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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Wohnung im Fröväg im Stadtteil Öster aufgehalten, einen guten Kilometer vom Zentrum von Växjö entfernt. Gleich nach zweiundzwanzig Uhr hatte er Besuch von der Zeugin bekommen, die dann den Sex verweigert hatte. Sie hatte ihn gegen halb elf verlassen, und kaum war sie aus der Tür, da verlegte Mänsson sich aufs Telefonieren.
    Zwischen halb elf und Mitternacht tätigte er insgesamt elf Anrufe von seinem Festnetzanschluss aus. Er rief ausschließlich Frauen an, die er von früher her kannte. Neun schienen nicht zu Hause gewesen zu sein, und offenbar hatte er auf ihren Anrufbeantwortern keine Nachrichten hinterlassen. Mit einer hatte er gesprochen, sie hatte sich aber mit ihm nicht treffen können, da sie bereits vergeben war. Eine weitere hatte den Hörer auf die Gabel geknallt, sowie ihr aufgegangen war, wer da anrief.
    Mänsson war nun in die Stadt gegangen, und da die Dokumentation der beiden folgenden Stunden auf unterschiedlichen Zeugenaussagen beruhte, war sie alles andere als sicher und keineswegs so genau wie zum Beispiel eine ordentliche Telefonkontrolle, und sie war bestenfalls so gut wie eine, bei der Mobiltelefone zur Anwendung gekommen waren. Gleich nach Mitternacht war Mänsson einer der Zeuginnen begegnet, die um diese Tageszeit am häufigsten auftraten, einer Nachbarin, die ihren Hund Gassi geführt hatte und nun dasselbe Haus betrat wie er. Die Zeugin war sich ganz sicher, was Tag, Zeitpunkt und Person anging. Und sie konnte aussagen, dass Mänsson zu Fuß in Richtung Innenstadt gegangen war. Lewin hatte geseufzt und diese Aussage notiert.
    Danach gab es zwei weitere Auskünfte, die darauf hinwiesen, dass Mänsson mindestens eine Kneipe in Växjö besucht hatte. Der Barmann, der ihm gegen halb eins ein großes Bier und eine halbe Stunde darauf noch eins serviert hatte, kannte ihn von früheren Besuchen her, und in dieser Nacht war ihm aufgefallen, dass Mänsson sich nicht in weiblicher Gesellschaft befunden und außerdem einen »gehetzten und aufgewühlten Eindruck« gemacht hatte. Lewin hatte zweimal geseufzt und dann auch diese Mitteilung im Protokoll vermerkt. Der nächste Zeuge wollte Mänsson in einer anderen Kneipe in der Nähe der ersten gesehen haben, irgendwann zwischen ein und zwei Uhr nachts. Er hatte Mänsson auf Zeitungsbildern erkannt. »Ich bin ganz sicher, dass er das war«, hatte er gesagt, und Lewin hatte abermals geseufzt.
    Um Viertel nach zwei besserte sich die Lage. Mänsson rief nämlich von irgendwo in der Innenstadt per Mobiltelefon Lotta Ericsons alte Telefonnummer an. Da Lewin selbst mit der Zeugin gesprochen und die Telefonlisten gesehen hatte, brauchte er diesmal kein einziges Mal zu seufzen.
     
    Unmittelbar um drei Uhr nachts war er, laut ihrer eigenen Analyse des Mordes an Linda Wallin, vor dem Haus aufgetaucht, in dem Lindas Mutter wohnte. Lindas Wagen stand dort, und ganz sicher hatte er ihn erkannt. Mänsson war vermutlich auf eine plötzliche Eingebung hin und in der Hoffnung, Linda vorzufinden, ins Haus gegangen. Das war nicht weiter schwer gewesen, da das Ziffernschloss seit zwei Tagen defekt gewesen war.
    Danach hatte er sich vermutlich in der Tür geirrt, aus demselben Grund, aus dem er die falsche Nummer gewählt hatte, und hatte an der Wohnung geklingelt, die Lindas Mutter in diesem Haus früher bewohnt hatte. Er war die Treppen hinuntergelaufen, sowie er das Hundegebell gehört hatte. Dann hatte er sich die Namensschilder an der Haustür noch einmal angesehen. Hatte eine »L. Ericson« mit der richtigen Schreibweise des Nachnamens gefunden, hatte geklingelt und war von der soeben nach Hause gekommenen Linda eingelassen worden.
     
    Das alles waren natürlich nur Spekulationen, aber da Lewin selbst sie zusammenspekuliert hatte, hegte er keinerlei Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit. Im Gegenteil lieferten sie ihm die Grundlage für weitere Überlegungen, die er auch im Zeitplan verzeichnete. Dass Mänsson Lindas Mutter seit dem Wohnungswechsel nicht mehr besucht hatte. Dass er vermutlich nicht einmal mit ihr darüber gesprochen hatte. Dass Linda ihm offenbar nichts davon erzählt hatte, dass sein Besuch jetzt eine spontane Idee gewesen war, nicht geplant oder vorher beschlossen.
     
    Ungefähr zwischen Viertel nach drei und fünf Uhr morgens war Mänsson am Tatort mit seinem Opfer zusammen gewesen. Gegen fünf Uhr war er aus dem Schlafzimmerfenster gesprungen und aller Wahrscheinlichkeit nach zu Fuß in Richtung seiner Wohnung gegangen. Schon vor halb sechs

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