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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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es sehr schwerfiel, seine Begeisterung zu verbergen. »Das ist ja vielleicht komisch. Scheint ein ganz normaler Typ zu sein, ich fürchte also, da wirst du auf Granit beißen. Ich habe ihn nachgeschlagen, und er ist weder bei uns noch bei euch verzeichnet. Sieht aus wie ein ganz normaler braver, ehrsamer Bürger. Über jeden Verdacht erhaben, ganz zu schweigen von solchen Scheußlichkeiten, in denen du dich da offenbar suhlst.«
    »Aber einen Namen hat er doch sicher trotzdem«, sagte Lewin, der eben nicht von gestern war.
    »Er heißt Bengt Mänsson, Bengt Axel Mänsson«, sagte Lewins Kontakt. »Ich maile dir alles Weitere über ihn zu. Sein Passfoto ist übrigens ziemlich neu. Weniger als ein Jahr alt, wenn ich das nicht falsch in Erinnerung habe.«
     
    Einmal ist keinmal, und zweimal ist zweimal zu viel, dachte Lewin, der den Zufall hasste und dem Eva Svanström am Vortag kurz vor Feierabend denselben Namen genannt hatte. Der Vater des kleinen Mädchens, dessen Opa Flugkapitän war.
    »Danke«, sagte Lewin. »Ich bilde mir ein, dass die Sache jetzt ganz klar ist«, fügte er aus irgendeinem Grund hinzu.
    »Wenn du das meinst, dann glaube ich das auch«, sagte sein Kollege, der auch nicht von gestern war und der Lewin kannte, seit sie gemeinsam die Polizeischule besucht hatten.
     
    74
     
    Kaum hatte Jan Lewin aufgelegt, da machte er genau das, was er in dieser Situation immer machte. Zuerst schloss er die Tür ab und zündete die rote Lampe an. Danach holte er Papier und Feder hervor und versuchte, in die Bewegungen in seinem Kopf ein wenig Ordnung zu bringen. Die Lage dort besserte sich immer, wenn er sie auf dem Papier sah. Außerdem hatte er ausnahmsweise einmal das Glück, sich rein praktisch weder wegen Olsson noch wegen Bäckström Sorgen machen zu müssen. Olsson hatte sich freigenommen und war aufs Land gefahren, und Lewin sah wirklich keinen Grund, ihn wegen der Bagatellen zu stören, die er inzwischen hatte aufstöbern können. Bäckström zeichnete sich ganz allgemein durch Abwesenheit aus, und hoffentlich hatte er den Löffel in die schöne Hand genommen und packte jetzt für die Rückfahrt nach Stockholm.
    Blieb die eigentliche Frage, überlegte Lewin. Was sprach dafür beziehungsweise dagegen, dass dieser Bengt Mänsson, Bengt Axel Mänsson, fünfunddreißig, verantwortlich für alle sogenannten Sonderprojekte bei der Kulturverwaltung in Växjö, der Vater der Tochter der jüngeren Tochter des Flugkapitäns, ein Mann, den Lewin nie getroffen, mit dem er nie gesprochen, den er nie auch nur gesehen hatte, der nicht in seiner Ermittlung vorkam und offenbar der Polizei überhaupt noch nie aufgefallen war… was sprach dafür beziehungsweise dagegen, dass er Linda Wallin ermordet haben könnte? Und wo war er schon auf diesen Namen gestoßen? Ehe Eva Svanström und dann sein alter Freund bei der Säpo ihn genannt hatten. Und da dachte er plötzlich an sein erstes richtiges Fahrrad. Ein rotes Crescent Valiant. Kann das denn wirklich sein, dachte er, als er sich im selben Moment an den alten Artikel in Smälandsposten über die nur eine Woche nach dem Mord in Växjö ausgebrochene Kulturfehde erinnerte, die aber jedenfalls rein gar nichts mit seiner Ermittlung zu tun haben dürfte.
     
    Fangen wir mit dem Profil an und seien wir ausnahmsweise einmal ein wenig professionell, dachte Lewin und verdrängte alle Gedanken, die nichts mit der Sache zu tun hatten. Zu behaupten, Mänsson stimme nicht mit dem Profil überein, wäre eine gewaltige Untertreibung, ausgehend von dem wenigen, was Lewin bisher über ihn wusste. Das Einzige, was nicht ganz aus dem Rahmen fiel, war, dass er im Fröväg im Stadtteil Öster wohnte, an die zwei Kilometer südlich vom Tatort. Innerhalb dieses Radius wohnte aber sowieso die halbe Stadt, und da war auch dieser Tipp für jemanden, der nach einem Täter suchte, keine große Hilfe. Einfach ausgedrückt stimmte hier einfach gar nichts, und nach dem Profil der TP-Gruppe war Mänsson als Täter unvorstellbar.
     
    Dass aber sein Diensttelefon für den geheimnisvollen Anruf bei der Narkoseärztin benutzt worden war, konnte zugleich dafür sprechen, dass er mit dem Mord zu tun hatte. Natürlich konnte er sich einfach verwählt haben, und bisher wies nichts darauf hin, dass er Linda oder ihre Mutter gekannt hatte, aber es war doch überaus merkwürdig, dass Lewin bei seinen Ermittlungen auf ihn und seinen Anruf gestoßen war.
     
    Dass das Telefon verloren gegangen oder vielleicht

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