. Falls du verstehst, was ich meine. Ich hätte nicht gekniffen, wenn sie eine klare Frage gestellt hätte.«
»Ich glaube, ich verstehe, was du meinst«, sagte Lewin.
»Das war ja gerade so bescheuert«, sagte Löfgren. »Lindas Mutter und Linda, meine ich. Die hatten doch nicht die geringste Ähnlichkeit miteinander. Linda war nett und sympathisch, ein guter Kumpel. Aber ihre Mutter! Das war eine verdammt scharfe Frau. Da ist doch die Rede von einer Reise an Orte, wo du nie gewesen bist.«
»So siehst du das also«, sagte Lewin und nickte nachdenklich. So siehst du das also, dachte er.
43
Die Bürgerinitiative Männer in Växjö gegen Männergewalt war in den lokalen Medien überaus positiv erwähnt worden, und trotz Sommer und Urlaubszeit hatten sich etwa fünfzig Männer angeschlossen. Praktisch gesehen waren das beträchtlich mehr, als sie eigentlich brauchten. Das Vergnügungsleben in Växjö, vor allem im Sommer, schlug, gelinde gesagt, nicht gerade Wellen, und um einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage zu schaffen, hatten sie die Freiwilligen auf die verschiedenen Wochentage verteilt. Sie hatten außerdem beschlossen, dass die Mitmänner der Initiative zu zweit durch die Straßen und über die Plätze der Stadt patrouillieren sollten. Das brachte, außer den rein planungsmäßigen, noch andere Vorteile mit sich. Da war die Sache mit der Sicherheit der Mitmänner selbst, und zugleich diente es der internen Kontrolle, falls sich nun herausstellte, dass doch eine unseriöse Person durch das Nadelöhr der Initiative geschlüpft war.
Sie hatten sich der Witterung angepasst und hatten weiße T-Shirts auf Brust und Rücken mit der roten Aufschrift MITMANN bedrucken lassen. Auf diese einfache Weise ließen sich verbrechensvorbeugende Wirkung und Sichtbarkeit steigern. Zugleich war es auch ein positives Erkennungssignal für jene, denen man Schutz und Hilfe bieten wollte. Und es war sogar eine Art Ausweis, den man im Notfall nicht einmal aus der Tasche zu ziehen brauchte.
Die Kommunikation sollte so einfach wie möglich ablaufen. Die zur selben Zeit diensthabenden Mitmänner speicherten die Mobilnummern der anderen Zweiergruppen, ehe sie losgingen. Natürlich hatten sie auch die Notrufnummer der Polizei für den Fall, dass sie in eine akute Notlage gerieten. Darüber hinaus waren sie vorausschauend und weitsichtig gewesen. Für die Einsätze im Herbst, wo die Witterung doch eine ganz andere sein würde, hatten sie bereits Windjacken mit herausnehmbarem Futter und dem gleichen Aufdruck bestellt. Und zuletzt, was gerade in Smäland durchaus nicht unwichtig war, hatten sich in einem Maße Sponsoren gefunden, dass sie eigentlich Overalls hätten tragen müssen, um alle zu erwähnen.
Vor diesem Hintergrund war es natürlich besonders bedauerlich, dass schon in der ersten Woche ein trauriger Zwischenfall passierte, der schlimmstenfalls ein sehr böses Ende hätte nehmen können. In der Nacht zum Mittwoch versuchten zwei Vorstandsmitglieder, die zusammen mit zwei weiteren Teams im Bereich zwischen Tegnerfriedhof, Sozialamt, Feuerwache und Dom patrouillierten, einen Streit zwischen einem halben Dutzend Jugendlicher zu schlichten, die vor dem McDonald’s in der Storgata aufeinander losgingen.
Alle Beteiligten kamen aus Zuwandererfamilien, und alle, bis auf die beiden, um die der Streit sich drehte, waren Knaben oder vielleicht auch junge Männer. Vorstandsmitglied Bengt Karlsson versuchte zuerst, die aufgewühlten Gefühle durch gutes Zureden zu besänftigen, was nach dem Dreimaßnahmenmodell zur
Weitere Kostenlose Bücher