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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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den Grund zu gehen.«
    »Du meinst die alte Vettel von über hundert, die ihren Geburtstag vergessen hat«, sagte Bäckström.
    »Zweiundneunzig«, sagte Olsson. »Vielleicht nicht gerade die, aber wir sind doch mit der Nachbarschaftsbefragung draußen in Högstorp noch längst nicht durch, und Enoksson und seine Kumpels haben auch immer eine Menge zu erzählen, wenn sie mit ihrer Arbeit fertig sind. Was sagst du dazu, Bäckström?«
    »Ich schlage vor, dass wir der Oma die Salaliga ins Haus schicken«, sagte Bäckström grinsend.
    »Die Salaliga«, sagte Olsson. »Jetzt fürchte ich fast, ich verstehe nicht so ganz…«
    »Richtige kleine Juwelen, waren in den dreißiger Jahren in Bergslagen tätig«, sagte Bäckström, der all sein Bücherwissen aus der Jahreschronik der Kriminalpolizei holte. Das war das einzige Buch, das er las, und er las es vor allem, um zu überprüfen, ob er in den Fallbeschreibungen, die seine halbgebildeten Kollegen unbedingt einem breiteren Publikum kundtun wollten, auch auf ausreichend schmeichelhafte Weise erwähnt wurde. Außerdem war das Buch gratis, da er die neuen Ausgaben immer im Büro stahl.
    »Ja, das weiß ich. Aber was hat die Salaliga mit unserer Zeugin zu tun?« Olsson schaute Bäckström fragend an.
    »Nichts, leider«, sagte Bäckström. »Außerdem sind die jetzt wohl alle tot, aber in den dreißiger Jahren haben sie eine alte Vettel vergast, bei der sie eingebrochen waren. Haben sechsunddreißig Große geklaut, die sie unter ihrer Matratze versteckt hatte. Ganz schön viel Geld damals, Olsson.«
    »Du machst Witze«, sagte Olsson.
    »Sag das nicht«, sagte Bäckström. Vielleicht sollten wir der Alten Rogersson auf den Hals schicken, dachte er.
     
    60
     
    Bäckströms oberster Chef Lars Martin Johansson hatte nicht im Geringsten vor, auf die Uhr zu schauen, obwohl es nun schon nach drei Uhr am Freitagnachmittag war und zudem seit einer halben Stunde ein nervöser Polizeirat schwitzend bei Johanssons Sekretärin saß. Er hatte nicht einmal den Leitartikel in Svenska Dagbladet gelesen, so beschäftigt, wie er in der vergangenen Stunde damit gewesen war, sich anzusehen, was Bäckström und seine Kollegen seit einem guten Monat da unten in Växjö eigentlich trieben.
    »Du kannst ihn jetzt reinschicken«, teilte Johansson per Haustelefon mit, und ob es nun am nahen Wochenende lag oder ob es einen anderen Grund gab, dauerte es jedenfalls weniger als zehn Sekunden, bis der Polizeirat im Besuchersessel auf der anderen Seite des großen Schreibtisches saß.
     
    »Ich habe die Unterlagen gelesen, die du mir gegeben hast«, sagte Johansson.
    »Ich bin ganz Ohr, Chef«, sagte der Rat.
    »Jemand aus der Finanzabteilung soll die mal durchsehen. Ich habe die dringlichsten Fragen rot markiert«, sagte Johansson und nickte zu dem Ordner hinüber, der zwischen ihnen auf dem Tisch lag.
    »Wann soll das fertig sein, Chef«, fragte der Rat.
    »Es reicht, wenn ich es Montagmorgen bekomme. Schließlich ist ja Wochenende«, sagte Johansson großzügig.
    »Dann rede ich besser sofort mit ihnen. Solange sie noch da sind, meine ich«, erklärte der Rat nervös und versuchte zugleich, sich zu erheben.
    »Noch etwas«, sagte Johansson. »Ich will auch die Ermittlungsunterlagen haben. Wenn ich das richtig verstanden habe, wurden die Kollegen von der TP-Gruppe mit Kopien von fast allem versorgt.«
    »Und wann soll das geliefert werden, Chef«, fragte der andere gehorsam.
    »Es reicht, wenn ich es in einer Viertelstunde habe«, sagte Johansson.
    »Ich fürchte, die sind vielleicht schon nach Hause gegangen«, sagte der Polizeirat und schielte nervös auf seine Uhr.
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Johansson. »Es ist ja noch nicht mal halb vier.«
    »Ich sorge dafür, dass die Sachen in einer Viertelstunde vorliegen, Chef.«
    »Hervorragend«, sagte Johansson. »Du kannst sie meiner Sekretärin geben.«
     
    61
     
    Eine Woche nach Königin Silvias Namenstag, am Freitag, dem 15. August, traf der Blitz den Kopf von Kriminalkommissar Evert Bäckström von der Mordkommission der Zentralen Kriminalpolizei. Zumindest beschrieb er die Angelegenheit so, als er seinem besten Freund, Kriminalinspektor Jan Rogersson, das unverschuldete Elend schilderte, in das ein verrücktes Frauenzimmer ihn gestoßen hatte.
    »Es war, als ob der Blitz in meinen Kopf eingeschlagen hätte«, sagte Bäckström.
    »Du musst aber auch immer übertreiben«, meinte Rogersson.
    »Sag doch einfach die Wahrheit. Du warst

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