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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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   wollte
    Dieter erst nach    dem Abendessen den Kommissar aus
    Paderborn anrufen.
    „Wer weiß, welche Hiobsbotschaften er jetzt wieder für uns hat. Dann schmeckt uns das Essen nicht mehr“, sagte ich in böser Vorahnung. Dennoch war ich gespannt, was Dietrich uns zu berichten hatte.
    Erbaulich war sein Bericht allerdings nicht. Bei der Familie Thiele habe es keinen Familienstreit gegeben, klärte er uns am Telefon auf. Mit seinem Einverständnis hatte Dieter den Außenlautsprecher eingeschaltet, sodass ich das Gespräch mithören konnte. Im Gegenteil, so fuhr er fort, die beiden Geschwister seien nahezu unzertrennlich gewesen. Da hätte stets einer für den anderen die Hand ins Feuer gelegt. Für ihn stünde fest, dass der Bruder nichts mit dem Mord an Roswitha zu tun hätte.
    Es gäbe inzwischen auch Hinweise, dass der Bruder selbst Opfer eines Mordes geworden sei. In seinem Rücken und an den Schultern seien von den Gerichtsmedizinern Druckspuren festgestellt worden, die nicht vom Sturz stammen könnten. „Es sieht so aus, als habe jemand mit Gewalt nachgeholfen“, meinte Dietrich.
    „Aber wer dieser Mörder ist, können Sie uns nicht sagen?“, fragte Dieter.
    „Ich weiß es nicht. Wir haben die Besucher der Wewelsburg vernommen, aber wir haben keine brauchbaren Hinweise bekommen. Sie hätten gefeiert und getrunken und nicht mitbekommen, dass Thiele fehle, so haben sie fast gleichlautend erklärt.“ Ich bekam mit, wie der Kommissar seufzte. „Außerdem sind die jungen Leute inzwischen alle wieder abgefahren.“
    Die Namensliste kam mir in den Sinn. Aber bevor ich danach fragen konnte, erwähnte der Kommissar sie. In wenigen Minuten würde er sie uns ins Hotel faxen, versicherte er. „Ich möchte Sie bitten, mir mitzuteilen, wenn Sie etwas Auffälliges gefunden haben“, meinte Dietrich zum Abschied. Er schien enttäuscht.
    „Ich glaube, die Morde an den Geschwistern Thiele werden wir als ungelöst zu den Akten legen müssen. Der Selbstmord des jungen Schlingenhagen wird wohl ebenfalls für immer ein Rätsel bleiben.“
    Er solle nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen, tröstete ihn Dieter. Er lachte gequält.
    „Immerhin gibt es ja noch meinen Freund Tobias Grundler, der nur dafür lebt, alle Mörder dieser Welt dingfest zu machen.“
    Am liebsten hätte ich Dieter wegen dieser Bemerkung kräftig gegen das Schienbein getreten. Aber ich unterließ es, weil ich befürchten musste, bei einer Verletzung noch länger mit ihm zusammen sein und ihn eventuell auch noch pflegen zu müssen.
    Ich ging zur Rezeption und wartete dort auf das zugesagte Fax, das tatsächlich bald vom Gerät ausgespuckt wurde.
    Knapp dreißig Namen hatte der Kommissar aufgeführt, die Adressen waren vollständig angegeben. Aus der Region Aachen waren rund zwanzig Namen verzeichnet. Aus Düren, aus Aachen, aus dem Kreis Heinsberg waren junge Männer und Frauen nach Ostwestfalen in die Jugendherberge auf der Wewelsburg gefahren. Die meisten waren erst am Freitag angekommen und am Sonntag wieder gefahren. Die Namen sagten mir nichts.
    „Da muss ich mal unseren Kommissar Böhnke interviewen“, schlug ich Dieter vor. Der Kommissar der Aachener Kriminalpolizei war mir noch einen bis mehrere Gefallen schuldig. Ich war davon überzeugt, dass er mir behilflich sein würde.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir den Mörder der Schülerin unter diesen Typen finden werden“, vermutete Dieter zweiflerisch. Ich war mir da nicht so sicher.
    Aber Dieter wollte meine Bedenken, die ich nicht begründete und auch nicht begründen konnte, nicht akzeptieren.
    „Wenn wir jeden Einzelnen überprüfen, werden wir feststellen, dass sie fast alle bis Freitag Mittag gearbeitet haben und dann nach Westfalen aufgebrochen sind. Was wollen wir wetten?“, lockte er mich.
    Ich empfand die Wette als müßig.
    „Wahrscheinlich hast du Recht“, sagte ich aus Bequemlichkeit, um meine Ruhe zu haben.
    Dieter schaute noch einmal missmutig auf das Fax.
    „Du kannst sagen, was du willst, aber für mich ist das eine Liste ohne Wert.“
Wehrlos
    In aller Herrgottsfrühe, gewissermaßen mit dem ersten Hahnenschrei, sprang Dieter aus den Federn und riss mich aus meinem tiefen Schlaf. Ich hatte in der Nacht noch lange wach gelegen, während mein Freund schon leise vor sich hin schnarchte, und mir meine Gedanken gemacht.
    Im Gegensatz zu Dieter war ich, bestärkt durch meine nächtlichen Überlegungen, keinesfalls der Meinung, dass die Namensliste

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