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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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fragte Sandberg, und dabei ging es ihr um einen Wolkenbruch, der sich zwischen kurz nach sieben und kurz vor acht über Växjö ergossen hatte.
    »Neihein. Was sollte denn noch gewesen sein?« Frau Rudberg sah Anna Sandberg zweifelnd an.
    »Irgendetwas, das sonst an diesem Tag passiert ist«, bettelte Sandberg.
    Nichts, meinte die Zeugin. Sie las keine Tageszeitungen, sah selten fern, hörte kaum Radio und wenn, dann niemals Nachrichten. Engeren Kontakt zu anderen Menschen hatte sie seit vielen Jahren nicht mehr, und leider waren alle Tage in ihrem Leben jetzt mehr oder weniger gleich.
    Nach weiteren drei Versuchen hatte Sandberg von den dreißig Millimetern Regen erzählt, die innerhalb einer knappen Stunde gefallen waren und die gesamte Niederschlagsmenge in Växjö während des vergangenen Monats ausgemacht hatten.
    Frau Rudberg konnte sich an keinen Wolkenbruch und an überhaupt keinen Regen erinnern. Vermutlich lag das daran, dass sie ihren Balkon verlassen hatte, um sich eine Weile hinzulegen, als der Regen eingesetzt hatte.
    »Ja, sonst würde ich das noch wissen. So trocken, wie es den ganzen Sommer über war«, fügte sie hinzu.
     
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    »Wenn ihr mich fragt, ist die Oma knatschverrückt«, sagte Rogersson, als die Ermittlertruppe am folgenden Tag über ihre und die übrigen Zeugenaussagen aus der Nachbarschaft diskutierte.
    »Warum glaubst du das«, fragte Olsson, der schon seit einigen Tagen immer am Querende des Tisches anzutreffen war.
    »Erstens hat der Flugkapitän keinen Sohn, hat niemals einen gehabt, will keinen haben und will sich zu keinem bekennen. Er hat nur einen Schwiegersohn. Der ist Fluglotse bei der SAS und mit der jüngeren Tochter des Flugkapitäns, mit der er schon seit vielen Jahren verheiratet ist, derzeit in Australien unterwegs. Außerdem haben sie Schweden schon am Mittwoch, dem 18. Juni verlassen, zweieinhalb Wochen vor dem Mord an Linda. Sie werden in ungefähr einer Woche zu Hause erwartet, dann kommt das Kind in die Schule. Außerdem war er stocksauer, als ich ihn angerufen und nach seinem verlorenen Sohn gefragt habe. Wollte wissen, was zum Teufel wir hier eigentlich machen. Er habe schon einem meiner Kollegen erzählt, dass er zwei Töchter, eine Enkelin und einen Schwiegersohn habe, aber keinen Sohn«, endete Rogersson und starrte Salomonson aus irgendeinem Grund wütend an.
    »Und die andere Tochter«, fragte Lewin. »Wie sieht es…«
    »Danke, Lewin«, fiel Rogersson ihm ins Wort. »Die ist siebenunddreißig, arbeitet als Anwältin in Kristianstad und hat seit fünfzehn Jahren eine Beziehung in derselben Branche, sie haben sich beim Studium in Lund kennengelernt.«
    »Was wissen wir denn über diesen Mann«, fragte Lewin.
    »Unter anderem, dass er eine Frau ist. Die Tochter lebt mit einer anderen Anwältin zusammen, und ich bin absolut überzeugt davon, dass du lieber nicht hören willst, was ihr Papa gesagt hat, als ich ihn nach diesem Lebensgefährt oder wie zum Teufel man das nun nennen soll fragen wollte«, sagte Rogersson.
    »Aber das mit dem Geburtstag klingt doch wirklich überzeugend«, sagte Lewin unbeeindruckt.
    »Hab ich auch gedacht, und Anna, die sie vernommen hat, ging es genauso«, sagte Rogersson zustimmend. »Aber dann haben wir entdeckt, dass die Oma am 4. Juni geboren ist und nicht am 4. Juli. Jedenfalls wenn wir ihrer Personenkennnummer Glauben schenken wollen.«
    »Dann hat sie vielleicht irgendein Jubiläum gefeiert. Wer weiß, vielleicht nutzt sie jede Gelegenheit, um sich mit Prinzessinnentorte vollzustopfen. Die Alte ist sicher zuckersüchtig«, sagte Bäckström und lachte, dass sein Bauch nur so hüpfte.
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Lewin und seufzte. »Und die Beschreibung dieses Typen?«
    »Du meinst, dass er solche Ähnlichkeit mit dem Sohn hatte, den es nicht gibt?«, fragte Rogersson.
    »Ja«, sagte Lewin und lächelte.
    »Da ich ohnehin nichts Besseres vorhatte, hab ich mit dem Optiker der Alten gesprochen. Er war nicht gerade beeindruckt, wenn ich das mal so sagen darf. Ich bin zwar kein Augenarzt, aber ich hatte den Eindruck, dass wir es hier mit getrübter Sehfähigkeit zu tun haben. Und ich soll der Alten ausrichten, dass sie sich dringend mal wieder melden soll. Das letzte Mal ist sieben Jahre her.«
    »Ich glaube, wir kommen nicht weiter. Oder was meinst du, Lewin«, sagte Bäckström und grinste.
     
    Nach der Morgenbesprechung suchte Eva Svanström Lewin auf seinem Zimmer auf, um ihn zu trösten.
    »Kümmere dich

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