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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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über zwei Kilometer von der Stelle entfernt, wo er angeblich etwas über einen Monat zuvor Linda ermordet hatte. Ansonsten war es ganz hervorragend, dass er dort wohnte. Im Haus gegenüber logierte nämlich ein Kollege von der Verkehrspolizei. Mänsson wohnte im dritten Stock, der Kollege im vierten, besser hätte man es also gar nicht treffen können, wenn man sehen wollte, was Bengt Mänsson zu Hause so trieb. Die Schlüssel zur Wohnung des Kollegen hatten sie sich bereits auf der Wache gesichert, sowie Thoren ihnen eine Liste mit Mänssons bekannten Adressen gegeben hatte.
     
    Der Kollege war übers Wochenende zu einem größeren Einsatz nach Öland abkommandiert, und er hatte nichts dagegen gehabt, seine Wohnung zu verleihen, nachdem er erst erfahren hatte, worum es ging. War ja auch kein Wunder. So ein kleiner Sondereinsatz übers Wochenende, um den Kollegen von der Droge zu helfen, erzählte von Essen. Gut so, macht die Scheiß-junkies fertig, sagte der Kollege und zuckte mit den Schultern. Ansonsten sollten von Essen und Adolfsson sich ganz wie zu Hause fühlen. Alles stand, wo es eben stand bei einem Verkehrspolizisten von neununddreißig Jahren, Junggeselle.
     
    Als Mänsson in seinem Haus verschwand, hatte Adolfsson in der Wohnung gegenüber bereits Posten bezogen, und ungefähr in dem Moment, in dem Adolfsson Mänssons Füße und Beine durch seinen Hauseingang wandern sah, gesellte von Essen sich zu ihm.
    »Vorhänge hat er auch nicht«, stellte von Essen zufrieden fest.
    »Solche Kulturfexe haben nie Vorhänge«, erklärte Adolfsson, der Mänsson durch sein privates Zeissfernglas mit zwanzigfacher Vergrößerung beobachtete.
     
    Ungefähr zu dem Zeitpunkt, zu dem von Essen und Adolfsson sich in ihrem neuen Starenkasten einnisteten, rief Bäckström an, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Das Objekt sei allein in seiner Wohnung und sehe sich im Fernsehen die Halbachtuhrnachrichten an, erklärte Adolfsson.
    »Er macht also gerade keinen Scheiß«, fragte Bäckström.
    »Abgesehen davon, dass er Nachrichten sieht, nein«, sagte Adolfsson.
    »Ruf mich sofort an, wenn etwas passiert«, sagte Bäckström. »Klar doch, Chef«, sagte Adolfsson.
     
    »Was macht der Typ eigentlich«, sagte Bäckström und sah Rogersson an, der sich soeben um die leeren Biergläser kümmerte.
    »Was hat er denn eben gemacht«, fragte Rogersson.
    »Ferngesehen«, sagte Bäckström. »Wer sitzt denn um diese Zeit vor der Glotze?«
    »Vielleicht hat er nichts Besseres zu tun«, sagte Rogersson.
    »Ich schwör dir, der hat irgendeinen neuen Scheiß am Laufen«, sagte Bäckström.
     
    Adolfssons und von Essens Beobachtungsprotokoll konnte berichten, dass Mänsson den Freitagabend wie folgt verbracht hatte:
    Bis circa einundzwanzig Uhr dreißig hatte Mänsson vor dem Fernseher gesessen und zwischen den Sendern hin und her gezappt. Genau wie alle anderen schien er die Wahl zwischen mehreren Dutzend zu haben. Um kurz nach halb zehn hatte er einige Minuten lang telefoniert. Danach war er in der Küche verschwunden. Hatte Teller aus dem Schrank über dem Spülbecken genommen, allerlei Lebensmittel aus dem Kühlschrank geholt, ein Baguette in Scheiben geschnitten und alles auf einem Tablett arrangiert, das er dann auf den Couchtisch im Wohnzimmer gestellt hatte. Danach war er in die Küche zurückgekehrt.
     
    »Jetzt geht’s los«, sagte Adolfsson zu von Essen, der auf dem Sofa lag und sich im Fernseher des Verkehrskollegen einen Spielfilm ansah.
    »Hat er einen Flaschenzug am Kronleuchter befestigt«, fragte von Essen und ging auf TV4, um die letzten Neuigkeiten nicht zu verpassen.
    »Er öffnet eine Flasche Wein«, sagte Adolfsson. »Und zwei Gläser hat er auch hervorgeholt.«
    »Ei, ei, ei«, sagte von Essen. »Glaub mir, Adolf. Hier sind Damen im Spiel.«
     
    Um zweiundzwanzig Uhr null fünf hielt ein kleinerer Renault vor dem Haus, eine Blondine von Mitte dreißig stieg aus und verschwand in Mänssons Haus. Sie trug eine größere Tasche über der Schulter und in der linken Hand eine Tüte vom staatlichen Alkoholladen, die dem Aussehen nach einen ziemlich großen Weinkarton enthielt. Zwei Minuten darauf erschien sie in Mänssons Wohnung, und um zweiundzwanzig Uhr zehn saßen die beiden bereits auf dem Wohnzimmersofa und rissen sich gegenseitig die Kleider vom Leib. Nach weiteren fünf Minuten hatten sie dann auf ebenjenem Möbelstück Sex. Adolfsson fand die Möglichkeit, seine Aufzeichnungen mit etlichen guten Fotos

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