Moerderische Idylle
garantiert betrunken.«
Das Ganze hatte ganz normal und überaus verheißungsvoll begonnen, wenn wir bedenken, dass Wochenende war und er wegen der Überstundenbegrenzung erst am Montagmorgen wieder einen Fuß an seinen Arbeitsplatz setzen durfte. Kaum hatte er sich des kleinen Trottels Olsson entledigt, da hatte er auf seine übliche diskrete Weise die Wache von Växjö verlassen und war gelassen zum Hotel zurückspaziert. Auf seinem Zimmer hatte er sich ausgezogen, war in einen sauberen und frisch gebügelten Morgenrock geschlüpft, hatte das erste kalte Bier des Wochenendes geöffnet, und als Rogersson hereingeplatzt kam, mit rotem Kopf wie ein schlachtfertiger Truthahn, war Bäckström bereits beim dritten angekommen.
»Endlich Freitag«, sagte Rogersson und stillte seinen ärgsten Durst gleich aus der Dose. »Hast du irgendwelche Pläne für das Wochenende, Bäckström?«
»Heute Abend musst du selber sehen, wie du fertig wirst, junger Mann«, sagte Bäckström, der die toten Minuten zwischen dem zweiten und dem dritten Bier genutzt hatte, um die kleine Carin anzurufen und sie zum Essen einzuladen.
»Frau am Laufen«, fragte Rogersson, der trotz allem kein schlechter Polizist war.
»Zuerst wollen wir in der Stadt einen Bissen essen«, sagte Bäckström, »und dann hatte ich vor, meine Supersalami zu schwenken«, fügte er hinzu und unterstrich das Gesagte durch einen besonders langen Zug.
Anfangs ging auch alles ganz nach Plan. Bäckström und seine Dame für diesen Abend verzehrten eine ziemlich angenehme Mahlzeit in einem nahe gelegenen Lokal in der Storgata, sie tranken auch den ein oder anderen Schluck, auch wenn er versuchte, sich in Gedanken an den Abschluss des Abends und aus Rücksicht auf seine Salami zu mäßigen. Jedenfalls landeten sie am Ende in seinem Hotelzimmer, und obwohl Carin aus unerfindlichen Gründen herumgefaselt hatte, dass man doch lieber nach unten in die Bar gehen solle, hatte sie sich am Ende zu einem kleinen Aperitif auf dem Zimmer bereit erklärt. Ehe sie nach unten gehen und richtig loslegen würden gewissermaßen, der genaue Zeitpunkt und die sonstigen Umstände standen noch nicht ganz fest. Bäckström wusste auch nicht, dass er später monatelang mit etlichen ganz und gar humorfreien sogenannten Kollegen von der polizeilichen Internermittlung darüber würde reden müssen.
»Ich wollte dir etwas zeigen«, sagte Bäckström und feuerte sein allercharmantestes Lächeln ab, ehe er im Badezimmer verschwand.
»Wenn es nur schnell geht«, maulte Carin hinter der Tür, während sie an ihrem Glas nippte und plötzlich sehr weit weg zu sein schien.
Schneller als Supermann in seiner Telefonzelle hatte Bäckström in seinem Badezimmer das umgekehrte Manöver durchgeführt. Er wickelte sich ein Badetuch um die Lenden, trat in all seiner Pracht heraus und ließ den Lendenschurz sinken.
»Was sagst du dazu, Herzchen«, fragte Bäckström, zog zugleich den Bauch ein und schob die Brust heraus. Was natürlich total unnötig war, aber man muss ja doch was bieten, dachte er.
»Hast du den Verstand verloren? Nimm sofort den fiesen kleinen Wurm da weg«, kreischte Carin und sprang vom Sofa. Dann schnappte sie sich Handtasche und Jacke, marschierte aus dem Zimmer und knallte mit der Tür.
Die Frauenzimmer spinnen doch alle, dachte Bäckström. Wieso denn kleiner Wurm, dachte er. Was erlaubt diese Person sich eigentlich?
Zuerst zog er sich wieder an. Dann ging er in die Bar hinunter, aber da saß nur ein grinsender Rogersson in der Ecke. Da Bäckström nichts Besseres zu tun hatte, blieb er trotzdem und zwang den ein oder anderen kleinen Schnaps in sich hinein.
Als er dann endlich auf sein Zimmer zurückkehrte, rief er sie an, um ihr wenigstens eine gute Nacht zu wünschen und klarzustellen, dass er nicht nachtragend war, doch noch ehe er überhaupt den Mund aufgemacht hatte, wurde auch schon der Hörer auf die Gabel geknallt. Und dann hatte sie offenbar den Stecker herausgezogen, denn weder sie noch ihr Anrufbeantworter gaben ein Lebenszeichen von sich, als er wieder anrief. Genau wie dieses verrückte Frauenzimmer, das mir den kleinen Egon aufs Auge gedrückt hat, dachte Bäckström.
62
Am Samstagmorgen hatte Lewin sich Eva Svanström geschnappt, sich mit ihr in den Zug gesetzt und war nach Kopenhagen gefahren. Das war eine kleine Überraschung, die er ganz im Geheimen für sie vorbereitet hatte und über die sie sich freute wie ein Kind. »Warum hast du
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